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Gefallene Soldaten
17.11.2018

Eine Lehrerin ist die Mutter Teresa der Kriegsopfer in Bulgarien

„Wenn jeder Mensch auf unserem Planeten etwas Kleines für den Frieden tut, können wir die Welt verändern“ – Ljudmilla Karaivanova kümmert sich in Bulgarien um Kriegsgräber.
Foto: Thomas Merk

Eine bulgarische Lehrerin sorgt in den Schluchten des Balkans für deutsche Gräberanlagen. Warum das Erinnern an die sinnlosen Kriege nicht aufhören darf.

„Wenn jeder Mensch auf unserem Planeten etwas Kleines für den Frieden tut, können wir die Welt verändern.“ Dies ist das poesiealbumverdächtige Leitmotiv der Lehrerin Ljudmilla („Lussi“) Karaivanova, die seit nunmehr 20 Jahren in Bulgarien letzte Ruhestätten im Ersten und Zweiten Weltkrieg gefallener deutscher Soldaten in properem Zustand hält. Jetzt ist die 63-Jährige dafür, dass sie selbst in unwegsamen Schluchten des Balkans nach dem Rechten sieht, an einem exemplarischen Ort ausgezeichnet worden: an einem einsam gelegenen sogenannten „Feldgrab“ in steiler Bergeshöhe. Dort fanden 1941 vier deutsche Luftwaffen-Angehörige weitab jeglicher Zivilisation den Tod.

In 550 Meter Höhe im Piringebirge in Südbulgarien erhielt die Pädagogin – eine Art „Mutter Teresa“ der Kriegsopfer – die Silberne Ehrennadel des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge überreicht. Als Dank dafür, dass sie dessen Motto lebt: Versöhnung über den Gräbern. Die Botschaft dieser Szene: Wenn die Toten schon kein Dank des Vaterlandes (mehr) erreichen kann, sollen Familie und Nachwelt wenigstens einen würdigen Ort der Trauer und des Gedenkens vorfinden.

Die Spur des „Fliegergrabes von Roshen“ – benannt nach der nächsten Ansiedlung im Gebirge – führt zurück in die schwäbisch-oberbayerische Region: nach Landsberg/Lech, Memmingen und Leipheim – zum „Edelweiß-Geschwader“ der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Hier war der Heimatstandort der vier, die am 16. April 1941 in ihrer „Ju 88“ starteten. Vermutlich stürzte sie ab, weil sie über Griechenland getroffen worden war.

Der Vater „Lussis“, der aus der Gegend stammte, war seinerzeit Augenzeuge des Absturzes. Er erlebte auch mit, wie deutsche Soldaten die Toten begruben. Das Grab geriet in Vergessenheit, bis sich viele Jahre später Jugendliche im Rahmen einer seit 1998 bestehenden Schulpartnerschaft der Jörg-Zürn-Gewerbeschule in Überlingen am Bodensee der Sache annahmen.

Die damalige Schülerin Anja berichtet: „Das hätte ich mir nicht träumen lassen, als ich mich entschloss, an der Jugendbegegnung 1998 in Bulgarien teilzunehmen. Am 2. Tag unseres Aufenthaltes finden wir mithilfe der Bevölkerung in einem einsamen Tal das Grab von vier deutschen Soldaten, die dort beim Absturz ihres Flugzeuges ums Leben kamen.“ Die jungen Deutschen kümmerten sich zusammen mit ihrer Mentorin Karaivanova um die Grabanlage und schilderten den Weg dorthin als „Friedenspfad“ aus. Heute ist er Teil des Fernwanderweges E4 im Piringebirge.

Als „Lussi“ dieser Tage mit einer Besuchergruppe des Volksbundes den etwas mühsamen Weg zur letzten Ruhestätte im dichten Hainbuchenwald zurückgelegt hat, geht sie umgehend daran, das Grab der vier von Laub zu säubern, herumliegende Plastikflaschen wegzuräumen und mit einem mitgebrachten Filzstift die leicht verblasste Inschrift auf dem Grabstein nachzuschwärzen.

Ljudmilla, der "Motor der deutsch-bulgarischen Jugendbegegnungen"

Der Geschäftsführer des Volksbundes in Bayern, Jörg Raab, nennt Ljudmilla den „Motor der deutsch-bulgarischen Jugendbegegnungen“ und dankt ihr für das seit zwei Jahrzehnten anhaltende Engagement für den Frieden. Der neue Vorsitzende des Volksbundes in Bayern, Wilhelm Wenning, überreicht ihr die Ehrennadel seiner Organisation. Frau Lehrerin ist sichtlich gerührt.

Die kurze Feier im bulgarischen Bergwald hat auch etwas mit dem Jubiläum eines europäischen Schicksalstags zu tun: 100 Jahre nach dem Waffenstillstand im Ersten Weltkrieg am 11. November 1918 sollte auch an die „vergessenen Fronten“ dieses großen Völkerschlachtens erinnert werden. Also an Kriegsschauplätze, die nicht so ins öffentliche Bewusstsein gedrungen sind wie die viel beschriebenen Tragödien in Verdun, an der Somme oder auf den Feldern Flanderns. Auf dem Balkan gibt es keine nach Quadratkilometern zählenden Totenäcker, keine Nekropolen. Was aber nicht vergessen werden sollte: Hier, in Südosteuropa, nahmen die aneinandergereihten Verhängnisse des 20. Jahrhunderts ihren Ausgang, zündete am Pulverfass Balkan die Lunte am 28. Juni 1914 zuerst: als Österreichs Thronfolger ermordet wurde.

Im 21. Jahrhundert und etliche Generationen danach steht das kleine „Fliegergrab von Roshen“ symbolhaft nicht zuletzt auch dafür, dass Sorge und Fürsorge um die Kriegsopfer nicht länger nur eine Angelegenheit alter Männer an Veteranen-Stammtischen sind. Es genügt nicht, dort gelegentlich das Lied vom guten Kameraden anzustimmen. Auch die Jugend will für Gedächtnisräume gewonnen werden. Nur so hat Tradition Zukunft.

Der Volksbund berichtet inzwischen über eine rege Jugend-, Schul- und Bildungsarbeit: 18.000 junge Menschen nehmen jährlich an Jugendbegegnungen und Workcamps im In- und Ausland teil – Soldatenfriedhöfe sind regelrecht „Lernorte“ für Frieden geworden.

Die Lehrerin „Lussi“ mit ihrem Albert-Schweitzer-haften Leitmotiv kann ihre Leidenschaft für handfeste Friedensarbeit praktisch vor der eigenen Haustür leben. Ihr „Basislager“ ist der Gemeindefriedhof der 27000-Einwohner-Stadt Sandanski, ein Kurort nahe der griechischen Grenze. Hier wohnt die hauptberufliche Direktorin der örtlichen Berufsschule. Zum nahen Gemeindefriedhof gehören auf einem terrassenförmigen Abhang auch die Gräber von 35 Gefallenen beider Weltkriege. Beim Besuch vor Ort baut Ljudmilla Karaivanova einen kleinen „Altar“ für den anwesenden orthodoxen Popen auf. Weihrauch wabert über dem Hang. Der Priester spricht ein Gebet. „Lussi“ hat etwas Wein und Brot mitgebracht und zündet auf den Ruhestätten der Gefallenen kleine Lichter an.

Aus Friedberg oder Eppisburg: Soldaten aus der Region ruhen in Bulgarien

Auch auf Grab Nr. 7. Hier ruht Georg Niederreuther, Sohn eines königlich-bayerischen Bezirkstierarztes gleichen Namens aus Friedberg (bei Augsburg). Vor seiner Einberufung arbeitete er als „praktischer Ökonom“ in Friedberg. Der „Tragtier-Führer“ war zuletzt bei einer Gebirgs-MG-Abteilung. Georg Niederreuther starb kurz vor seinem 20. Geburtstag an Ruhr.

In Grab Nr. 17 liegt der Schütze Josef Almus, geboren am 27. Dezember 1896 in Eppisburg bei Dillingen/Donau. Er lebte als „Dienstknecht“ in Weisingen (bei Dillingen). Er wurde 1916 nach Kempten einberufen und dann nach Immenstadt versetzt. Almus starb kaum 21-jährig. Die Erinnerung auch an diese jungen Menschen aus dem schwäbisch-oberbayerischen Raum hält eine Steinplatte aus Basalt wach, die katapultartig über die Gräberfelder ragt. Mit zeitbedingtem Pathos ist darauf geschrieben: „Dem Gedächtnis seiner gefallenen Söhne/Sie kämpften/Sie starben/Sie leben/Das dankbare deutsche Vaterland“.

Längst sieht der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge seine Aufgabe nicht mehr darin, dem Sinnlosen von Kriegen posthum einen „Sinn“ zu verleihen. Er betrachtet es vielmehr als letzten Dienst, nach dem Abschied von dieser Welt auf Dauer eine würdige letzte Ruhestätte zu ermöglichen.

Zumal da dieser Abschied häufig jäh ausgefallen ist. Der ehemalige Rot-Kreuz-Chef Walter Bargatzky schildert in seinem Buch „Hotel Majestic“ eindrucksvoll einen solchen Fall: 9. Juni 1940, am Aisne-Kanal in Frankreich. Ein Leutnant ist tödlich getroffen. Landsermäßig „meldet“ er sich gewissermaßen für die Ewigkeit bei seinem Nebenmann lakonisch mit den Worten ab: „Ich hau ab, grüß meine Frau.“ Der fremde Kamerad fragt nach dem Namen des Sterbenden; die Suche nach seinem Soldbuch wäre bei dem MG-Beschuss viel zu gefährlich. „Auf der Feldflasche“ kann der Leutnant noch als Antwort hauchen. Der Kamerad nimmt die Feldflasche an sich und robbt weiter.

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