Erdogan-Satire: Was Merkel im Fall Böhmermann falsch macht
Nach dem Böhmermann-Gedicht über Erdogan gab es eine eindeutige Reaktion von Kanzlerin Angela Merkel. "Bewusst verletzend" sei es gewesen. Was die Affäre nun zum Desaster macht.
Vor sich her treiben lassen will sich die Bundesregierung nicht. Weder von der türkischen Regierung, die Strafe fordert, noch von den deutschen Kritikern, die die Meinungsfreiheit hierzulande in Gefahr sehen. In einigen Tagen erst soll feststehen, ob die Bundesregierung dem Ansinnen der Türkei nach Strafverfolgung von Jan Böhmermann entspricht.
Die Fehler wurden aber bereits gemacht. Das scheint man mittlerweile auch im Kanzleramt zu spüren. Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte am Montag, dass die Freiheit der Kunst „für die Kanzlerin nicht verhandelbar“ sei. Es ist bezeichnend, dass die Regierung eine solche Selbstverständlichkeit betont. Oder betonen muss? Wer ist der (Böhmer)-Mann, der zum Politikum wurde?
Erdogan-Satire: Eindeutige Reaktion nach Böhmermann-Gedicht
Es war schon unglücklich, wie wachsweich die Bundesregierung auf die fast schon hysterische Kritik aus Ankara an dem harmlosen Erdogan-Rap in der Satire-Sendung „Extra 3“ reagiert hat. Doch es kam noch schlechter: Nach dem Böhmermann-Gedicht gab es dann eine eindeutige Reaktion. „Bewusst verletzend“ sei das gewesen, befand die Kanzlerin. Das trifft zwar zu. Aber eines Merkel hätte wissen müssen: Ihre Bemerkung muss in den Ohren Erdogans wie eine Ermutigung geklungen haben, Berlin aufzufordern, Böhmermann vor Gericht zu stellen.
Auf diese Weise gibt die Kanzlerin jenen gute Argumente, die den Flüchtlingspakt mit einem Staat, der die Meinungsfreiheit gerade aushebelt, für indiskutabel halten. Dass aber ein solcher Pakt dann auch noch mit Leisetreterei und voreilendem Gehorsam flankiert wird, wenn es um demokratische Grundrechte geht, ist ein echtes Desaster. Kunst oder Knast? - Böhmermann löst hitzige Debatte aus
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Böhmermann geht nicht dahin, wos wehtut, sondern dahin, wo er die maximale Aufmerksamkeit bekommt. Auch er wird als Tatort-Kommissar enden. Die allgemeine Hysterie ist also unangebracht.
Es liegt ein Strafantrag vor und Anklagebehörde und ggf. Gericht sollen doch bitte entscheiden, ob der Böhmermannsche Vortrag eine Schmähkritik war und damit eine Beleidigung oder nicht.
Das muss auch jeder einfache Bürger über sich ergehen lassen, der meint, einen anderen (besonders intelligent) unter der Gürtellinie angehen zu müssen.
Man soll als Satiriker nicht damit rechnen müssen, dass man strafverfolgt wird? Ja warum denn bitte nicht? Man soll nicht damit rechnen müssen, dass man zu Unrecht verurteilt wird. Das wohl und die Kunst- und Meinungsfreiheit wiegt schwer, deckt aber - Böhmermann erklärte es ja höchstselbst - nicht alles.
Es geht also im Grunde nur darum, ob seine Finte, dann doch mit persönlicher Adressierung zu sagen, was man nicht sagen darf, als eine Form von Kunst akzeptiert werden kann, die auch die Verletzung der persönlichen - funktionsunabhängingen - Würde eines Menschen oder Politikers, rechtfertigt.
Dafür ist ein Gericht die zuständige Instanz. Weder die Regierung, noch das Heer von Meinungsverfassern in Kommentaren, ob professionell oder eher laienhaft, auch die Medienanwälte geben ja nur Einschätzungen von sich.
Damit ein Gericht entscheiden kann, muss die Regierung ermächtigen. Das sollte sie tun.
Die Freiheit der Kunst - macht Böhmermann Kunst? Ersparen Sie mir eine Antwort - sie würde vermutlich eh weg zensiert
Natürlich kritisiert Böhmermann das politische Wirken von Herrn Erdogan; er betätigt sich in erster Linie politisch und wählt dafür halt eine Form die er für Satire hält.
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Satire ist laut Definition eher Spott als Beleidigung. Während sich die Beleidigung direkt gegen den Kontrahenten richtet, dient der Spott eher der Belustigung von sich selbst sowie Dritter. Egal wenn es das Opfer nicht mitbekommt - ganz im Gegenteil zur Beleidigung die treffen soll.
OK - dann haben wir eben verschiedene Ansichten was politische Betätigung, "satirisch" dargestellt, bedeutet. Wäre mal interessant wie die Reaktionen wären, wenn nicht Erdogan sondern vielleicht Bundespräsident Gauck oder der Papst satirisch so behandelt würde....
Gute politische Satire können Sie heute von Asül, Jonas und eingen wenigen hören - bestimmt nicht von Böhmermann.