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Krieg im Südsudan
30.03.2014

Entwicklungsminister Gerd Müller: Unterwegs in "der Hölle Afrikas"

Dreck, nichts als Dreck: Entwicklungsminister Gerd Müller (weißes Hemd) besucht ein Flüchtlingslager im Südsudan.
Foto: Thomas Trutschel/Photothek, Getty Images

Jedes Jahr verdient der Südsudan Milliarden am Verkauf von Öl. Gleichzeitig sterben tausende Menschen an Hunger und Krankheiten. Entwicklungsminister Gerd Müller will helfen.

Der Kampf gegen die Cholera ist auch ein Kampf gegen die Zeit. Zwischen den windschiefen Zelten im Flüchtlingslager Tomping türmt sich der Dreck. Schon am Eingang riecht es wie in einer Kloake, weil es viel zu wenige Toiletten gibt für 21.000 Menschen und noch weniger Medikamente gegen den Durchfall. Wenn in Juba, der Hauptstadt des Südsudan, Ende April die Regenzeit beginnt, wird es nur ein paar Tage dauern, bis die Cholera nach Tomping kommt. Die Kinder, die gerade an einer Wasserstelle in den Pfützen spielen, könnten die Ersten sein, die sie befällt.

„Hier blicken Sie in die Hölle Afrikas.“ Mit verschwitztem Hemd und staubigen Schuhen steht Gerd Müller vor einer Hütte in Tomping, das eigentlich eine provisorische Kaserne für die Blauhelme der Vereinten Nationen ist. Als die Gewalt im Dezember eskaliert, wird ihr Camp buchstäblich überrannt. Jeden Tag kommen neue Flüchtlinge und neue Zelte dazu, und irgendwann sind auch die ersten Händler da, der erste Alkohol, die ersten Waffen und die ersten Konflikte im Lager. Tomping sei das Schlimmste, was er in seinen drei Monaten als Entwicklungsminister bisher gesehen habe, sagt Müller. Überall nur schreiende Not. Aber er weiß auch: „Im Rest des Landes sieht es noch schlimmer aus.“ Es gibt kaum Straßen, auf denen die Welthungerhilfe und andere Organisationen die entlegeneren Provinzen mit Nahrungsmitteln versorgen können. Helikopter sind teuer und viele Regionen noch immer umkämpft.

Ein Wettlauf gegen Cholera und Hunger

Ob die internationale Gemeinschaft den Wettlauf gegen die Cholera und die drohende Hungerkatastrophe im Südsudan gewinnt, ist alles andere als sicher. Eigentlich soll die überquellende Zeltstadt, die Müller an diesem Vormittag besucht, vor Beginn der Regenzeit aufgelöst werden. Die neuen Unterkünfte jedoch, in denen wenigstens ein Mindestmaß an Hygiene garantiert ist, sind noch nicht fertig, zu weit entfernt oder nicht so gut geschützt wie das Provisorium von Tomping, in dem die Flüchtlinge vom Stamme der Nuer zwischen ruandischen und nepalesischen Uno-Soldaten hausen. Zurück nach Juba könne er mit seiner Familie nicht, erzählt ein junger Vater. „Dort droht uns der Tod. Hier fühlen wir uns sicher.“

Es sind Länder wie der Südsudan oder die Zentralafrikanische Republik, auf die der neue Minister ein besonderes Auge wirft. Länder, für die sich die Welt nicht mehr groß interessiert, weil sie schon wieder auf andere Krisen wie die in Syrien oder die auf der Krim blickt. „Die Menschen hier fühlen sich verloren und vergessen“, sagt Müller. Für die Kinder dagegen, die sich neugierig um ihn drängeln, ist sein Besuch eine willkommene Abwechslung im tristen Lageralltag. „Male, male“, rufen sie, was in der Sprache der Nuer so viel heißt wie „Hallo“. In anderen Lagern gibt es Schulen und Sportplätze für sie – in Tomping gibt es nichts.

Jedes dritte Kind im Südsudan hat Untergewicht

Bei seiner dritten Afrika-Reise als Minister wird Müller in Juba mit schockierenden Zahlen konfrontiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein 15-jähriges Mädchen später einmal bei der Geburt eines Kindes sterbe, sei größer als seine Chance auf einen Schulabschluss, rechnet ihm ein schwedischer Rotkreuzmann vor. Jedes dritte Kind im Südsudan hat Untergewicht, von den Ackerflächen werden nicht einmal fünf Prozent bewirtschaftet, und auch das nur mit einfachsten Mitteln. 700 000 Menschen sind quer durch das Land auf der Flucht, und auf elf Millionen Einwohner kommen gerade einmal 180 einheimische Ärzte, was auch daran liegt, dass drei von vier Südsudanesen weder lesen noch schreiben können. So ist das jüngste Land der Erde auch eines der ärmsten – obwohl es das nicht sein müsste.

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Jedes Jahr nimmt der Südsudan Milliarden aus dem Verkauf von Öl ein. Wenn es einmal aufgebraucht sein wird, bleiben ihm noch immer große Vorkommen an Gold, Eisen und anderen Bodenschätzen. Doch anstatt sich diese Ressourcen zu erschließen und die Erlöse in den Bau von Schulen und Straßen oder in die Landwirtschaft zu stecken, pumpt die Regierung den größten Teil der Staatseinnahmen ins Militär und in den Polizeiapparat. Für einen Entwicklungsminister ist das heikles Terrain: Soll er einem Land helfen, das sich auch selbst helfen könnte, wenn es denn wollte? Auch deshalb knüpft Müller die deutsche Unterstützung jetzt an Bedingungen – an ein Ende der Gewalt, natürlich, aber auch an eine Eigenleistung, die Juba zu seinen Projekten künftig beisteuern muss.

Seit Dezember herrscht Krieg im Südsudan

Die Stunde null schlägt im Südsudan am 9. Juli 2011 mit der Abtrennung vom Sudan. Es ist das Ende eines Konfliktes, der schon Jahrzehnte schwelt, der Hunderttausende das Leben gekostet hat und in dem sich, grob vereinfacht, der schwarzafrikanische, christliche Süden und die arabisch dominierte Nomenklatura in der Hauptstadt Khartoum gegenüberstehen. Mit der Teilung aber sind die Probleme nicht gelöst. Anstelle der alten Konflikte brechen im Süden nur neue auf – allen voran der zwischen Präsident Salva Kiir und seinem entmachteten Stellvertreter Riek Machar, der auch ein Konflikt zwischen den größten Volksgruppen des Landes ist, den Dinka und den Nuer. Seit Dezember herrscht deshalb wieder Krieg im Südsudan. Westliche Diplomaten schätzen, dass seitdem bis zu 25.000 Menschen umgekommen sind.

Die Selbstverständlichkeit, mit der die Vereinten Nationen in solchen Situationen auf die ordnende Kraft zusätzlicher Truppen vertrauen, verfolgt Müller mit Sorge. Unter Deutschlands neuer Verantwortung in der Welt, die Bundespräsident Joachim Gauck oder Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen so wortreich betonen, versteht der CSU-Mann aus dem Allgäu keine ausgeweiteten Mandate und schon gar keine Kampfeinsätze der Bundeswehr: „Wir müssen die zivile Komponente stärker in den Mittelpunkt rücken.“ Die Länder, in die er komme, fragten ihn nicht nach Soldaten, sondern nach Ärzten, Krankenschwestern und Medikamenten. Sein Vorgänger trug auf solchen Reisen häufig eine Fallschirmjägermütze – undenkbar bei Müller. Dirk Niebels Mützenvorrat hat er längst entsorgt.

Müller: "Wir müssen dahin, wo die Nöte am größten sind"

„Wir müssen dahin, wo die Not am größten ist“, sagt er – und verspricht Afrika 100 Millionen Euro mehr pro Jahr. Für die Landwirtschaft. Für einen Beschäftigungsfonds. Aber auch für Ausfallbürgschaften, mit denen sich Unternehmen absichern können, wenn sie in Ghana, Mali oder Kenia investieren. „Elend und Hunger bauen sich überall dort auf, wo Menschen keine Perspektive haben“, mahnt Müller. Im Südsudan verhungerten die Menschen, obwohl sie auf fruchtbaren Böden lebten – und das ist nur eines von vielen afrikanischen Dramen. Als ein Bub ihn in Tomping mit traurigen Augen anblickt, muss auch der Minister schlucken. Dann sagt er. „Diese Kinder haben Hoffnungen. Die dürfen wir nicht enttäuschen.“

Wo das alles einmal enden wird im  Südsudan, weiß auch er nicht. Er kann nur helfen – und hoffen. Besinnt sich die Regierung? Ist der Präsident tatsächlich zur Versöhnung mit seinem Rivalen bereit? Oder wird der Südsudan ein zweites Somalia, gesetzlos und unregierbar?

Die Hilfsorganisationen befürchten nicht nur eine humanitäre Katastrophe, wenn die Regenzeit beginnt. Auch ein Ende der Gewalt ist nicht in Sicht. Die im Januar vereinbarte Waffenruhe ist brüchig, weshalb die bundeseigene Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit ihre Entwicklungshelfer abgezogen hat. „Es war einfach zu gefährlich“, sagt Müller. Die Mittel für den Südsudan hat er einfrieren lassen. Nur für das Nötigste, Lebensmittel und Medikamente, fließt im Moment Geld aus Deutschland.

Ein Gegenbeispiel? Es geht weiter nach Mali

Sechs Flugstunden von Juba entfernt erlebt der neue Minister anschließend, wie ein Land sich erfolgreich gegen den Zerfall gestemmt hat. Mali, die zweite Station auf seiner Reise, ist vor zwei Jahren ebenfalls im Chaos versunken, als Islamisten und Rebellen der Tuareg nur eines einte: ihr Hass auf die Regierung in Bamako. Nach einem französischen Militäreinsatz und der Rückkehr der Entwicklungshelfer hat das Land inzwischen das Schlimmste hinter sich. Im Norden wird zwar noch gekämpft, aber aus den Wahlen im Herbst ist eine stabile Regierung hervorgegangen, die nun auch wieder Hilfe aus Deutschland erhält.

Eine gute Autostunde außerhalb der Hauptstadt Bamako unterschreibt Müller an diesem Freitag ein Abkommen, mit dem er ein neues Zentrum für innovative Landwirtschaft finanziert. „Wir reichen Ihnen die Hand“, sagt er zu den örtlichen Honoratioren. „Mali ist ein großartiges Land.“

Im Südsudan hat das Rote Kreuz damit begonnen, Angeln und kleine Netze zu verteilen – damit die Menschen entlang des Nils nicht weiter hungern müssen.

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