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Interview
03.09.2018

„Chemnitz hat mir Angst gemacht“

Wieder zu Hause vor dem Ulmer Münster: „Anfangs war ich traurig“, sagt die Neu-Ulmer Journalistin Mesale Tolu, nachdem sie nach ihrer Rückkehr viele Hassbotschaften bekommen habe. „Ich will an meinem Prozess teilnehmen und rechtlich alles tun, um freigesprochen zu werden. Natürlich können mit der Rückreise Risiken verbunden sein.“
Foto: Sebastian Gollnow, dpa

Die monatelang inhaftierte Neu-Ulmer Journalistin Mesale Tolu spricht über ihre Rückkehr nach Deutschland. Die 33-Jährige erzählt, wie sie mit Hass-Mails, rechtsradikalen Tendenzen und ihrem Prozess in der Türkei umgeht

Frau Tolu, vor zwei Wochen durften Sie, für viele überraschend, die Türkei verlassen, auch wenn der Prozess dort gegen Sie andauert. Gab es zum Wiedersehen in Ihrer Neu-Ulmer Heimat eine große Party?

Nein, nur ein Abendessen im kleineren Kreis. Es gab gefüllte Weinblätter. Die Stimmung war trotz aller Freude getrübt. Ich habe meinen Mann Suat Corlu zurücklassen müssen, auch viele Freunde.

In Deutschland haben sich viele Menschen für Ihre Freilassung eingesetzt. Aber Sie haben auch Hass-Mails bekommen, auf Twitter fanden sich teils unglaublich üble Beleidigungen, wohl wegen Ihrer Kritik an der türkischen Regierung. Wie gehen Sie damit um?

Anfangs war ich traurig. Meine Familie hat mir geraten, nicht jedes Wort ernst zu nehmen. Blockiert werden nur Hassbotschaften, die mich direkt beleidigen. Ich selbst bin tolerant, ich habe auch – das betone ich immer wieder – Verständnis für Wähler der Regierungspartei AKP. Ich beschimpfe niemanden.

Kurz nach Ihrer Rückkehr gab es die Bilder von Ausschreitungen in Chemnitz. Was haben Sie dabei empfunden?

Das hat mir Angst gemacht. Es gibt ja in einigen Ländern einen gefährlichen Rechtsruck. Aber in Deutschland haben wir doch die Diktaturen in der Schule behandelt. Wir wissen doch, dass es bei uns eine Zeit gab, in der Menschen systematisch gehetzt, vertrieben oder umgebracht wurden. Da fürchtet man schon, dass sich so etwas wiederholen könnte. In der Türkei habe ich gesagt, ich wolle in die Sicherheit und Geborgenheit in Deutschland zurückkehren – und dann diese Bilder aus Chemnitz. So fing es einst an. Damals hat man das so lange toleriert, bis es zu spät war.

Man hielt Sie noch in der Türkei fest, als der Fußballstar Mesut Özil sich mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan fotografieren ließ. Hat Sie das geärgert?

Es ist natürlich seine Entscheidung. Aber zeitlich gesehen war es schon problematisch, weil zur selben Zeit in der Türkei große Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung waren. Allerdings gibt es auch viele Fotos von Politikern mit Herrn Erdogan, an denen niemand Anstoß nahm. Ich denke, die Sache wurde zu sehr hochgekocht, und Özils Manager ebenso wie der DFB sind damit nicht besonders geschickt umgegangen. Kritisieren mag ich Özil dafür aber nicht.

Präsident Erdogan kommt nach Deutschland, die Türkei sucht angesichts wirtschaftlicher Probleme wieder eine Annäherung an den Westen. Hat das bei Ihrer Ausreisegenehmigung eine Rolle gespielt?

Dieser Verdacht wäre wohl auch schon früher geäußert worden. Ich habe mich drei Mal vor Gericht verteidigt und routinemäßig Einspruch erhoben. Aber es war sicher im türkischen Interesse, dieses Problem zu lösen. Außenminister Heiko Maas hat darauf hingewiesen, dass noch sieben Deutsche aus politischen Gründen in der Türkei inhaftiert sind und dass vor einer Normalisierung der Beziehungen diese Fälle gelöst werden müssen. Ebenso wichtig ist, dass die Türkei zur Demokratie zurückkehrt, sonst kann es dort immer gefährlich werden – längst nicht nur für Deutsche.

Sie wollen zur Fortsetzung Ihres Prozesses am 16. Oktober in die Türkei reisen. Aber was, wenn Sie wieder ins Gefängnis müssen?

Ich will klarmachen, dass ich nur als Journalistin tätig war und all die Vorwürfe gegen mich in einer Demokratie keinerlei Konsequenzen gehabt hätten. Ich will an meinem Prozess teilnehmen und rechtlich alles tun, um freigesprochen zu werden. Natürlich können mit der Rückreise Risiken verbunden sein, die werde ich in Absprache mit meinen Anwältinnen abwägen und dann eine Entscheidung treffen.

Serkan, Ihr nun dreijähriger Sohn, war mehrere Monate zusammen mit Ihnen im Gefängnis. Wie hat der Junge das verkraftet?

Er war damit eines von rund 700 Kindern, die in der Türkei mit ihren Müttern im Gefängnis sind. Anfangs ging es ihm schlecht. Ich habe ihm erklärt, dass das Gefängnis nicht der Ort ist, an dem ich sein wollte. Aber die anderen Frauen haben mich sehr unterstützt und alles getan, um Serkan das Leben irgendwie zu verschönern.

Wie geht es weiter für Serkan und Sie?

Er kommt bald in den Kindergarten. Ich suche eine Wohnung für uns und einen Job für mich, am liebsten als Journalistin.

Wann entscheidet sich, wie der Fall Ihres Mannes ausgeht?

Er hat jetzt wieder Einspruch eingelegt. Vorher hat er sich fast allein um meinen Fall gekümmert, immer wieder neue Beweise und Unterlagen zusammengetragen und mit den Anwälten beraten. Er ist eigentlich der Held, der sich um meine Ausreise gekümmert hat. Jetzt, nachdem wir hier sind, kann er sich besser um seinen eigenen Fall kümmern. Interview: Thomas Burmeister, dpa

Person Die in Ulm geborene Journalistin und Übersetzerin Mesale Tolu entstammt einer kurdisch-türkischen Familie. Die 33-Jährige studierte Spanisch und Philosophie. 2016 ging sie in die Türkei, um für eine linke Nachrichtenagentur zu arbeiten. Nach ihrer Festnahme im April 2017 saß die deutsche Staatsbürgerin mehr als sieben Monate in Untersuchungshaft. Sie hatte als Reporterin an Veranstaltungen linker Gruppen teilgenommen und wurde wegen Terrorpropaganda und Unterstützung von Terroristen angeklagt. Im Dezember wurde Tolu entlassen, am 20. August hob ein Gericht das Ausreiseverbot gegen sie überraschend auf.

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