Eine Frau für die SPÖ
Nachfolgerin für Kern nominiert
Wien Egal ob Vogelgrippe oder Ebola: Wenn in den vergangenen Jahren in Europa eine Epidemie drohte, erschien in Österreich Pamela Rendi-Wagner auf dem Fernsehschirm. Kompetent und redegewandt nahm die im Gesundheitsministerium tätige Ärztin den Zuschauern die Sorge vor gesundheitlichen Gefahren.
Gestern wurde die 47-Jährige vom SPÖ-Parteivorstand als künftige Vorsitzende nominiert, gewählt wird auf einem Parteitag Ende November. Sie übernimmt auch den Fraktionsvorsitz. Der Wahlverlierer von 2017, Christian Kern, hatte völlig überraschend beide Ämter niedergelegt. Ihn zieht es für die SPÖ nach Brüssel. Mit Rendi-Wagner will sich die österreichische Sozialdemokratie ein neues Image geben und so zurück an die Macht. Handicap der eleganten Wienerin ist der fehlende Stallgeruch.
Sie ist erst seit eineinhalb Jahren SPÖ-Mitglied. In der Regierung Kern war sie als Gesundheitsministerin tätig, zuvor sieben Jahre lang Abteilungsleiterin im Gesundheitsministerium und Mitglied der sozialdemokratischen Akademiker. Viele trauen der Mutter von zwei Mädchen und Ehefrau eines Diplomaten wegen ihrer Offenheit und hohen emotionalen Intelligenz die neue Aufgabe zu. In jahrelangen innerparteilichen Konflikten der zerstrittenen SPÖ hat sie sich bisher nicht offensiv auf eine Seite geschlagen. Ihre Beliebtheitswerte in Umfragen sind hoch. Ihre Stärke ist es, Menschen anzusprechen, die bisher eher grün oder liberal gewählt haben. Vielleicht auch christlich-soziale Bürger, denen die Koalition mit den Freiheitlichen nicht behagt. Soziale Themen vertritt sie glaubwürdig und bildet so einen Gegenpol zur schwachen FPÖ-Sozialministerin Beate Hartinger-Klein.
Rendi-Wagner könnte sich als strategisch gut ausgewählte Besetzung erweisen. Ihre erste Bewährungsprobe wird die Europawahl Ende Mai 2019 sein. Wenn die starken Landesorganisationen und mächtigen Gewerkschaften sie stützen, könnte sie 2022 Österreichs erste Bundeskanzlerin werden.
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