Forscher rechnen mit Rentenbeitrag von fast 23 Prozent
Einer aktuellen Studie zufolge werden wegen der Regierungspläne die Rentenbeiträge in den nächsten Jahrzehnten steigen. Zugleich wird wohl die Rentenhöhe sinken.
Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will nach der geplanten Einführung ihres Rentenpaketes bald weitere Reformen der Altersvorsorge in Angriff nehmen. Es würden vielfältige Möglichkeiten für flexible Übergänge vom Arbeitsleben in den Ruhestand benötigt, sagte sie auf einer DGB-Veranstaltung. Modelle wie die Teilzeitrente seien dabei „legitime Ansätze“.
Einer aktuellen Studie zufolge werden wegen der Regierungspläne die Rentenbeiträge in den nächsten Jahrzehnten steigen. Gleichzeitig geht das Rentenniveau noch stärker als bislang erwartet zurück, heißt es in der Untersuchung des HandelsblattsResearch Institute (HRI) und der Prognos AG, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Auftrag gegeben hatte.
Der Rentenbeitrag dürfte von derzeit 18,9 Prozent bis 2030 auf 22,7 Prozent steigen, sagte Prognos-Chefökonom Michael Böhmer. In 35 Jahren könnte er sogar bei 25 Prozent liegen. Das Sicherungsniveau falle um bis zu 0,5 Prozentpunkte niedriger aus als ohne die Maßnahmen der Regierung. Nach Überzeugung der Verfasser setzt die Bundesregierung mit diesem rentenpolitischen Kurs ein falsches Signal. Das derzeitige demografische Zwischenhoch werde für langfristige Leistungsausweitungen missbraucht. Schwarz-Rot drehe Erfolge früherer Rentenreformen zurück.
Von der Gewerkschaft erntete Nahles hingegen ausdrücklich Lob für die auch in der Union umstrittene Rente ab 63. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach bezeichnete die Rentenpläne als „Wendepunkt“. Die Kritik an der Rente mit 63 sei maßlos übertrieben. Dieses Projekt mache nur ein Viertel der Kosten des gesamten Rentenpakets aus, zu der auch die Mütterrente und die verbesserte Erwerbsminderungsrente gehören.
Die Ministerin verwies darauf, dass es in den verschiedenen Branchen deutliche Unterschiede gebe, was den Eintritt ins Rentenalter betrifft. Deshalb würden hier differenzierte Möglichkeiten benötigt, über die in den kommenden Monaten diskutiert werden solle.
Nahles bekräftigte ihre Bereitschaft zu Korrekturen an der Rente ab 63, um die vielfach befürchtete Frühverrentungswelle zu vermeiden. Es müsse für die Unternehmen unattraktiv gemacht werden, ihre Beschäftigten bereits mit 61 Jahren in die Arbeitslosigkeit zu schicken, damit diese dann zwei Jahre später die abschlagsfreie Rente in Anspruch nehmen können. „Das muss teuer werden für die Arbeitgeber“, sagte sie. Nahles brachte erneut die Möglichkeit ins Gespräch, den Unternehmern eine „Erstattungspflicht“ für die Sozialabgaben aufzuerlegen, die der Sozialversicherung durch die künstlich erzeugte Arbeitslosigkeit der Betroffenen entgehen. (afp, dpa) "Leitartikel
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