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Syrien-Konflikt
19.07.2017

Bruder Dschihad, wie lebt es sich mitten im Syrien-Krieg?

„Wir haben uns immer gefragt, wann es uns trifft“: Bruder Dschihad (links) betet in der Kapelle des Klosters Dar Mar Musa al-Habaschi.
2 Bilder
„Wir haben uns immer gefragt, wann es uns trifft“: Bruder Dschihad (links) betet in der Kapelle des Klosters Dar Mar Musa al-Habaschi.
Foto: Simon Kremer, dpa

In der syrischen Wüste halten einige Mönche die Stellung in einem uralten Kloster. Immer wieder geraten sie zwischen die Fronten. Jetzt redet ein Mönch Klartext.

Beim ersten Mal kommt der Krieg von hinten. Er schleicht sich durch das enge Tal zwischen den Felsen, öffnet die Gatter und nimmt etwa einhundert Ziegen mit, dazu noch ein paar Ackergeräte. Dann überlässt er die Mönche wieder der Stille der Wüste. Beim nächsten Mal bleibt der Krieg für 25 Tage und reibt eine kleine Stadt in der Nähe auf. Und dann entführt er zwei ihrer Brüder.

„Wir haben uns immer gefragt, wann es uns trifft“, sagt Bruder Dschihad. Der Mönch heißt ausgerechnet so wie das arabische Wort, das im Islam für die Pflicht der Gläubigen steht, ihre Religion zu verbreiten – nach Vorstellung von Fundamentalisten auch mit Gewalt. Im Westen wird es deshalb mit „Heiliger Krieg“ übersetzt. Dschihad ist aber auch ein durchaus gängiger Vorname im arabischen Sprachraum, der so viel bedeutet wie „sich bemühen, sich anstrengen“. Und Bruder Dschihad ist auch kein Moslem, sondern Christ.

Bis zum nächsten Ort sind es mehr als 15 Kilometer

Der Mann mit den kurz geschorenen Haaren sitzt auf der breiten Terrasse seines Klosters und blickt hinunter auf die Ebene, die sich fast vierhundert Stufen tiefer in der Wüste ausbreitet. Im Hintergrund klappert Mitbruder Budrus in der Küche und bereitet sämige Linsensuppe und selbst gemachten Käse für das Mittagessen vor. Drei Mönche und zwei Nonnen leben noch in Dar Mar Musa al-Habaschi, übersetzt: Kloster des Heiligen Moses von Abessinien. Es befindet sich rund 80 Kilometer nördlich der syrischen Hauptstadt Damaskus. Wie ein Schwalbennest klebt das steinerne Gebäude am Fels der Al-Kalamun-Berge. Die nächste Ortschaft ist mehr als 15 Kilometer entfernt.

„Die Menschen haben die Stille hier geliebt“, erzählt Dschihad. Die Stille der Wüste, der unendliche Sternenhimmel und die Kargheit des Ortes machen Mar Musa einst zu einem Pilgerort für Christen und Muslime aus der ganzen Welt. Als der italienische Jesuit Paolo dall Oglio 1982 auf die Ruinen aus dem 6. Jahrhundert stößt, ist er fasziniert von diesem Ort. 1991 gründet er schließlich eine eigene Ordensgemeinschaft.

Wie ein Schwalbennest klebt das Kloster Dar Mar Musa al-Habaschi an den Hängen des Al-Kalamun-Gebirges in Syrien.
Foto: Simon Kremer, dpa

Zwischenzeitlich pilgern jedes Jahr fast 30.000 Menschen nach Mar Musa. Gerade bei Rucksackreisenden und Studenten ist das Kloster beliebt. Mar Musa gilt als „Taizé des Orients“. Statt Geld zu geben, helfen die Gäste in der Küche und auf den Feldern oder schleppen Steine durch das Wadi hinter dem Kloster, um in der Einsamkeit einen Altar zu bauen. So ist das – damals.

"Als wir hier in Angst gelebt haben, haben wir uns gefragt, ob es Gott wirklich gibt oder nicht"

Inzwischen kommt nur noch ab und an jemand aus dem Nachbarort vorbei. Denn seit 2011 herrscht Bürgerkrieg. Einer der weltweit grausamsten weil opferreichsten Konflikte seit 1945. Als das Kloster zwischen die Fronten von Rebellen und syrischer Armee gerät, fürchtet die Gemeinschaft um ihr Leben. „Als wir hier in Angst gelebt haben, haben wir uns gefragt, ob es Gott wirklich gibt oder nicht“, sagt Dschihad. Der 39-jährige Mönch verbringt einsame Tage in der Klosterkapelle, in der der Kerzenschein über die ausgekratzten Gesichter von jahrhundertealten Fresken flackert. Er sagt: „Wenn man selbst solche Erfahrungen gemacht hat, dann kann man die Menschen besser verstehen, die in Not sind.“

Die Christen sind in Syrien tief verwurzelt. Zahlreiche Klöster und andere kirchliche Einrichtungen zeugen von einer jahrtausendealten Geschichte. Von den etwa 21 Millionen Menschen, die 2011 in Syrien leben, sind – je nach Schätzung – 1,3 bis zwei Millionen Christen verschiedener Konfessionen. Besonders stark ist die griechisch-orthodoxe Kirche vertreten. Katholische Gemeinschaften wie die von Bruder Dschihad gehören zur Minderheit.

Lange Zeit können Christen in Syrien besser leben als in vielen anderen arabischen Ländern. Viele von ihnen unterstützen Staatschef Baschar al-Assad. Weil sie ihre Religion weit gehend frei leben können, wenn sie sich „an den vorgegebenen politischen Rahmen“ halten, sagt der Ostkirchen-Experte Dietmar Winkler von der Universität Salzburg. Weil muslimische Extremisten in Friedenszeiten halbwegs unter Kontrolle gehalten werden. Aber auch, weil Christen keine Alternative hätten, betont Winkler. „Wenn Assad fällt, was passiert dann? Der Einfluss des fundamentalistischen Islam ist im Land bereits so stark, dass es für die Christen dann ganz düster aussehen würde“, sagt der Professor in der Zeitschrift Information Christlicher Orient.

Längst hat der Krieg ihr Leben dramatisch verändert. Nach Einschätzung des christlichen Hilfswerks Open Doors wird die Opposition zunehmend islamisiert, der Bürgerkrieg entwickele sich „zu einer Art Dschihad gegen die syrische Regierung“. Wo Christen als Assad-Anhänger wahrgenommen werden, steige die Gefahr von Übergriffen. Die sind besonders zu befürchten in Gegenden, die vom Islamischen Staat kontrolliert werden. So kostet ein koordinierter Bombenangriff auf zwei von Christen betriebene Restaurants Ende 2015 allein 16 Menschen das Leben. Seitdem gibt es bei Anschlägen auf Kirchen und andere christliche Ziele immer wieder Tote. Nach sechs Jahren Krieg dürfte gut die Hälfte der einst bis zu zwei Millionen Christen aus dem Land geflohen sein.

"Jeden Abend haben wir uns neu entschieden, zu bleiben"

Bruder Dschihad sagt, im Gegensatz zu vielen Kirchenoberen könne er verstehen, wenn so viele Christen Syrien verlassen. „Vor dem Krieg haben wir dieses Bild überschätzt, dass wir alle ein Volk sind“, redet er Klartext. „Der Krieg hat offen gelegt, dass dieses Idealbild nicht stimmt und dass Christen und Muslime in Syrien eigentlich nur wenig miteinander zu tun hatten.“ Wegen solcher Aussagen wird die syrisch-katholische Gemeinschaft kritisch von anderen Kirchen betrachtet. Wobei: Sind solche Worte womöglich einfach nur ehrlich?

Eine kleine Glocke durchbricht die Stille und ruft zum Gebet. Dschihad zieht die Schuhe aus und schlüpft gebückt durch eine niedrige Tür in die Kapelle. Ein Lichtstrahl fällt durch ein schmales Fenster im Gemäuer, Teppiche liegen auf dem Boden wie in einer Moschee. „Wir merken, dass wir im Gebet viel Zuspruch aus der ganzen Welt bekommen“, erzählt Dschihad. Und auch finanziell wird die Gemeinschaft unter anderem aus Europa unterstützt. Wenngleich man für fünf Menschen ja nicht viel brauche, sagt Dschihad und lächelt. Aber es sei gut zu wissen, dass man nicht vergessen sei. Im benachbarten Al-Nabek sprechen sie von „unseren Mönchen“, obwohl in der 50.000-Einwohner-Stadt nur noch 300 Christen leben. Als der Ort zerstört wird, helfen die Mönche dabei, 70 Häuser wieder aufzubauen.

Die Gesichter der Fresken an den Wänden des Klosters Dar Mar Musa al-Habaschi waren bereits vor dem Bürgerkrieg in Syrien herausgekratzt worden.
Foto: Simon Kremer, dpa

Im Kloster überlegen die Mönche und Nonnen immer wieder, ob sie bleiben sollen oder nicht. Als ihr Gründer Pater Paolo vom IS in Al-Rakka entführt wird, als die Dschihadisten das zweite Kloster der Gemeinschaft in der Nähe von Homs mit Bulldozern zerstören, als 13 Nonnen aus dem Christendorf Maalula entführt werden. „Aber jeden Abend haben wir uns neu entschieden, zu bleiben.“

In Mar Musa wollen sie den Gedanken der Verständigung zwischen den Religionen nicht aufgeben. „Gerade nach dem Krieg müssen wir eine Brücke zwischen den Menschen bauen“, sagt Bruder Dschihad. „Da ist viel kaputt gegangen.“ Nun wartet er auf das Ende des Krieges. Derzeit ist die Front ein gutes Stück entfernt. Unten im Tal nähert sich ein Auto. Eine syrische Familie parkt und packt einen Picknickkorb aus. Ein Picknickkorb mitten im Krieg... mit dpa

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