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Südamerika
18.08.2017

Colonia Tovar: Das deutsche Geisterdorf in Venezuela

Colonia Tovar wurde 1843 von Einwanderern aus dem Schwarzwald in Venezuela gegründet. Nun ist der Ort  unter Militärkontrolle gestellt worden. 
4 Bilder
Colonia Tovar wurde 1843 von Einwanderern aus dem Schwarzwald in Venezuela gegründet. Nun ist der Ort  unter Militärkontrolle gestellt worden. 
Foto: Georg Ismar, dpa

Die deutsche Kolonie ist ein Stück Schwarzwald in Südamerika. Bis die Proteste gegen Staatschef Maduro auch hierher kamen. Und die Menschen nur eine Möglichkeit sahen.

Für alle gab es einen guten Grund, auf die Barrikaden zu gehen an diesem schwülen Tag im tropischen Schwarzwald. Carlos hatten sie einige Wochen zuvor das Motorrad geklaut. Wegen der Wirtschaftskrise hatte er seinen Job verloren. Ruben hatte seit einem Monat kein Mehl mehr für seine Bäckerei bekommen. Im ganzen Dorf gab es deshalb kein Brot. Marilin erhielt schon lange keine Medikamente mehr für ihren Mann, der unter Arthritis leidet. Gregorio war ohne Dünger und Pestizide für seine Avocado- und Pfirsichbäume, 60 Prozent seiner Ernte hatte er verloren. Adriana wiederum musste mitansehen, wie sechs Cousins und Cousinen Venezuela verließen und eine zerrissene Familie zurückblieb.

Die Wunden, die 18 Jahre Sozialismus in der deutschen Siedlung Colonia Tovar hinterlassen haben, rund eineinhalb Stunden außerhalb der Hauptstadt Caracas, sind tief. Trotzdem überwog immer ein Gefühl der Dankbarkeit für Venezuela. Für ein Land, das ihre Vorfahren einst reich beschenkte. Das einst 392 Badener aufgenommen hatte, die 1842 aus dem Kaiserstuhl hierher ausgewandert waren. Das auch ihren Enkeln und Urenkeln ein gutes Leben bot.

Carlos hatte genug - von Maduro, dem Regime und der Krise

Bis zu diesem Tag vor mehreren Wochen. „Wir hatten gehört, dass die Regierung hier auf dem Platz eine Versammlung einberufen hatte, auf der das Volk eine neue Verfassung absegnen sollte“, erzählt Carlos, 25. Da reichte es ihm. Er hatte genug vom sozialistischen Staatschef Nicolás Maduro, von seinem offensichtlichen Bestreben, das Parlament durch diese Versammlung auszuschalten und letztlich seine eigene Macht zu zementieren.

Carlos musste handeln. Per WhatsApp koordinierte er den Widerstand mit einer Gruppe von Freunden und Bekannten. Schnell waren mehr als 100 Leute beisammen, die die Zufahrten mit Autoreifen, Stöcken und Unrat blockierten. Andere umlagerten das Rathaus, in dem der sozialistische Bürgermeister und sein Gemeinderat tagten. Carlos und seine Freunde hatten keinerlei Erfahrung, es war der erste Protest in ihrem Leben.

Doch dann tauchten ein paar Vermummte auf. Bis heute weiß keiner, woher sie kamen und wer sie waren. Innerhalb kürzester Zeit brannten die Barrikaden, die Schutzhütte der Nationalparkverwaltung und alte Autos, die davor abgestellt waren. „Niemals hat es hier etwas Vergleichbares gegeben“, sagt Carlos, immer noch ein wenig erschrocken.

Zwei Stunden später waren zwei Hundertschaften der Nationalgarde vor Ort und besetzten das Dorf. „Sie gaben uns zehn Minuten Zeit, die Straße zu räumen, und nach fünf Minuten flogen die ersten Gummigeschosse und Tränengasbomben“, erzählt Carlos, der früher als Maurer gearbeitet hat. Erschrocken flohen die Jugendlichen in die Felder und versteckten sich in Schuppen.

Eine Woche lang öffnete kein Laden, kein Hotel, kein Restaurant

Doch die Nationalgarde begann eine regelrechte Menschenjagd. 16 junge Leute wurden an diesem Tag festgenommen. „Manche hatten mit den Protesten gar nichts zu tun“, erzählt Adriana, 32. Ihrer Freundin legten die Polizisten Handschellen an, warfen sie in eine Zelle und erklärten ihr, sie sei umgeben von Dieben und Drogendealern, die sicher eher freigesprochen würden als sie. Colonia Tovar, der Ort mit seinen rund 20000 Einwohnern, trat in den Ausstand. „Eine Woche lang öffnete kein Laden, kein Restaurant und kein Hotel. Die Bauern weigerten sich, ihre Ernte zu verkaufen“, erzählt Gregorio Kanzler, der Obstbauer. „So etwas habe ich in meinen 58 Jahren noch nie erlebt.“

Plötzlich war die politische Krise, die Venezuela seit Wochen erschüttert, nicht mehr nur in Caracas sichtbar. In der Hauptstadt, wo seit April Hunderttausende auf die Straßen gehen, gegen Maduro und eine drohende Diktatur aufbegehren, gegen die Krise, die Armut, den Lebensmittelmangel. Mindestens 123 Menschen sind bei den Massenprotesten seit April gestorben, tausende Regimegegner wurden verhaften. Inzwischen steht das Land kurz vor einem Bürgerkrieg – und am Rande des Ruins. Dabei verfügt es über die größten Ölreserven der Welt. Doch der gefallene Ölpreis, Misswirtschaft und Korruption haben Venezuela ruiniert.

Die Inflationsrate ist inzwischen so hoch wie in keinem anderen Land der Welt, was den Import von Lebensmitteln, die in Dollar und Euro zu bezahlen sind, immer schwieriger macht. Die Menschen stehen vor nahezu leeren Supermärkten Schlange. Bäckereien haben mitunter kein Mehl, um Brot zu backen. Sogar Toilettenpapier ist Mangelware.

In Colonia Tovar, der deutschen Kolonie mit den hübschen Fachwerkhäusern, der Oase, die wirkt, als sei der Schwarzwald vom Himmel gefallen, ging es den Menschen lange Zeit besser. Bis das Militär aufmarschierte. Der Streik zog die umliegenden Orte in Mitleidenschaft, die ihre Nahrungsmittel aus Colonia Tovar beziehen. Zehn der Festgenommenen wurden auf Vermittlung der Kirche wieder freigelassen, stehen aber unter Hausarrest. Dem Rest der Bevölkerung sitzt die Angst in den Knochen. „Ich gehe fast nicht mehr aus dem Haus“, sagt die Souvenirhändlerin Marilin Rudman. Sie fürchtet Plünderungen, ihre Angestellten hat sie bis auf zwei Aushilfskräfte entlassen müssen.

Die Menschen hier klauben Essensreste aus dem Müll

Der Militäraufmarsch hat den Tourismus weiter einbrechen lassen. „Die Besucherzahlen sind in den vergangenen drei Jahren um 80 Prozent zurückgegangen“, sagt Kanzler, der Obstbauer. „Einst waren wir der Ort mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen in Venezuela. Jetzt sieht man, wie Menschen Essensreste aus dem Müll klauben.“ Selbst das Café Muhstall oder das Hotel Frankfurt, sind an diesem Wochenende leer. Nur eine Handvoll Touristen schlendern durch die Gassen, machen Fotos von den Fachwerkhäusern oder kaufen an den Städten Obst und Gemüse ein.

Die Nachrichten, die aus anderen Teilen des Landes kommen, sind nicht besser. Im Amazonasgebiet im Süden sind am Mittwoch mindestens 37 Menschen bei einer Meuterei in einem Gefängnis gestorben, 14 Sicherheitskräfte wurden verletzt. Viele Haftanstalten im Land sind überfüllt und werden von Banden dominiert. Internationale Kritik ist nicht erwünscht – auch, wenn sie immer lauter wird. Die US-Regierung brandmarkte Maduro inzwischen offen als Diktator und verhängte Sanktionen. In Deutschland forderte Regierungssprecher Steffen Seibert, es müsse Schluss sein „mit willkürlichen Verhaftungen und exzessiver Gewalt gegen Regierungsgegner“. Er sprach von einer faktischen Entmachtung des Parlaments und forderte Schutzgarantien für die abgesetzte Generalstaatsanwältin Luisa Ortega, die Maduro den Umbau zur Diktatur vorgeworfen hatte. Venezuelas Außenminister Jorge Arreaza bestellt prompt den deutschen Botschafter Stefan Andreas Herzberg ein. „Weder Deutschland noch ein anderes Land der Welt haben das Recht, sich in die inneren Angelegenheiten Venezuelas einzumischen“, polterte er.

In Colonia Tovar haben die Menschen andere Sorgen. Für Gregorio Kanzler, den Obstbauern, wird es immer schwieriger, seine Felder zu bestellen, seit der Staatskonzern Agropatria Samen, Dünger und Pestizide verteilt. Immer wieder schaut Kanzler im Agrarhandel vorbei, doch fast immer sind die Auslagen leer. Und wenn es gerade etwas gibt, verlangen die Angestellten dafür ein horrendes Schmiergeld.

Vor 175 Jahren kamen seine Vorfahren hierher, sagt er, „auf Einladung der Regierung, um der venezolanischen Landwirtschaft nach dem verheerenden Befreiungskrieg auf die Beine zu helfen“. Der spätere Präsident Felipe de Tovar hatte ihnen Land geschenkt, auf dem sie Obst und Gemüse anbauen konnten. Fünf Generationen später setzt eine andere Regierung alles daran, das zunichtezumachen. „Wir haben zu lange passiv zugesehen“, sagt Kanzler. Den Jugendlichen im Ort reicht es. Sie haben erste Mahnwachen für die Opfer der Repression veranstaltet. Carlos, der vor Wochen den ersten Widerstand im Ort koordiniert hat, sagt: „Ich will Wahlen und werde nicht locker lassen, bis diese Verbrecher weg sind und Colonia Tovar wieder das Dorf ist, das ich mit 13 Jahren so geliebt habe.“ (mit dpa)

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Die Diskussion ist geschlossen.

18.08.2017

Hier sieht man ganz klar, was möglich ist, wenn die Menschen den willen haben was aus ihren Leben zu machen. Diese Bevölkerungsgruppe kam vor ca 170 Jahren in ein fremdes Land und Gebiet ohne Infrastruktur, bauten alles auf, bekamen erst vor ca 60 Jahren Straßenanschluß ans restliche Land und trotzdem waren sie die reichste Region. Die spanischen Abkömmlinge des Landes brachten das in 500 Jahren nicht zustande. Nun kommt ein ein verblendeter Regierungsdiktator und versucht alles nieder zu machen.