Europa will die Wirtschaft in Afrika in Schwung bringen
In Wien geht es um ein ehrgeiziges Investitionsprogramm
Die Lipizzaner sind illustres Publikum längst gewöhnt und die Teilnehmer des EU-Afrika-Forums dürften das romantische Ambiente genossen haben. Zum Galadinner lud EU-Ratspräsident Sebastian Kurz seine afrikanischen und europäischen Gäste am Montag in die Spanische Hofreitschule. 25 afrikanische Staaten hatten ihre Vertreter geschickt, darunter sieben Staats-und Regierungschefs. Auch dreizehn EU-Regierungschefs sowie Kommissionspräsident Jean- Claude Juncker diskutierten, wie die Digitalisierung Afrikas Wirtschaft in Schwung bringen kann.
Trotz teils hoher Wachstumsraten von sieben Prozent in Äthiopien und Ruanda werden angesichts der Bevölkerungsexplosion viel zu wenig Arbeitsplätze geschaffen. Auch das gilt als Grund für Migrationsbewegungen. Dass dies verhindert werden muss, darüber sind sich afrikanische und europäische Politiker einig. Allerdings stößt die EU mit ihren Vorschlägen wie Anlandeplattformen für zurückgeschickte Flüchtlinge in Afrika auf Widerstand. Kein Staat ist bereit, die Vorschläge umzusetzen, auch wenn Ägypten, Tunesien und Libyen kooperieren, in dem sie versuchen zu verhindern, dass Flüchtlingsboote ablegen. „Afrika will nicht mehr Sorgenkind sein, sondern fordert Partnerschaft auf Augenhöhe“, sagte der derzeitige Präsident der Afrikanischen Union (AU), Ruandas Präsident Paul Kagame. Deshalb, so Kanzler Kurz, solle das Thema Migration auf Wunsch afrikanischer Politiker nicht im Vordergrund stehen, sondern die Vertiefung der Wirtschaftsbeziehungen.
Angesichts des starken Bevölkerungswachstums in Afrika – bis 2050 wird sich die Zahl der Afrikaner auf 2,5 Milliarden verdoppeln – bestehe der Bedarf nach einem starken Wirtschaftswachstum, so Kurz. Die EU dürfe den afrikanischen Kontinent nicht den Chinesen überlassen, sagte Kurz. Diese Perspektive allerdings wiesen die Vertreter der Afrikanische Union zurück. Afrika sei kein „leeres Terrain, auf dem sich Amerikaner, Chinesen und Europäer miteinander schlagen“ und „um Ressourcen streiten.“ Afrika gehöre den Afrikanern, so AU-Generalsekretär Moussa Faki Mahamat. Tatsächlich jedoch hat China bereits einen großen Teil der afrikanischen Rohstoffquellen für sich erschlossen.
Die EU will bis 2020 immerhin 44 Milliarden Euro an Investitionen garantieren. Die Hoffnung ist, dass dies rund 37 Milliarden Euro an privaten Investitionen auslöst. Besonders bei der Digitalisierung sehen Unternehmen einen riesigen Markt. Nokia-Chef Nick Read versprach ebenso wie viele der 800 Wirtschaftsvertreter, das Wachstum anzuschieben. Siemens Chef Joe Kaeser kündigte zusätzliche Investitionen in Höhe von 500 Mio Euro in Afrika an.
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