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Politik
02.11.2012

Christian Wulff und Olaf Glaseker: Ein Freund, ein guter Freund

Christian Wulff und Olaf Glaeseker waren unzertrennlich. Als Wulff in den Affärensumpf gerät, lässt er seinen Intimus fallen. Die Geschichte einer zerbrochenen Beziehung.

Männerfreundschaften halten eine Menge aus: wechselnde Ehefrauen, ständige Umzüge, monatelange Funkstille, unterschiedliche politische Ansichten. In dem Moment jedoch, in dem einem der Männerfreunde sein Erfolg zu Kopf steigt, zerbricht etwas.

Dies ist die Geschichte zweier Männer, die am Anfang nicht viel mehr verbindet als ein enges Arbeitsverhältnis, deren Leben aber bald miteinander verflochten sind wie die eines alten Ehepaares – bis zu dem Tag, an dem Christian Wulff zum Bundespräsidenten gewählt wird und seinen Sprecher Olaf Glaeseker aus Hannover nach Berlin holt. Dem Tag, an dem die Erosion einer ungewöhnlichen politischen Freundschaft beginnt.

Wulff verliert die Bodenhaftung

Wie Wulff sein Haus finanziert und seine Ferien verbringt, interessiert am 30. Juni 2010 noch niemanden. Einige seiner Weggefährten aber spüren schon bald, dass sich etwas verändert, dass der erste Mann im Staate argwöhnischer wird, wie sie sagen, und zugleich fordernder. Dass er Vertrauten nicht mehr vertraut und genau die Bodenhaftung zu verlieren droht, die ihn als Ministerpräsident zu einem der populärsten Politiker der Republik gemacht hat. Gelegentlich redet er im kleinen Kreis plötzlich, als bestimme keineswegs nur die Kanzlerin die Richtlinien der Politik. „Obama und ich“, sagt Wulff dann.

Ein knappes Jahr nach den ersten Berichten über seinen umstrittenen Kredit und seine Urlaube bei befreundeten Unternehmern steht nicht nur er vor den Trümmern seiner Karriere, sondern auch der Mann, dessen geschickter PR-Arbeit Wulff seine Karriere zu großen Teilen verdankt – sein langjähriger Intimus Glaeseker. Der gelernte Journalist aus Oldenburg und der aufstrebende Landespolitiker aus Osnabrück haben mehr als ein Jahrzehnt lang in einer fast schon symbiotischen Beziehung zusammengearbeitet, in der der eine kaum noch ohne den anderen sein konnte. Heute reden sie nicht mehr miteinander.

Glaseker erzwingt Aussprache - ohne Erfolg

Auch der Versuch einer Aussprache, Mitte Juni von Glaeseker sanft erzwungen, führt zu nichts. Im Gegenteil: Zwei Wochen nach dem Treffen im Haus der Glaesekers in Steinhude bei Hannover klingt Wulff in seiner Vernehmung bei der Staatsanwaltschaft plötzlich so, als kenne er seinen Ex-Sprecher in Wirklichkeit gar nicht so gut, wie jeder annimmt. Vor allem um seine Urlaube, erzählt er den Beamten dort, habe der Herr Glaeseker, den er sonst Olaf nennt, stets ein Geheimnis gemacht. Seit diesem Tag ist klar: Wulff hat seinen früheren Vertrauten fallen gelassen, über den er in besseren Zeiten gesagt hat, zwischen ihnen gebe es „sehr viel an Übereinstimmung, ohne dass man sich darüber unterhalten muss“.

Wie sein alter Chef steht auch Glaeseker im Verdacht, Dienstliches und Privates nicht sauber getrennt zu haben. In seinem Fall geht es um eine Veranstaltungsreihe der Bundesländer Baden-Württemberg und Niedersachsen in den Jahren 2007 bis 2009, den sogenannten Nord-Süd-Dialog, für den der damalige Regierungssprecher Glaeseker Sponsoren geworben haben und dafür mit kostenlosen Aufenthalten in den Häusern des umtriebigen Partymanagers Manfred Schmidt in Spanien und Frankreich belohnt worden sein soll – immerhin hat Schmidt mit dem Nord-Süd-Dialog eine sechsstellige Summe verdient.

Glaseker äußert sich nicht zu Vorwürfen

Glaeseker selbst hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert, das werden seine Berliner Anwälte demnächst für ihn tun. Da Schmidt und er aber seit den neunziger Jahren befreundet sind und auch vorher schon gelegentlich miteinander Urlaub gemacht haben, dürfte die Staatsanwaltschaft ihre Mühe haben, den Verdacht der Bestechlichkeit zu beweisen. Teilweise haben Glaeseker und seine Frau Vera auch Schmidt eingeladen – indem sie ihm, zum Beispiel, die gemeinsame Anfahrt im Autoreisezug spendierten.

Noch laufen beide Verfahren, das gegen Wulff, dem die Staatsanwaltschaft Vorteilsnahme im Amt vorwirft, und das gegen seinen ehemaligen Sprecher, den er im Dezember 2011 in den einstweiligen Ruhestand schickt, als er selbst immer stärker unter Druck gerät. Im Flurfunk des Präsidialamtes ist es damals schon ein offenes Geheimnis, dass das Verhältnis zwischen den beiden nicht mehr so eng ist wie früher, in Hannover. Gelegentlich spielen sie zwar nach Feierabend noch mit Wulffs Ehefrau Bettina und ein paar Leibwächtern Basketball. Doch langsam, aber sicher entwickelt sich ihr freundschaftliches Verhältnis zurück in ein eher geschäftsmäßiges.

Dass Wulff kurz nach seiner Wahl ins höchste Staatsamt seinen Urlaub auf dem Anwesen des umstrittenen Finanzakrobaten Carsten Maschmeyer auf Mallorca verbringt, erfährt sein Sprecher erst, als die Wulffs bereits dort angekommen sind – offenbar ahnt der neue Präsident, dass Glaeseker ihm in Erwartung entsprechender Schlagzeilen von der Reise abgeraten hätte, und sagt deshalb lieber gar nichts. Seine Bettina freut sich schließlich schon lange auf ein paar ruhige Tage in der luxuriösen Residenz mit eigenem Bootsanleger und Pool.

Wulff und Glaseker: Zwei Freunde werden sich fremder

Freunden erzählt Glaeseker nach seiner Demission, der ganze Fall Wulff wäre nicht so eskaliert, wenn er rechtzeitig über alles Bescheid gewusst hätte. Über den Kredit für das Haus. Über die Flitterwochen des wiederverheirateten Ministerpräsidenten im Haus eines Versicherungsmanagers. Oder über den Anruf des wütenden Präsidenten beim Chefredakteur der Bild-Zeitung, der aus einem politischen Fehler erst einen Skandal macht. Aus Glaesekers Sicht wäre das zu verhindern gewesen: Er hätte zumindest versucht, die Berichterstattung diskret zu beeinflussen. Wulff aber gibt ihm gar nicht die Gelegenheit dazu. Sie sind sich, da schon, fremder geworden, ohne dass sie bis heute genau wissen, warum. Jemand, der beide gut kennt, formuliert es so: „Man kann niemanden beraten, der sich nicht mehr beraten lassen will.“

Ein Sprecher, der nichts erfährt, ist im politischen Geschäft das, was die Amerikaner eine „lame duck“ nennen, eine lahme Ente, ein Grüßonkel, der auch von den Journalisten nicht mehr ernst genommen wird. Dabei hat Wulff, wie Glaeseker findet, keinen Grund, ihm zu misstrauen oder ihn auf Distanz zu halten. Selbst bei seiner Vernehmung vor der Staatsanwaltschaft in Hannover beschreibt er ihre Zusammenarbeit ja noch als „kongenial“. Nur über den Menschen hinter dem Sprecher will er angeblich nicht mehr gewusst haben als über andere Mitarbeiter auch – obwohl er keinen anderen näher an sich herangelassen hat als Olaf Glaeseker, sein Alter Ego.

Glaseker besteht Bewährungsprobe

Im Sommer 1999 wechselt der diplomierte Sportwissenschaftler, der zuvor als Korrespondent für unsere Zeitung in Bonn gearbeitet hat, die Seiten. Wulff hat ihm eine Stelle als Sprecher der niedersächsischen CDU angeboten. Jahre danach wird er ihr Verhältnis mit dem siamesischer Zwillinge vergleichen, so unzertrennlich sind die beiden inzwischen. Wo Wulff ist, ist auch Glaeseker – und umgekehrt. Damals allerdings ist noch lange nicht klar, dass ihr gemeinsamer Weg sie tatsächlich noch in die Staatskanzlei in Hannover und nach Horst Köhlers Rücktritt sogar bis ins Bundespräsidialamt führen wird. Wulff hat bereits zwei Landtagswahlen gegen Gerhard Schröder verloren und kämpft um eine dritte Chance. Glaeseker ist als PR-Mann ein Neuling.

Seine erste Bewährungsprobe besteht er, als er kurz nach seinem Amtsantritt in Hannover gemeinsam mit Wulff einen Putschversuch des heutigen Justizministers Bernd Busemann abwehrt – des Mannes also, der sich damals schon für den besseren Ministerpräsidenten hält und aus dessen Verantwortungsbereich heute einige Medien sehr gezielt mit Vernehmungsprotokollen und Informationen über überzogene Konten, verpfändete Rolex-Uhren und andere kleine Peinlichkeiten aus Wulffs Leben gefüttert werden. In Hannover ist es ein offenes Geheimnis, dass Busemann von Wulff noch weniger hält als der von ihm.

Der treue Olaf macht sich unentbehrlich

Aber auch sonst macht der treue Olaf sich bald unentbehrlich. Er nutzt seine Kontakte zur Hauptstadtpresse, um den Ministerpräsidenten in Berlin bekannter zu machen, und hilft ihm sogar in den privatesten aller privaten Angelegenheiten aus der Patsche: Die Trennung Wulffs von seiner ersten Frau Christiane und die Beziehung zu der jungen Pressereferentin Bettina Körner kommuniziert Glaeseker so geschickt, dass dessen Image als Schwiegermutters Liebling auch darunter nicht leidet: Sein Sprecher sorgt dafür, dass die Bild-Zeitung sich vor allem für das neue Glück interessiert und weniger für die verlassene Ehefrau. Und als die Sängerin Lena Meyer-Landrut 2010 in Oslo den Grand Prix gewinnt, ist es ebenfalls Glaeseker, der sich darum kümmert, dass die Maschine der Lufthansa außerplanmäßig in Hannover landet, wo der Ministerpräsident auf sein Landeskind wartet. Der Schattenmann hat, wieder einmal, ganze Arbeit geleistet. Wulff, hat er früher gesagt, „war wie ein Edelstein, den man polieren muss, damit er Strahlkraft gewinnt“.

Inzwischen sitzt Olaf Glaeseker seit elf Monaten zu Hause in Steinhude und wartet auf eine Entscheidung der niedersächsischen Justiz, die zwar schon vor Monaten sein Haus durchsucht, seinen Computer beschlagnahmt und sogar die Tagebücher seiner Frau mitgenommen, ihn selbst aber bis heute noch nicht vernommen hat. Während sein ehemaliger Chef sich, abgemagert und noch ein wenig unsicher, allmählich aus der inneren Emigration zurück in die Öffentlichkeit tastet, Kongresse besucht und für einen Vortrag auch schnell mal nach Südkorea fliegt, hat Glaeseker nur seinen Garten – und die Verfahrensakten, durch die er sich liest. Auf einen neuen Job kann der 51-Jährige erst hoffen, wenn er freigesprochen oder das Verfahren eingestellt ist.

Schreibt Olaf Glaseker ein Buch?

Es gibt allerdings Verlage, die nur darauf warten, dass er sich hinsetzt und ein Buch schreibt, in dem er auch öffentlich mit Wulff bricht und ihn möglicherweise gar der Lüge bezichtigt. Schließlich hatten schon die ermittelnden Beamten in Hannover den einen oder anderen Zweifel am Erinnerungsvermögen des ehemaligen Bundespräsidenten, der nicht einmal gewusst haben wollte, dass Olaf und Vera Glaeseker ein paar Tage gemeinsam mit seiner Ex-Frau und seiner Tochter Annalena auf einer Finca des Partymanagers Schmidt zu Gast waren, weil die vier sich nach wie vor gut verstehen.

Ein Präsident, der nicht weiß, wo und mit wem seine Tochter ihre Ferien verbringt? Freunde, die zu Gegnern werden? Das ist genau der Stoff, aus dem politische und menschliche Dramen geschrieben werden. Olaf Glaeseker aber weiß nicht nur, wie die Medienbranche tickt. Er ist auch ein vorsichtiger Mensch. Das Beispiel Bettina Wulff hat ihm schließlich gerade erst gezeigt, dass es manchmal klüger sein kann, ein Buch nicht zu schreiben.

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