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Kirchentag
27.05.2017

Ausgelassene Momente und verbissene Debatten

Strahlende Gesichter beim Abendgottesdienst vor dem Brandenburger Tor. Doch nicht immer geht es so harmonisch zu auf dem evangelischen Kirchentag. „Es steht kein christliches Menschenbild im Parteiprogramm der AfD.“
Foto: imago

Das große Protestantentreffen in Berlin steht unter dem Motto „Du siehst mich“. Überall schauen Kulleraugen treuherzig in die Welt, um sie ein Stück besser zu machen. Warum aber sucht man den Streit mit den Rechtspopulisten der AfD?

Melinda Gates ist eine Frau, wie Protestanten sie lieben. An der Seite von Microsoft-Gründer Bill Gates hat sie es zu etwas gebracht. Aber sie beansprucht ihren Reichtum nicht für sich alleine, sondern sie will großherzig Gutes tun für die Welt. Unglaubliche vierzig Milliarden Dollar stecken in ihrer Stiftung, die vor allem in Afrika Projekte anstößt, die zur Entwicklung der Völker beitragen sollen. Mucksmäuschenstill wird es in der überfüllten Halle 20 der Berliner Messe, als Melinda Gates vor über 3000 Zuhörern auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag erklärt, was bei der Armutsbekämpfung entscheidend sei. Nämlich für die Gesundheit der Menschen sorgen, ihnen mehr Bildung ermöglichen und vor allem die Frauen fördern, weil die Welt sich ohne sie nicht entwickeln lasse.

Die engagierte Amerikanerin bringt in einfachen Worten auf den Punkt, wie sie vorgeht. Genauso eingängig wie das Erkennungszeichen dieses Kirchentags, nämlich zwei Kulleraugen, die treuherzig versichern: „Du siehst mich.“ So lautet das Motto dieses Treffens von mehr als 100000 Protestanten, denen man nachsagt, dass sie ernst und verbissen seien. Hier in Berlin sind sie fähig zu einem freundlichen Lächeln, sie rollen ihren Programmzettel zum Fernrohr zusammen, um ihre Mitmenschen aufmerksam anzugucken. Eckart von Hirschhausen, der Arzt und Kabarettist, kam auf die Idee, dem Kirchentag mit diesen Kulleraugen eine lockere Note zu verleihen. Er erfand auch die „Du-siehst-mich-Geste“. Jeden Mittag bleiben die Leute auf diesem Kirchentag Punkt 13.29 Uhr stehen, rollen ihre Hände zum Fernglas, um auf etwas zu schauen, das ihr Augenmerk verdient.

„Du siehst mich“, ist eigentlich auf Gott gemünzt. Doch es passt auch für den Umgang miteinander. Wahrnehmen, wie es den anderen geht – den Fernen wie den Nahen. Denn mit der Flüchtlingskrise schwappen die Probleme unübersehbar nach Europa. Und es gibt heftige Abwehr, die in der Alternative für Deutschland (AfD) ihre Partei gefunden hat. Machte der Katholikentag 2016 in Leipzig noch einen großen Bogen um die Rechtspopulisten, trauen sich die Evangelischen an sie heran, denn: „Kirchentag heißt zuhören, nachfragen, miteinander reden“, sagt Moderatorin Bettina Warken. Mit unerschütterlicher Gelassenheit besänftigt sie immer wieder erregte Zwischenrufer und Tumult, der das Gespräch zu ersticken droht.

Anette Schultner, Vorsitzende des Bundesverbands Christen in der AfD, sitzt in der Sophienkirche, in der schon der amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King 1964 gepredigt hat, neben dem Berliner Bischof Markus Dröge. Sie sind keine Freunde und werden keine Freunde. „Ich finde Ihre Position sehr problematisch“, sagt Dröge. Die Partei „schürt Ängste, sät Misstrauen und predigt Ausgrenzung“. Als Christ werde man dort als Feigenblatt missbraucht: „Es steht kein christliches Menschenbild im Parteiprogramm der AfD.“ Schultner nimmt derlei als Steilvorlage zum Angriff. Die Kirche betreibe eine gezielte Dämonisierung der AfD. „Ich wünsche mir, dass die Kirche ihre Kernaufgabe erfüllt und das Evangelium verkündigt, anstatt sich linkspolitisch zu betätigen“, sagt Schultner, die in eine Freikirche übergewechselt ist. In der Bibel sei es nun einmal „völlig undenkbar“, dass ein Fremder die gleichen Rechte beanspruchen darf. Nächstenliebe sei „etwas, das mich persönlich anspricht“, sie heiße aber nicht: Liebe alle Menschen auf der Welt.

Wie wäre es dann wenigstens mit denen, die kaum beachtet werden, obwohl sie in ihrer täglichen Arbeit Wichtiges leisten: die Küchenkräfte in der Kindertagesstätte oder die Reinigungskräfte, die im Morgengrauen anrücken? Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) lenkt auf sie den Blick in ihrer Bibelarbeit. Freimütig bekennt sich die ostdeutsche Politikerin als Christin. Im Jahr 2010 ließ sich die konfessionslos aufgewachsene Tochter eines Schlossers und einer Verwaltungsangestellten zusammen mit ihrem Ehemann und ihrem Sohn taufen und trat in die mecklenburgische Landeskirche ein. „Bei Gott ist nichts unmöglich, ist ein Satz, der ungeheure Kraft geben kann“, sagt sie. Denn er wirke nicht an den Menschen vorbei, „sondern durch unsere Entscheidungen“. Zum Beispiel durch die junge Afghanin Malala Yousafzai, die sich selbst nach einem Mordanschlag der Taliban auf sie unbeirrt für Mädchenbildung in ihrer Heimat einsetzte. Sie erhielt dafür 2014 den Friedensnobelpreis. „Warum sehen wir selbst hier auf dem Kirchentag nur auf die Mächtigen und Prominenten?“, giftet Manuela Schwesig ein bisschen gegen den Hype um das Spitzentreffen von Barack Obama und Angela Merkel vor dem Brandenburger Tor. „Wir, das sind wir alle. Und wer sie sieht, macht unser Land ein Stück gerechter“, schließt die Ministerin ihre Bibelarbeit.

An die wohltätige Kraft von privaten Spenden glaubt der englische Philosoph William MacAskill. Er hat selbst ausprobiert, dauerhaft einen Teil seines Einkommens zur Armutsbekämpfung zu spenden. Eine einfache Lösung mit angeblich großem Effekt, gab der junge Professor den Kirchentagsbesuchern mit auf den Weg. Sie setze nur voraus, selbst möglich viel zu verdienen… Gerd Müller, der Bundesminister für Entwicklung, appelliert zwar auch: „Liebe Christen, wir müssen neu teilen lernen!“ Aber der CSU-Politiker aus dem Allgäu, beseelt vom Ziel, eine Welt ohne Hunger zu schaffen („das ist möglich!“), denkt im Maßstab von fairem Handel und ökologischen Mindeststandards im globalen Wirtschaften. Zum Beispiel existenzsichernde Löhne für Menschen, die für uns die Klamotten nähen.

Was wäre ein Kirchentag ohne Heini und Reini, wie Kabarettisten das inzwischen unzertrennliche Gespann von Heinrich Bedford-Strohm, den Vorsitzenden des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland, und Kardinal Reinhard Marx, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, nennen. In ihrer Bibelarbeit geht es um die Aussöhnung der zerstrittenen Brüder Jakob und Esau. Eigentlich aber geht es um den Stand der ökumenischen Aussöhnung der Konfessionen. Treuherzig versichern sich die beiden Duzfreunde: „Wir wollen zusammen gehen.“ Was am Ende herauskommt? Sie wissen es nicht. „Es gibt auch noch den Heiligen Geist“, betont der EKD-Vorsitzende. Anschauen tun sie sich auf jeden Fall.

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