Ebola-Seuche gerät in Westafrika außer Kontrolle
Die Ebola-Epidemie in Westafrika breitet sich weiter aus. Ärzte warnen, das Virus könne auf weitere Länder übergreifen. Dass es nach Europa kommt, gilt aber als „unwahrscheinlich“.
Im Kampf gegen die Ausbreitung des tödlichen Ebola-Virus in Westafrika haben die betroffenen Länder ihre Maßnahmen verstärkt. Sierra Leone rief gestern den nationalen Gesundheitsnotstand aus. Das Nachbarland Liberia hat alle Schulen geschlossen.
Womöglich haben Flughunde das Virus verbreitet
Die Epidemie sei „beispiellos“ und „außer Kontrolle“, erklärte die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“. Seit Monaten breitet sich ein besonders aggressiver Ebola-Stamm in Westafrika aus. Die Epidemie wurde womöglich von Flughunden verbreitet. 1323 Menschen haben sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bisher infiziert, 729 von ihnen starben. Experten befürchten, dass die Epidemie von Sierra Leone, Guinea und Liberia bald in weitere Länder überschwappen könnte.
Sierra Leones Präsident, Ernest Bai Koroma, ordnete an, dass bei allen ankommenden Passagieren am Flughafen die Körpertemperatur gemessen wird. Hohes Fieber gehört zu den Symptomen der Infektionskrankheit, die zwei bis 21 Tage nach der Ansteckung ausbrechen kann. Die WHO hat bisher noch keine Einschränkung im Flugverkehr empfohlen.
Medikamente helfen nur gegen die Symptome
Das Ebola-Virus ist tückisch. Jeder Kontakt kann ansteckend sein – und jede Ansteckung tödlich. Denn Medikamente gibt es nur gegen die Symptome, nicht aber gegen die Krankheit an sich. Dennoch steigert eine frühzeitige Behandlung die Überlebenschancen, weil sie Fieber und Blutungen lindern kann.
Das Risiko, dass die Epidemie auch auf Europa übergreifen könnte, schätzen Wissenschaftler und Ärzte aber als gering ein. „Das Ebola-Virus wird sich in Europa nicht verbreiten“, schreibt Stephan Günther, der am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin arbeitet, auf der Internetseite des Instituts. „Es ist zwar möglich, dass das Virus mit einem Infizierten nach Europa importiert wird, aber es wird sich hier nicht weiterverbreiten.“
In Deutschland ist das Risiko einer Verbreitung "extrem gering"
Die Gefahr, dass das Virus auch in Deutschland zum Problem werden könnte, sei „extrem gering“, bestätigt auch das Robert-Koch-Institut unserer Zeitung. „Wer sich in Regionen mit Ebola-Fällen aufgehalten hat, sollte auf Symptome der Infektion achten und sich beim Auftreten von Krankheitszeichen an einen Arzt wenden“, heißt es, und: „Ärzte sollten bei Reiserückkehrern mit entsprechenden Symptomen eine Ebola-Infektion in Betracht ziehen.“
„Theoretisch ist es möglich, dass auch zu uns Fälle von Ebola eingeschleppt werden. Praktisch ist es aber sehr unwahrscheinlich“, sagt Dr. Reinhard Hoffmann, Chefarzt des Instituts für Laboratoriumsmedizin am Klinikum Augsburg. Dauerhaft behandelt werden könnten solche Patienten am Klinikum Augsburg nicht.
Denn für eine Behandlung sind extreme Sicherheitsvorkehrungen nötig. „Wir könnten die Erstversorgung machen“, sagt Hoffmann. Danach würde ein an Ebola erkrankter Patient aber so schnell wie möglich ins Klinikum Schwabing verlegt, das speziell für die Behandlung solcher schweren und ansteckenden Erkrankungen zuständig und eingerichtet ist. mit epd, afp
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