Fachkräftemangel in Bayern: Jeder Fünfte bricht die Lehre ab
Ein Fünftel der Auszubildenden in Bayern schmeißt die Lehre. Warum immer mehr junge Menschen vorzeitig abbrechen und welche Berufe besonders betroffen sind.
Der Fachkräftemangel spitzt sich zu. Der Zentralverband des Deutschen Handwerks rechnet zum Ausbildungsstart am 1. September mit rund 30000 unbesetzten Lehrstellen. Auch in der Region wird es für Firmen schwieriger, den Bedarf an Auszubildenden zu decken. Hinzu kommt, dass mehr als jeder fünfte Lehrling in Bayern seine Ausbildung vorzeitig abbricht.
Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervor. Den Trend bestätigt Oliver Heckemann, Leiter Ausbildung bei der Industrie- und Handelskammer Schwaben: "In der Region wird der Fachkräftemangel durch die Abbrecher verstärkt." Im Gastronomiegewerbe fehlten besonders Köche, sagt Heckemann. "Hier brechen besonders viele ihre Lehre ab." Überdies suchen zahlreiche Unternehmen händeringend nach Verkäufern, Einzelhandelskaufmännern und Lager-Logistikern.
Auch im Handwerk sind noch viele Stellen offen. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern stieg zwar die Zahl der Ausbildungsverträge im Vergleich zum Vorjahr leicht an, dennoch waren zuletzt mehr als 800 Lehrstellen in der Region unbesetzt. Vom Anlagenmechaniker bis zum Zahntechniker – in Schwaben seien noch viele Stellen zu haben, sagte Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) für Schwaben. Er sieht es nicht als ausschlaggebend an, dass jeder Fünfte abbricht: "Das bedeutet nicht, dass diese Jugendlichen das Handwerk verlassen. Es entscheidet sich aber mancher schneller für einen Wechsel zu einer anderen Ausbildungsstelle."
Trend zur höheren Schulbildung verschärft die Lage
IHK-Experte Heckemann sieht die Gründe für den vorzeitigen Abbruch einer Lehre auch bei den Auszubildenden: "Die Jugendlichen haben falsche Vorstellungen von den Berufen. Anspruch und Wirklichkeit klaffen häufig auseinander." Viele seien zum Ausbildungsstart überfordert. Für solche Fälle bietet die IHK ein Bewerbermanagement an: "Wir beraten die Auszubildenden und schauen, welcher Beruf am besten zu ihnen passt." Der Trend zur höheren Schulbildung – also Abitur und Studium statt Lehre – verschärft die Lage. Heckemann sagt: "Viele entscheiden sich nach einem Jahr dazu, auf die Schule zu gehen." Doch je später ein Lehrling abbricht, desto schwieriger sei es für Unternehmen, ihn zu ersetzen.
Eine Ausbildung vorzeitig zu beenden, ist prinzipiell kein Problem. Ein Wechsel in der Probezeit kann Vorteile haben. Heckemann sieht das so: "Dann haben beide Seiten noch Zeit, sich umzuschauen. Bis Dezember stehen die Chancen gut." Doch was können Firmen tun, wenn ein Lehrling vorzeitig geht? Bei der IHK gibt es für solche Fälle eine Lehrstellenbörse. Sobald eine entsprechende Anfrage ankommt, wird ein passender Bewerber gesucht. "Der direkte Kontakt ist uns wichtig", sagt Heckemann. Auch die Handwerkskammer verfügt über eine solche Börse. (mit dpa und afp)
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