Der Dalai Lama: Ist er der Letzte seiner Art?
Der Dalai Lama wird 80 und ist ein alter Mann. Wie es eines Tages ohne das Oberhaupt der Tibeter weitergehen soll, ist völlig unklar. Seine Wiedergeburt hat er jedenfalls abgesagt.
Er ist ein buddhistischer Mönch, der religiöse Führer eines Volkes, das keinen eigenen Staat mehr hat, er muss im Exil leben und wird immer wieder von der chinesischen Regierung heftig attackiert. Doch im Westen ist der Repräsentant der Tibeter, der 1989 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, ein Medienstar. Mit seinen Botschaften über Menschlichkeit, Weisheit, Liebe und den „Weg zum Glück“ (so ein Buchtitel) erreicht er weltweit ein Millionenpublikum – der Dalai Lama.
Der Dalai Lama im Exil
Nach dem Glauben seiner buddhistischen Anhänger ist er die 14. Inkarnation des Dalai Lama, der den Buddha des Mitgefühls und Schutzpatron Tibets verkörpert. Ausfindig gemacht hat ihn eine Findungskommission, die nach dem Tod des 13. Dalai Lama im Land ausschwärmte. Im Dorf Takster stieß sie auf den zweijährigen Bauernbuben Lhamo Dhondrub. Gemäß der Tradition wurde er aus seiner Familie herausgenommen und in einem Kloster der tibetischen Hauptstadt Lhasa von buddhistischen Mönchen erzogen. Zeitweise unterrichtete ihn auch der österreichische Bergsteiger und Naturforscher Heinrich Harrer.
1950, als der neue Dalai Lama, der den Mönchsnamen Tenzin Gyatso annahm, 15 Jahre alt war, marschierte in Tibet die chinesische Armee ein. Neun Jahre später sah er angesichts der Unterdrückung keine andere Wahl mehr, als ins Exil zu gehen. Seither residiert er in der nordindischen Stadt Dharamsala. Die tibetische Exilregierung wird allerdings von keinem Staat der Welt anerkannt.
Alle Versuche, in Verhandlungen mit der chinesischen Führung die Lage seines Volkes zu verbessern, wurden von Peking brüsk zurückgewiesen. Der Dalai Lama verficht einen „dritten Weg“ zwischen einer staatlichen Autonomie Tibets und einer totalen Unterordnung unter Peking. Dabei lehnte er stets Gewalt ab und missbilligte auch die Selbstverbrennungen, mit denen Mönche gegen die Besatzer protestierten.
Dalai Lama: "Nur ein "Dummer" könne sein Nachfolger werden
Inzwischen hat der Dalai Lama seine wohl letzte Trumpfkarte im Streit mit China gezogen: Er erklärte, dass es nach ihm keinen weiteren Dalai Lama geben müsse. Sonst könne ein „Dummer“ sein Nachfolger werden, sagte er. Gemeint war: Die Chinesen sollten keine Möglichkeit erhalten, nach seinem Tod einen ihnen hörigen Dalai Lama zu inthronisieren. Warnendes Beispiel ist für ihn der Panchen Lama, die zweithöchste Autorität des tibetischen Buddhismus. Dieser wurde von den Chinesen ausgesucht und lebt hauptsächlich in Peking. Der ursprünglich vom Dalai Lama für dieses Amt ausgewählte Junge blieb seither verschwunden.
Nach seinem 80. Geburtstag am heutigen Montag reist der Dalai Lama diese Woche wieder nach Deutschland. Seine Anziehungskraft ist ungebrochen. Zur Ansprache am Sonntag im Wiesbadener Kurpark werden 10.000 Menschen erwartet.
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