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Venezuela
29.04.2017

Die Revolutionäre verlieren ihre Kinder

Gezeichnet vom Protest: Auch Töchter und Söhne prominenter Familien des sozialistischen Regimes in Venezuela haben sich der Opposition angeschlossen. Hier wird eine Autobahn in Caracas blockiert.
Foto: Ronaldo Schemidt, afp

Die Jugend begehrt gegen das sozialistische Regime auf. Sogar Töchter und Söhne aus prominenten Familien des Regierungslagers demonstrieren mit der Opposition. „Papa, du kannst die Ungerechtigkeit stoppen“

Keine zwei Minuten dauert das Video, das der Venezolaner Yibram Saab auf Youtube stellte, aber es birgt Sprengstoff. „Ich verurteile die Gewalt der Sicherheitskräfte, deren Opfer ich wurde. Ich war heute auf der Straße, ganz genauso wie Juan Pablo Pernalete, an dessen Stelle ich hätte sein können.“ Der Mitdemonstrant war von einer direkt auf ihn abgefeuerten Tränengaskartusche getötet worden. Außergewöhnlich an den Aussagen ist die Person: Saab ist Sohn des Ombudsmanns von Venezuela, Tarek William Saab, einst enger Vertrauter des verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez und linientreuer Vertreter der sozialistisch-bolivarischen Revolution. „Papa, du kannst die Ungerechtigkeit stoppen. Ich bitte dich als Sohn und Venezolaner darum. Ich weiss, dass es nicht einfach ist, aber es ist das Richtige“, so der 21-jährige Jurastudent mit vor Aufregung roten Wangen.

Harte Worte auch von Manuela Bolívar: „Das einzige, was diese Regierung hervorgebracht hat, ist Korruption. Lateinamerika kommt voran, und wir Venezolaner diskutieren, wo wir Windeln und Kopfschmerztabletten bekommen.“ Auch sie trägt einen berühmten Nachnamen. Ihr Vater Didalco war Gouverneur des Bundesstaates Aragua und bekleidet noch immer hohe Ämter im Regime. Sie wuchs „zwischen Meetings und Militärs“ auf, wie sie sich erinnert. Als Chávez 2005 ein neues Bildungsgesetz vorlegte, „bin ich in die oppositionelle Studentengruppe gegangen“, erzählt die 33-jährige Psychologin unserer Zeitung in einem Café in Caracas. Ihren Eltern verschwieg sie ihre politischen Aktivitäten, bis ein Bodyguard sie bei einem Protest entdeckte. „Als ich meinem Vater meine Gründe darlegte und über die Freiheit referierte, begann er zu weinen“, erzählt sie. Heute ist sie Mitglied der Partei Voluntad Popular des inhaftierten Oppositionsführers Leopoldo López. Ihren Vater sieht sie nur noch selten. „Leben hier ist die Hölle, und mit dieser Regierung gibt es keine Chance auf Normalität, auf einen Rechtsstaat oder Chancengleichheit“, sagt sie.

Es sind vor allem junge Leute, die sich um ihre Zukunft betrogen fühlen und protestieren. Viele, wie der durch unbekannte Schützen ermordete 17-jährige Carlos Moreno, haben nie eine andere Partei an der Regierung kennengelernt als die sozialistische. Miguel Ojeda war früher glühender Regierungsanhänger. Heute verkauft der arbeitslose 25-Jährige im Armenviertel Petare Windeln, Maismehl und Shampoo und lässt kein gutes Haar an Machthaber Nicolás Maduro.

Hans Würich, deutscher Abstammung und Student der Kommunikationswissenschaften an der Universidad Metropolitana, sagt: „Ich sterbe lieber als mich zu ducken.“ Berühmt wurde der 27-Jährige, weil er nackt mit einer Bibel in der Hand auf einen Panzerwagen kletterte und von Polizisten mit Gummigeschossen traktiert wurde, bis sein Körper übersät war mit Blutergüssen.

An den Universitäten – auch den eher progressiven, staatlichen – ist es dem Sozialismus des 21. Jahrhunderts nie gelungen, die Macht zu übernehmen. Dort formiert sich seit 2005 Widerstand, erst gegen Budgetkürzungen und Bildungsreform, dann gegen die Schließung eines kritischen TV-Kanals und gegen die Verfassungsänderung zur unbegrenzten Wiederwahl. Die Studenten brachten frischen Wind in die bürgerliche Opposition. Sie erprobten neue Formen des Protests wie Sit-ins und wagten sich in die Armenviertel – eine Hochburg der Sozialisten –, um mit den Bewohnern zu debattieren. Viele aus dieser Generation führen dieser Tage die Demonstrationen an, darunter Freddy Guevara und David Smolansky.

Die Studenten sehen sich an der Seite der Armen. Selbst mit einem Diplom in der Hand ist es ihnen heute in Venezuela nahezu unmöglich, einen Job zu finden – außer in der Staatsverwaltung. 8000 Industriebetriebe und 500000 Geschäfte und Familienunternehmen mussten nach Angaben des Industrieverbandes schließen; alleine in den vergangenen drei Jahren gingen eine Million Arbeitsplätze verloren.

Schon 2014 waren es die Studenten, die den ersten Aufstand gegen Maduro probten. Nachdem ihre Demonstrationen brutal niedergeschlagen wurden, wehrten sie sich wie jetzt auch mit Molotow-Cocktails und Steinen hinter brennenden Barrikaden. Doch der Preis ist hoch: Bislang starben 26 Menschen bei den Protesten, 2014 waren es 43, über 5000 wurden festgenommen.

„Student zu sein ist in Venezuela ein Straftatbestand. Ich wurde bedroht, verprügelt und sogar angeschossen“, sagt Studentenführer Jorge Arellano von der Universidad de los Andes im Bundesstaat Mérida. Denn das Dekret 8610 erlaubt den Sicherheitskräften den Einsatz von Schusswaffen gegen Demonstranten. Auch Ex-Revolutionär Ojeda ist wütend: „Die Kinder der roten Elite, so wie die Tochter von Chávez, studieren im Ausland. Wir sind die Gelackmeierten.“

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