Der Druck auf Christine Haderthauer wächst
Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungsverfahren gegen Christine Haderthauer eingeleitet. In der Modellauto-Affäre droht dem Ehemann der CSU-Politikerin eine weitere Strafanzeige.
Gegen Staatskanzleichefin Christine Haderthauer wird nun förmlich ermittelt. Nachdem Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) keine Einwände erhoben hatte, habe die Staatsanwaltschaft München II die Einleitung des Verfahrens beschlossen, sagte am Freitag Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich, der Sprecher der Behörde. Über den weiteren Verlauf des Verfahrens und über dessen Inhalt wollte er keine Angaben machen.
Grundlage ist die Überprüfung einer Betrugsanzeige, die der frühere Mitgesellschafter des Unternehmens Sapor Modelltechnik eingereicht hat. In gleicher Sache wird bereits seit einiger Zeit gegen Haderthauers Mann Hubert ermittelt.
Staatsanwaltschaft darf gegen Christine Haderthauer ermitteln
Anlass der zwei Ermittlungsverfahren gegen das Ehepaar ist ein komplizierter Streit ums Geld: Hubert Haderthauer – heute Landgerichtsarzt in Ingolstadt – hatte Ende der 1980er Jahre den Dreifachmörder Roland S. kennengelernt. Dieser hatte von Anfang der 70er bis Mitte der 80er Jahre drei Männer getötet und verstümmelt. Wegen seiner vermutlich unheilbaren seelischen Störung und Gefährlichkeit, sitzt der heute 75-Jährige nach wie vor im Maßregelvollzug und wird voraussichtlich bis ans Ende seines Lebens nicht mehr freikommen.
Der Stahlbauschlosser ist jedoch ein begabter Handwerker. Der Mörder begann, im Auftrag von Sapor Modelltechnik Luxus-Modellautos zu bauen – als Teil der Arbeitstherapie in der Psychiatrie. Als Gesellschafter stieg aber zunächst nicht Dr. Haderthauer, sondern seine Frau Christine ein. Miteigentümer war der französische Geschäftsmann Roger Ponton. Nach ihrer Wahl in den Landtag 2003 gab die CSU-Politikerin ihren Anteil an Ehemann Hubert ab, der bis 2008 Gesellschafter blieb. 2011 zahlten die Haderthauers dem Ex-Geschäftspartner Ponton nachträglich 20000 Euro Abfindung für dessen Anteil. Ponton fühlt sich jedoch betrogen und erstattete deswegen Anzeige im Frühjahr.
Roland S. will Hubert Haderthauer ebenfalls anzeigen
Eine weitere Strafanzeige droht nun auch Haderthauers Ehemann durch den Dreifachmörder und Modellauto-Bauer S. Das sagte dessen Anwalt Adam Ahmed. Er dementierte jedoch Berichte, wonach der psychisch kranke Straftäter auch Christine Haderthauer anzeigen wolle. Der gelernte Bauschlosser S. hat nach Zeitungsinformationen bis zu 130 Modellautos gebaut, die das Ehepaar Haderthauer über die Firma Sapor Modelltechnik für insgesamt mehr als 2,6 Millionen Euro weiterverkauft oder versteigert haben soll. Der Häftling habe für seine Arbeit in der Forensik demnach nur 200 Euro pro Monat erhalten.
Die SPD griff unterdessen ein Interview von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) auf, der einen Rücktritt Haderthauers bisher abgelehnt hat. Nach dem Rücktritt des früheren Bundeslandwirtschaftsministers Hans-Peter Friedrich (CSU) – der ebenfalls ins Visier von Staatsanwälten geraten war – hatte Seehofer gesagt: „Denn auch dies gehört zur politischen Hygiene: Wenn ein Staatsanwalt ein Ermittlungsverfahren einleitet, kann man nicht gleichzeitig Bundesminister sein.“ dpa, afp, AZ
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