Bettina Wulff: "Sich zu wehren ist ihr gutes Recht"
Bettina Wulff geht mit Abmahnungen und Klagen gegen Gerüchte vor, sie habe als Prostituierte gearbeitet. Die Reaktionen darauf sind geteilt. Hier Pressestimmen und Blogs.
Die frühere First Lady Bettina Wulff wehrt sich gegen die seit langem kursierenden Gerüchte, sie habe als Prostituierte oder Escort-Dame gearbeitet. Wer diese Behauptungen über ihr Vorleben verbreitet hatte, muss nun mit Abmahnungen oder Klagen rechnen. Zudem will Bettina Wulff erreichen, dass Google ihren Namen bei der sogenannten Autovervollständigung von Suchanfragen nicht mehr mit solchen Behauptungen in Verbindung bringt.
Der juristische Kampf wurde am Wochenende von vielen Medien und Bloggern aufgegriffen. Bettina Wulff habe völlig Recht, wenn sie gegen Verleumdungen vorgehe, hieß es oft. Dennoch stellen sich Kommentatoren auch die Frage: Warum geht die PR-Spezialistin Wulff genau jetzt damit an die Öffentllichkeit - kurz vor Erscheinen ihres neuen Buches? Hier Reaktionen und Pressestimmen zum Fall:
"Geschäftstüchtige und mutige Frau"
"Die Frage, warum Bettina Wulff ausgerechnet jetzt gegen die Rotlicht-Gerüchte mit rechtlichen Mitteln kämpft und in die Öffentlichkeit geht, ist schnell beantwortet. Ein besseres und preiswerteres Instrument zum Verkauf ihrer noch im September auf den Markt kommenden Biografie gibt es auf dem Medienmarkt nicht. Bettina Wulff ist eine geschäftstüchtige und auch mutige Frau. Alle Voraussetzungen für einen Bestseller sind jetzt gegeben." Flensburger Tagblatt
"Zur Beeinflussung von Google-Stichwörtern gibt es noch eine völlig andere Möglichkeit, die hier nicht unterschlagen werden soll, auch wenn sie das Drama der Wulffs noch einmal unterstreicht. Man kann auch über Jahre hinweg auf positive Verknüpfungen hinarbeiten. (...) Bei "Veronica Carstens" und "Mildred Scheel" zum Beispiel steht bei Google eine Verknüpfung mit dem Wort "Stiftung". Dahinter steckt kein PR-Trick und auch keine Intervention eines Anwalts, sondern eine Lebensleistung." Hannoversche Allgemeine Zeitung
"Dass die 38-Jährige das irgendwann nicht mehr weglächelt, sondern die Tuschler zum Schweigen bringen will, ist verständlich." Der neue Tag
"Bettina Wulffs Kampf war bisher juristisch sehr erfolgreich. Ob das beim Gegner Google so bleibt? Das US-Unternehmen präsentiert sich stereotyp als Unschuld vom Lande, egal ob es mit dem geistigen Eigentum anderer Leute Geld macht, oder ob es einer Verleumdung Öffentlichkeit verschafft. Die Google-Empfehlung reflektiere ja nur das Interesse der Nutzer, sagt der Konzern und verschweigt, dass er mehr tut. Man gebe der Suchmaschine den Buchstaben "B" ein, nicht mehr, und staune über das Ergebnis." Braunschweiger Zeitung
"Der juristische Kampf verdient Respekt"
"Der juristische Kampf von Bettina Wulff gegen Rotlicht-Verleumdungen und Gerüchte über ihr angebliches Vorleben als Prostituierte verdient Respekt. Der ehemaligen First Lady unseres Landes wurde übel mitgespielt. Sie hat die Gerüchte über ihre Vergangenheit lange ertragen und ignoriert - aus Rücksicht auf das hohe Amt, das ihr Ehemann inne hatte. Nun war die Schmerzgrenze erreicht." Westfalen-Blatt
"Die Gerüchte über das Privatleben der Bettina Wulff aus einer Zeit, in der sie noch nicht Frau Wulff war, sind hässlich. Niemand muss sich gefallen lassen, wenn solche Dinge über ihn verbreitet werden. Dennoch sind Zeitpunkt sowie Art und Weise, wie sie nun gegen Medien und Google vorgeht, zweifelhaft. Denn Bettina Wulffs Prominenz ist geschwunden. Kaum jemand interessiert sich noch für alte Gerüchte. Pünktlich zum Erscheinen ihres Buchs lässt Frau Wulff ihre Anwälte dennoch eine Abmahn-Aktion verschärfen, die Aufmerksamkeit bringt." Kölner Stadtanzeiger
"Die Gerüchte über angebliche Verbindungen Bettina Wulffs zum Rotlicht-Milieu sind nicht neu. Hinter vorgehaltener Hand bekam man sie seit geraumer Zeit aufgetischt. Dass Wulff sich nun öffentlich dagegen wehrt, ist ihr gutes Recht." Allgemeine Zeitung (Mainz)
"Die Konsequenz aus dem Fall Bettina Wulff kann nur sein, das Internet endlich kritischer zu sehen und nicht bei jedem Versuch, unsere Rechtsordnung auch dort durchzusetzen, reflexartig Zensur zu rufen. Es wäre ein zivilisatorischer Rückschritt, wenn es im Internet weiter erlaubt würde, die Regeln unseres Zusammenlebens außer Kraft zu setzen." Sprengsatz.de/Michael Spreng
"Warum sollte Bettina Wulff, insbesondere wenn die kolportierten Geschichten über ihre Vergangenheit schlicht unwahr sind, entsprechende Behauptungen und Andeutungen hinnehmen müssen? Wollen wir, dass die Angst vor dem Streisand-Effekt dazu führt, dass sich Opfer von Lügen nicht gegen sie wehren?" stefan-niggemeier.de
Google handelt opportunistisch
"Bettina Wulff gegen Google - das ist eine Auseinandersetzung zwischen der einstigen First Lady der Republik und einem Weltkonzern, der eigene Regeln hat." süeddeutsche.de
"Google wählt aus, was als anstößig gelten, was sich als geschäftsschädigend herausstellen könnte. Rechtlich könnte Google mit der Haltung im Fall Bettina Wulff in Deutschland durchkommen. Ethisch jedoch ist das Verhalten des Konzerns fragwürdig: Google handelt opportunistisch. Das ist angesichts der publizistischen Macht des Quasi-Monopolisten beunruhigend." Spiegel Online bo
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