"Das Quötchen ist nur der Anfang": Frauenquote erntet Lob und Kritik
Viele Politiker unterstützen die geplante gesetzliche Frauenquote. Aus der Wirtschaft hagelt es dagegen Kritik. Das sind die Stimmen zu dem neuen Gesetz.
Renate Künast (Grüne): "Das Quötchen ist nur ein Anfang, wir werden weiter daran arbeiten, dass Frauen wirklich und in allen Bereichen die gleichen Chancen bekommen."
Thomas Oppermann (SPD) hat die Einigung der großen Koalition auf eine gesetzliche Frauenquote als großen gesellschaftlichen Fortschritt bezeichnet. Die am Vorabend von den Koalitionsspitzen endgültig besiegelte Quote für Aufsichtsräte sei "vor allem ein starkes Signal an die qualifizierten Frauen in diesem Land", sagte Oppermann am Mittwoch in der Generaldebatte des Bundestages zum Haushalt. Frauen seien keine Belastung für die Wirtschaft, sondern Bereicherung und Verstärkung.
Angela Merkel (CSU, Bundeskanzlerin): "Wir können es uns nicht leisten, auf die Kompetenzen der Frauen zu verzichten." Merkel räumte ein, dass die Regelungen zur Frauenquote sowie zur Elternzeit den Arbeitgebern "mehr Flexibilität" abverlangten.
Heiko Maas (SPD): Es ist gut, dass ein jahrelanger politischer Streit nun ein Ende hat. Die Quote kommt - so wie im Koalitionsvertrag vereinbart. Es wird keine Ausnahmen geben. Ich gehe jede Wette ein, dass in den Aufsichtsräten der börsennotierten Kapitalgesellschaften am Ende kein einziger Stuhl frei bleiben wird." Frauen seien selbstverständlich keine Belastung für die Wirtschaft. "Im Gegenteil: Frauen sind mindestens ebenso gute Chefinnen wie Männer. Die Geschichte, dass es nicht genug Frauen gibt, die können wirklich nur Leute erzählen, die geistig im letzten Jahrhundert hängen geblieben sind."
BDA (Arbeitgeberverband): "Eine solche Quote ignoriert, dass das entscheidende Kriterium die fachliche Qualifikation sein muss. Es ist verfassungsrechtlich fragwürdig, eine Wahl wegen des falschen Geschlechts für nichtig zu erklären."
Manuela Schwesig (SPD): "Dieses Gesetz ist ein wichtiger Schritt für die Gleichberechtigung, weil es auch einen Kulturwandel in der Arbeitswelt einleiten wird." Wo Entscheidungen über die Arbeitswelt von Frauen getroffen würden, "nämlich in den Aufsichtsratsgremien, in den Vorständen, müssen doch auch Frauen sein, die da mitsprechen können. Wir haben im Grundgesetz die Gleichberechtigung eigentlich verankert von Frauen und Männern, sie ist aber nicht Lebensrealität". Das nun geplante Gesetz stehe nicht isoliert, "sondern wird letztendlich auch zu einer gesellschaftlichen Änderung mit beitragen".
Gerda Hasselfeldt (CSU) sprach von einem "guten Kompromiss, der unseren wichtigsten Bedenken Rechnung trägt".
Karl-Ludwig Kley (Unternehmensleiter Merck): "Es entbehrt jeglicher wirtschaftlicher Vernunft, Frauen nur deswegen in Führungspositionen zu bringen, um eine Quote zu erfüllen."
Fresenius (Medizinkonzern): "Starre Quoten sind kein Mittel, Frauen in Führungpositionen zu bringen. Bei der Frauenförderung geht es um mehr als um Aufsichtsratspositionen."
Beim Bayer-Konzern hieß es "Wir besetzen Positionen nach Qualifikation und nicht nach Geschlecht". Gesetzliche Vorgaben würden aber selbstverständlich erfüllt.
Michael Brecht (Daimler Betriebsratschef): "Es wäre kein Dienst an der Mitbestimmung, wenn aufgrund der pauschalen 30-Prozent-Quote Frauen in den Aufsichtsrat einziehen würden, die diesen Rückhalt in der Belegschaft nicht haben." dpa/afp
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