Carstensen: "Von Boetticher tut mir unendlich leid"
Schleswig-Holsteins CDU-Spitzenkandidaten von Boetticher stolperte über eine Beziehung zu einer 16-Jährigen. Dazu äußert sich nun Ministerpräsident Peter Harry Carstensen.
Der Rücktritt des Spitzenkandidaten Christian von Boetticher hat die Planungen der CDU in Schleswig-Holstein schwer zurückgeworfen. Gegenüber der Welt äußert sich Peter Harry Carstensen zur mittlerweile als "Lolita-Affäre" bekannten Liebesbeziehung Boettichers zu einer 16-Jährigen. Er spricht dabei auch über seine lange Zeit vergeblichen Bemühungen, von Boetticher zum Rücktritt zu bewegen.
Unterredung mit Boetticher
"Das kann man erstmal nicht in Worte fassen", antwortete Carstensen in einem Interview gegenüber Welt Online auf die Frage, wie er mit der Nachricht umgegangen sei, dass von Boetticher wohl eine Beziehung mit einer 16-Jährigen gehabt haben soll. Ihm sei schnell klar gewesen, dass von Boetticher das Problem selbst auflösen müsse, so der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein.
Von Boetticher selbst sei dies nicht sofort klar gewesen. Es habe gedauert, bis die beiden Zeit zu einer Unterredung bezüglich des heiklen Themas gefunden hätten, Carstensen selbst habe von den Gerüchten das erste Mal am 13. Juli erfahren. Knapp zwei Wochen später habe von Boetticher seinem politischen "Ziehvater" Carstensen die Beziehung zu der 16-jährigen Schülerin gestanden.
"Ich habe ihm gesagt, Christian, die Sache ist ernster als du denkst. Du kannst dich nicht allein auf die Rechtslage zurückziehen. Es gibt auch eine politische Dimension. Die musst du erkennen. Die musst du besprechen. Und dann musst du offen und offensiv damit umgehen", so Carstensen gegenüber Welt Online. Daraufhin habe von Boetticher ihm versprochen, sich mit Freunden zusammenzusetzen.
"Lolita-Affäre"
Als die "Lolita-Affäre" vermehrt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückte, und von Boetticher noch immer keine Konsequenzen gezogen hatte, riet Carstensen seinem designierten Nachfolger: "Christian, die Geschichte geht schief. Zieh' bitte die nötigen Konsequenzen. Mach die Dinge öffentlich und gib deine Spitzenkandidatur zurück." Gleichzeitig informierte er die Bundeskanzlerin, die "nicht amüsiert war". Wenige Tage später verkündete von Boetticher seinen Rücktritt.
Enttäuscht sei Carstensen aber nicht von seinem "Kronprinzen". "Ich habe Christian von Boetticher damals vorgeschlagen wegen seiner exzellenten Leistungen als Minister. Das bleibt auch. Jetzt haben wir eine Situation zu bewältigen, mit der wir alle nicht gerechnet haben", so Carstensen in dem Interview.
Daran gedacht, selbst für eine weitere Amtszeit zu kandidieren habe er allerdings nicht, obwohl er gefragt worden sei. Von Boetticher tue ihm unendlich leid, seit dessen Rücktritt habe er aber noch nicht mit ihm gesprochen. AZ
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