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Interview
23.08.2016

Experte: "Wir stehen erst am Anfang der Flüchtlingskrise"

Flüchtlinge vor einer Notunterkunft in Bayern. Vor einem Jahr kamen täglich Tausende, heute sind es deutlich weniger.
Foto: Armin Weigel/Archiv (dpa)

Momentan kommen viel weniger Asylbewerber nach Deutschland als vor einem Jahr. Der Experte Reiner Klingholz erklärt, warum das nicht so bleiben wird und was Europa tun muss.

Reiner Klingholz ist Vorstand des „Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung“, das 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet wurde und sich über Projektzuwendungen, Spenden und Forschungsaufträge finanziert. Schwerpunkt seiner Arbeit sind demografische Veränderungen und die damit verbundenen Herausforderungen an die Politik.

Ein Jahr ist es her, dass täglich tausende Flüchtlinge in Deutschland ankamen. Heute ist die Balkan-Route geschlossen und im Mittelmeer fahren Flottenverbände Patrouille. Ist die Flüchtlingskrise Geschichte?

Klingholz: Der Flüchtlingsstrom wird gebremst durch eine Reihe von Abwehrmaßnahmen wie dem Abkommen mit der Türkei sowie der Schließung der Balkan-Route und der Überwachung des Mittelmeeres. Wenn wir uns aber die Ursachen der Flüchtlings- und Migrationskrise anschauen, dann können wir nicht sagen, dass wir am Ende sind. Vielmehr stehen wir erst am Anfang. Die großen Migrationswellen kommen erst noch.

Sie sprechen in einer aktuellen Studie von einem „Pulverfass vor den Toren Europas“. Was meinen Sie damit?

Klingholz: Wir meinen damit den Raum, der von West- und Nordafrika über die Arabische Halbinsel bis Westasien reicht. Dort haben wir ein überaus starkes Bevölkerungswachstum, vor allem aber wächst die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter stärker als die Zahl der Arbeitsplätze, die für sie zur Verfügung steht. Immer mehr junge Menschen sind ohne Lebensperspektive und hochgradig frustriert. Das ist eine Gefahr für die Stabilität der jeweiligen Länder. Diese Menschen suchen ihr Glück in der Auswanderung oder, wenn die Lage gefährlich wird, in der Flucht.

Als vor fünf Jahren der Arabische Frühling ausbrach, interpretierte man dies bei uns als Wunsch der Menschen nach Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit. Haben wir uns da etwas schön gemalt, weil es in Wahrheit um etwas anderes ging: Eine Jugend ohne Perspektive rebellierte gegen eine korrupte Elite, die ihr keine Chance lässt?

Klingholz: Beides hat miteinander zu tun. Diese korrupten Eliten wurden zu Recht dafür verantwortlich gemacht, dass die Jugend in ihren Ländern keine Perspektive hat. Der eigentliche Grund für den Aufstand war aber nicht, dass dort Autokraten herrschten, sondern dass Jobs fehlten und damit die Möglichkeiten, Geld zu verdienen und das Leben aus eigener Kraft zu gestalten. Es gibt durchaus Autokraten, die es geschafft haben, den Menschen Perspektiven zu geben. Ein gutes Beispiel dafür ist Singapur, wo ein kluger Autokrat das Land mit den richtigen Maßnahmen unheimlich rasch entwickelt hat.

Der Gazastreifen, Somalia, Jemen in Arabien sowie Uganda, Niger und die Republik Kongo in Afrika haben die höchsten Geburtenraten der Welt – sind das die Hotspots, von denen die Flüchtlinge von morgen kommen?

Klingholz: Die Frauen im Niger bekommen im Durchschnitt fast acht Kinder. Die Bevölkerung des Landes wird sich bis zum Jahr 2050 verdreifachen. Und das in einem der ärmsten Länder der Welt. Stellen Sie sich vor, Deutschland, reich und sicher, müsste bis 2050 die Infrastruktur für die dreifache Bevölkerung zur Verfügung stellen, Wohnungen, Schulen, Straßen, Krankenhäuser und so weiter. Für uns wäre das eine kaum zu bewältigende Herausforderung, der Niger kann das nicht schaffen und wird das auch nicht schaffen. Dort, wo die Bevölkerung zu schnell wächst und die Arbeitsplätze fehlen, kommt es zur Explosion.

Sie sind Bevölkerungsforscher. Wie erklären Sie sich, dass ausgerechnet in den ärmsten Ländern der Welt, wo es an Wasser und an ertragreichen Böden fehlt, die Geburtenrate immer noch am höchsten ist?

Klingholz: Weil die Menschen keine Perspektiven haben. Sobald sie eine Zukunft für sich sehen, fangen sie an, ihr Leben zu planen. Und damit fangen sie auch an, ihre Familien zu planen, auch die Familiengröße. Dann sind Kinder kein naturgegebenes Schicksal mehr, sondern es wird berücksichtigt, wie man die Kinder durchbekommt. Sobald der Bildungsgrad steigt und es eine wirtschaftliche Perspektive gibt, sinken automatisch die Geburtenzahlen.

Also ist Bildung der Schlüssel?

Klingholz: Bildung ist das Wichtigste, gerade für Frauen. In den Ländern mit den höchsten Geburtenraten haben Frauen den schlechtesten Zugang zu Bildung. Bildung für Frauen ist das beste Verhütungsmittel. Wenn Mädchen die Sekundarschule besuchen, sinken die Geburten automatisch um die Hälfte. Denn sie stehen in diesem Falle nicht bereits mit 14 dem Heiratsmarkt zur Verfügung, sondern gehen noch in die Schule. Und sie haben hinterher andere Möglichkeiten, ihr Leben selbst zu gestalten, sind weniger von den Männern abhängig.

Ist eine strikte Geburtenkontrolle, wie sie China durchgesetzt hat, der einzig mögliche Weg?

Klingholz: Nein. In anderen Ländern, wie zum Beispiel in Thailand, hat es auch ohne Geburtenkontrolle im gleichen Zeitraum den gleichen Rückgang an Geburten gegeben. Nur durch Entwicklung, Perspektive und Frauenförderung, Gesundheitsvorsorge und Bildungsprogramme. In China hat das funktioniert, weil es sich um ein straff geführtes, autoritär regiertes und konfuzianisch geprägtes Land handelt. Das geht in Afrika nicht.

Was kommt auf Europa durch die Bevölkerungsexplosion vor seiner Haustüre zu? Kann es dem Druck standhalten? Und kann durch eine gezielte Einwanderung von qualifizierten Ausländern das „Pulverfass“ entschärft werden?

Klingholz: Die Einwanderung kann dieses Pulverfass nicht entschärfen. Sicher ist, wir haben einen Bedarf an qualifizierten Zuwanderern in Deutschland und Europa, aber das Angebot ist so ungleich höher, dass das Gleichgewicht dadurch nicht hergestellt werden kann. Es muss daher alles getan werden, damit die Länder mit hohen Geburtenzahlen eine Chance auf Entwicklung erhalten. Das ist die einzige Möglichkeit zur langfristigen Bekämpfung der Fluchtursachen. Ein Beispiel dafür, dass das funktionieren kann, ist Äthiopien. Obwohl Äthiopien zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, gibt es kaum Flüchtlinge aus diesem Land. Warum? Weil die Wirtschaft seit über zehn Jahren stark wächst, zum Teil mit zweistelligen Werten. Das heißt, die Menschen sehen für sich eine Zukunft in ihrer Heimat. Darum bleiben sie.

Haben wir am Ende wieder ein Europa der geschlossenen Grenzen mit Mauern und Minen, Stacheldraht und Schießbefehl?

Klingholz: Das weiß ich nicht, aber wenn wir in Richtung dieser rigiden Abschottungspolitik gehen, werden wir teure Folgekosten tragen müssen. Erstens kostet es sehr viel, Grenzen so zu sichern, dass niemand mehr durchkommt. Und zweitens leben wir in einer globalisierten Welt, in der wir auf den Austausch, den Handel angewiesen sind. Deutschland ist eine Exportnation. Wir können uns nicht abschotten. Darum haben wir keine andere Wahl, als die Perspektiven der Menschen in ihren Heimatländern zu verbessern. Dann bleiben sie auch dort.

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Die Diskussion ist geschlossen.

23.08.2016

... aber wenn wir in Richtung dieser rigiden Abschottungspolitik gehen, werden wir teure Folgekosten tragen müssen. Erstens kostet es sehr viel, Grenzen so zu sichern, dass niemand mehr durchkommt. Und zweitens leben wir in einer globalisierten Welt, in der wir auf den Austausch, den Handel angewiesen sind.

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Wusste ich noch nicht; Australien, die USA oder Canada nehmen nicht am Welthandel teil...

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Es ist schon sehr naiv, hier die unbegrenzte und unkontrollierte Einreise von Menschen als Vorraussetzung für Handel zu sehen.

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Und es ist absurd Grenzen so zu sichern "dass niemand mehr durchkommt" - das "niemand" macht die Sache wirklich teuer. EU weit 200.000 "Fehlfunktionen" einer gesicherten Grenze sind doch kein Problem. Und wenn man die See wie aktuell mit modernsten zur U-Boot-Jagd gebauten Kriegsschiffen sichert, die neben den Schiffsdieseln auch noch eine Gasturbine für 35 Knoten haben, kann das künftig auch mal preiswerter geschehen.

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Inzwischen wollen fast alle Flüchtlinge nach Deutschland. Die deutschen Sozialleistungen sichern praktisch jedem Einwanderer/Flüchtling in Deutschland einen Lebensstandard den er in vielen Teilen der Welt niemals erreichen kann. Das Risiko der Abschiebung ist selbst bei Ablehnung vernachlässigbar klein; das spricht sich herum. Man kann noch soviele Schulen und Brunnen bauen, es wird immer einen Sohn geben den man zur Verbesserung der eigenen Situation nach Deutschland schicken wird.

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Der ganze Artikel spricht immer nur von Menschen die zu uns kommen; auf die Idee Kriegsflüchtlinge direkt und kontrolliert in einer demographisch ausgewogenen Gruppe nach Deutschland zu holen kommt man nicht. Der "run of the fittest" der jungen Männer soll offensichtlich weiter gehen.

23.08.2016

Genauso ist es. Entwicklungshilfe muss nachhaltig werden. Nicht Großprojekte, sondern Hilfe zur Selbsthilfe; Zentren, die der Umgebung Vorbild sein können und sind. Beispiele sind z.B. Bisidimo in Äthiopien oder Behkadeh Raji im Iran in den 60ern. Heute sind beide Zentren, die durch ihre Vorbildeigenschaft ganze Regionen geprägt haben.