Frauen müssen mit halb so viel Rente leben
Eine Studie zeigt, dass die Männer im Alter deutlich mehr Geld bekommen. Was die Gründe dafür sind.
Frauen erhalten im Rentenalter deutlich weniger Geld als Männer. Das belegt eine neue Expertenstudie. Männer in Deutschland verfügen danach im Alter durchschnittlich über ein doppelt so hohes Einkommen. Hauptursache: Die vielen Zeiten, in denen sich diese Frauen um Kindererziehung und oftmals auch um die Pflege von Angehörigen gekümmert haben, aber nicht durch entsprechende Rentenbeiträge oder Einzahlungen in eine private Versicherung für das Alter vorsorgen konnten. Aber auch die geringeren Verdienste von Frauen und die weit verbreitete Teilzeitarbeit spielen eine Rolle.
Die Experten des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) haben festgestellt, dass Frauen nicht nur bei der Gesetzlichen Rente schlechter abschneiden als Männer, sondern auch bei der betrieblichen und der privaten Vorsorge. Wenn man die Einkünfte aus diesen drei Säulen der Altersversorgung zusammenzähle, ergebe sich eine Rentenlücke zwischen den Geschlechtern (Fachbegriff: Gender Pension Gap) von 53 Prozent. Das heißt: Frauen haben mehr als die Hälfte weniger von dem, was Männern zur Verfügung steht.
Deutliches Ost-West-Gefälle bei der Rente
Es gibt auch ein deutliches Ost-West-Gefälle: Frauen in den alten Bundesländern haben im Alter sogar 58 Prozent weniger als Männer, in den neuen hingegen nur 28 Prozent – eine Folge der zu Zeiten der ehemaligen DDR dort sehr viel weiter verbreiteten Berufstätigkeit von Frauen. In Europa sind nur in Luxemburg die finanziellen Unterschiede der Geschlechter noch geringfügig größer als in Deutschland. Dass es auch anders geht, zeigen nach den Untersuchungen des WSI – ein Institut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung – Länder wie Estland, Dänemark und die Slowakei, wo die Lücke unter zehn Prozent liegt.
Dazu passen aktuelle Zahlen des Sozialverbands VdK Bayern. Mehr als 80 Prozent der Frauen im Freistaat bekämen eine Rente unterhalb von 1000 Euro, nur wenige lägen über 1500 Euro. VdK-Chefin Ulrike Mascher (München) verlangte „rasche Maßnahmen, die das Armutsrisiko von Frauen vermindern“. Sie nennt zuerst gleiche Bezahlung für gleiche Tätigkeit. Zudem müssten Leih- und Zeitarbeit, befristete Arbeitsverhältnisse sowie unerwünschte Teilzeit- und Minijobs eingedämmt werden. Hinzu komme der Ausbau der Kinderbetreuung.
Die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV) in Berlin betonte auf Anfrage, dass die Studie keine Aussagen auf eine mögliche Altersarmut von Frauen zulasse. Es gehe in ihr um die jeweils eigenen Leistungen für die Alterssicherung und nicht darum, über wie viel Einkommen ein Haushalt verfügt. Als Schlussfolgerung aus der Studie des WSI ist aus Sicht der DRV wichtig, „dass die Rahmenbedingungen der Erwerbstätigkeit bei Frauen so ausgestaltet werden, dass sie die gleichen Chancen auf Erwerbserfolg haben wie Männer“, wie deren Sprecher Dirk von der Heide erklärte.
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