Es bleibt doch bei zwei Trassen - Steigen jetzt die Stromkosten?
Die Große Koalition ändert beim Energiegipfel ihre umstrittene Planung. Die zwei neuen Gleichstromleitungen führen an Schwaben vorbei. Aber die Stromkosten könnten steigen.
Nach monatelangem Widerstand Bayerns ist der Weg für zwei neue Gleichstromleitungen vom Norden in den Süden Deutschlands frei. Die Spitzen der Großen Koalition verständigten sich sowohl auf den Bau des sogenannten SuedLinks als auch der Südost-Trasse. Der genaue Verlauf der beiden geplanten großen Gleichstromtrassen steht allerdings noch nicht fest. Die Bundesnetzagentur wird aufgefordert, bis zum Herbst mehrere Varianten vorzulegen.
Die Leitungen sollen jedoch stärker als bisher geplant auf bestehenden Stromtrassen verlaufen und es sollen vorrangig teure Erdkabel verlegt werden. Endpunkt der Südost-Trasse soll Landshut statt Meitingen oder Gundremmingen in Schwaben sein, beim SuedLink soll es einen Strang ins unterfränkische Grafenrheinfeld und nach Großgartach in Baden-Württemberg geben.
Seehofer: "Monstertrassen sind vom Tisch"
Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zeigte sich mit dem Ergebnis des Energiegipfels zufrieden. „Ich kann sagen, dass sämtliche Monstertrassen quer durch Bayern vom Tisch sind.“ Er sei sich mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) einig, dass die Belange der Natur, der Landschaft und der betroffenen Bevölkerung noch stärker als bisher berücksichtigt werden.
Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Georg Nüßlein (Neu-Ulm, CSU), sprach gegenüber unserer Zeitung von einem „genialen Verhandlungserfolg“. Die Hartnäckigkeit Bayerns habe sich gelohnt. Zwei Monstertrassen seien verhindert worden und die Erdverkabelung habe Vorrang vor Freiluftleitungen. Hartmut Wurster, stellvertretender Präsident der IHK Schwaben, betonte: „Endlich ist sich die Politik einig, dass zwei Nord-Süd-Leitungen nötig sind, um die Energieversorgung zu sichern.“
Die Verkabelung der Stromtrassen wird teuer
Wurster wies jedoch auch darauf hin, dass sich die Kosten durch die Erdverkabelung „um ein Vierfaches erhöhen können“. Eine spürbare Verteuerung erwartet auch der Netzbetreiber Amprion. Die Kunden zahlen derzeit die Netzkosten über den Strompreis. Der Vorsitzende des Bundes der Energieverbraucher, Aribert Peters, kritisierte im Gespräch mit unserer Zeitung, es sei fast zweitrangig, ob die Kosten des Pakets über die Strompreise oder Steuern auf die Verbraucher umgelegt werden. „Tatsache aber ist, dass die Stromkonzerne nichts zahlen“, bemängelt Peters.
Endgültig vom Tisch ist auch die von Wirtschaftsminister Gabriel favorisierte Kohleabgabe. Stattdessen sollen einige Braunkohle-Kraftwerke zwischen 2017 und 2020 vom Netz genommen und als Kapazitätsreserve aufgebaut werden. Dafür erhalten Konzerne Prämien. Damit hat sich eine Lobby aus Industrie, Gewerkschaften, Ländern, Union und Teilen der SPD gegen Vize-Kanzler Gabriel durchgesetzt. Die Opposition sprach von einer „Bankrotterklärung“ in der Klimapolitik.
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