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Hintergrund
10.02.2018

Der Überlebenskampf der syrischen Christen

Der „Patriarch von Antiochien und dem ganzen Orient“ der Syrisch-Orthodoxen Kirche, Mor Ignatius Aphrem II., betrachtet das Trümmerfeld vor der Kirche St. Maria in Deir as-Saur.  	 	„Erdogan will Syrer ansiedeln, die in die Türkei geflohen sind.“
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Der „Patriarch von Antiochien und dem ganzen Orient“ der Syrisch-Orthodoxen Kirche, Mor Ignatius Aphrem II., betrachtet das Trümmerfeld vor der Kirche St. Maria in Deir as-Saur. „Erdogan will Syrer ansiedeln, die in die Türkei geflohen sind.“
Foto: Syrisch-Orthodoxe Kirche

Die türkische Militäraktion gegen die Kurden in der Region Afrin könnte die Lage für die christlichen Kirchen noch weiter verschärfen. Längst ist eine jahrhundertealte Kultur existenziell in Gefahr

Es ist nur ein Foto. Doch darin spiegelt sich vieles wider, was die Christen in Syrien seit 2011 Jahren durchlitten haben. Hoheit Mor Ignatius Aphrem II. tritt aus dem Eingang der Kirche St.Maria in Deir as-Saur in Zentralsyrien. Er blickt zu Boden auf herausgebrochene Steine und Schutt, er steht inmitten einer Trümmerwüste. Und dennoch hat der „Patriarch von Antiochien und dem ganzen Orient“ der Syrisch-Orthodoxen Kirche kurz zuvor einen Gottesdienst in der von islamistischen Terroristen zerschossenen Kirche abgehalten. Der erste nach Jahren. Tiefe Verzweiflung und aufkeimende Hoffnung liegen nahe beieinander.

Der Kirchenführer entging im Juni 2016 nur knapp einem Selbstmordattentäter im nordostsyrischen Quamischli. Ein als Priester verkleideter Täter hatte sich als Ziel eine der weltweit wichtigsten Persönlichkeiten der orientalischen Kirchen ausgesucht.

Die Zahlen zeigen, dass bei vielen Christen die Hoffnungslosigkeit längst die Oberhand gewonnen hat: 2011 noch lebten unter den gut 21 Millionen Menschen in Syrien – je nach Quelle – 1,2 bis knapp 2 Millionen Christen verschiedener Konfessionen. Heute sind nach vorsichtigen Schätzungen über die Hälfte von ihnen aus dem Land geflohen.

Weiter nördlich an der Grenze zur Türkei droht den Christen ein neuerliches Drama: Am 20. Januar haben schwer bewaffnete türkische Soldaten mit Panzern und Artillerie, unterstützt durch ihre Luftwaffe die Grenze in der nordwestlichen Region Afrin überschritten. Der Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker, Kamal Sido, befürchtet für die Menschen in dem kurdisch dominierten Gebiet das Schlimmste: „Zusammen mit den türkischen Truppen kämpfen Milizen der sogenannten Freien Syrischen Armee. Doch die FSA ist nur ein Deckmantel für verschiedene radikal-islamistische Gruppen.“ Der Muslim Sido ist auch persönlich betroffen. Seine 90-jährige Mutter lebt in Afrin. Die Verbindung zu ihr ist fast abgebrochen.

Die humanitäre Lage in dem von allen Seiten eingeschlossenen Gebiet sei – gekennzeichnet durch Luftangriffe, Hunger und Krankheiten – katastrophal. Sido setzt auf den Widerstand gegen die Invasoren. Die Menschen stünden geschlossen gegen die Angreifer. „In Afrin gibt es eine große Toleranz unter den Religionen. Muslime leben friedlich mit Aleviten, Jesiden und einer kleinen Zahl von Christen zusammen. All das ist jetzt in Gefahr“, sagt Sido unserer Zeitung. Er könne nicht verstehen, warum die Bundesregierung den Angriff der Türken nicht unmissverständlich verurteilt. Auch Issa Hanna schaut mit noch größerer Beklommenheit als ohnehin schon auf die Heimat. Seine Familie kommt aus einer kurdisch kontrollierten Region im Nordosten des Landes. In Quamischli und Hasake an der türkischen Grenze leben noch immer viele Christen. Hanna ist Mitglied der Assyrischen Demokratischen Organisation (ADO). Von Augsburg aus pflegt er intensive Kontakte nach Syrien. Er versucht, Christen dort zu unterstützen, und hilft denjenigen, die nach Deutschland geflohen sind.

Hanna verschweigt nicht die Spannungen zwischen Kurden und Christen im Norden Syriens: „Es kam zu Zwangsrekrutierungen für die kurdischen YPG-Milizen. Christliche Händler und Kaufleute wurden mit sehr hohen Steuern belegt“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Am Ende sei es aber oft gelungen, die Probleme in einem mit Assyrern, Kurden und Muslimen besetzten Gremium zu lösen. Doch die relative Ruhe scheint bedroht. „Erdogan hofft, durch seine Militäraktion zwei Vögel mit einem Schuss zu töten“, sagt Hanna. „Er will um jeden Preis ein autonomes kurdisches Territorium verhindern und dort syrische Flüchtlinge ansiedeln, die in die Türkei geflüchtet sind. Oft sind auch sie Islamisten.“

Der Menschrechtler Sido fürchtet, dass „die Türkei auch im Nordosten Syriens einmarschiert“. Hanna hofft hingegen, dass es nicht so weit kommt. Aus Ankara immerhin wird kolportiert, dass die Führung der türkischen Armee schon vor dem Einmarsch nach Afrin warnte. Nach dem missglückten Putsch vom Juli 2016 allerdings ist die Macht der Generäle im Staat auf einen historischen Tiefpunkt gesunken.

Der von Moskau gedeckte Feldzug der Türkei hat den Konflikt noch komplizierter gemacht. Russland steht nach wie vor an der Seite von Machthaber Baschar al-Assad. Die USA führt zusammen mit der kurdischen YPG eine Allianz gegen dessen Regime und den IS an. Ob Washington nach dem Einmarsch des Nato-Partners Türkei zu den Kurden hält, ist ungewiss. Verschiedene, meist islamistische Milizen, die regional oder gar nur lokal aktiv sind, werden mit Geld und Waffen aus dem Ausland, insbesondere aus dem Iran, unterstützt.

Die wachsende Instabilität stellt für die Minderheiten im Land, wie Christen oder Jesiden, eine tödliche Gefahr dar. Nicht alle wollen das hinnehmen. „Unter den Christen wird immer offener darüber gestritten, ob sie sich mit der Waffe in der Hand wehren sollen. Einige, auch Frauen, kämpfen. Sie sagen, wenn wir jetzt nicht unsere Kirchen und Dörfer verteidigen, werden wir auch in Zukunft keinen Einfluss in Syrien haben.“

Kamal Sido und Issa Hanna sind sich einig, dass die Existenz des Christentums in Syrien längst grundsätzlich auf dem Spiel steht. Und damit eine uralte Siedlungstradition, eine eigene Sprache und eine viele Jahrhunderte alte Kultur. Beide appellieren an die Christen, wo immer es irgend geht, auszuhalten und so diese Tradition zu retten. Glauben sie wirklich noch daran?

Verzweiflung und Hoffnung liegen nahe beieinander. Wie auf dem Foto des Patriarchen Mor Ignatius Aphrem II vor der Kirche in Deir as-Saur.

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