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Der erste Termin des Bundespräsidenten: Gauck feiert den Thomanerchor - und überlässt Anderen das Reden
Der erste Termin des Bundespräsidenten
20.03.2012
Gauck feiert den Thomanerchor - und überlässt Anderen das Reden
Noch ist er nicht vereidigt, aber der neue Präsident reist schon durchs Land. Gauck feierte den Geburtstag des Thomanerchors - für den ehemaligen Pastor ein passender Termin.
"Guten Tag Leipzig", ruft ein gut gelaunter Joachim Gauck, als er bei schönstem Sonnenschein an der Thomaskirche aus der schwarzen Präsidentenlimousine steigt. Aus der Menschenmenge erntet er Beifall und vereinzelte Jubelrufe. Gauck schüttelt Thomaner-Knaben die Hände und lasst sich vor dem Bach-Denkmal fotografieren, bevor er - begleitet von Glockengeläut - in die Kirche geht. Für den Theologen eigentlich ein vertrauter Ort. Dass ihn die dort versammelten Repräsentanten von Stadt, Politik und Gesellschaft mit Standing Ovations empfangen, daran muss sich der neue Bundespräsident aber erst noch gewöhnen.
Die Veranstaltung ist Teil des Jubiläumsjahres "800 Jahre Thomana", mit dem Leipzig in diesem Jahr Thomanerchor, Thomaskirche und Thomasschule würdigt. In zahlreichen Festreden wird an die lange Tradition des Thomanerchors erinnert, der untrennbar mit der Geschichte Leipzigs und dem Namen Johann-Sebastian Bach verbunden ist. Unter der Leitung des Thomaskantors erlebte der Chor in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine Blütezeit. Heute ist der weltberühmte Knabenchor, dem rund hundert Jungen und Jugendliche von neun bis 18 Jahren angehören, einer der wichtigsten musikalischen Botschafter der Stadt.
Gauck hatte schon Ende Februar zugesagt - ursprünglich war Wulff eingeladen
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) freut sich zugleich über die "Ehre", dass Gauck zwei Tage nach seiner Wahl am Sonntag und noch vor seiner Vereidigung am kommenden Freitag nach Leipzig gekommen ist. Immerhin hatte Gauck schon Ende Februar zugesagt - zehn Tage nach dem Rücktritt des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, dem die Einladung ursprünglich galt. Im Programmheft prangt auch noch Wulffs Foto.
Die mehreren hundert Menschen, die am Dienstag auf dem Platz vor der Thomaskirche der Übertragung des Festakts lauschen, sind nicht nur des Thomanerchors wegen gekommen. Viele wollen ihren neuen Bundespräsidenten sehen. Zu ihnen gehört Christel Blödorn - sie wünscht sich, dass Gauck sich in seinem neuen Amt nicht nur seinem Hauptthema, der "Freiheit" zuwendet, sondern sich auch zur sozialen Gerechtigkeit bekennt. "Die Erwartungen an Gauck sind sehr hoch, aber man muss ihm eine Schonfrist zugestehen", sagt die 71-jährige Leipzigerin.
Freitag wird der neue Bundespräsident vereidigt
Als Gauck gegen Mittag winkend die Thomaskirche verlässt, brandet erneut Beifall auf. Der Bundespräsident zeigt sich sehr bewegt von dem Festakt und dem freundlichen Empfang. "Ich bin dankbar, dass das mein erster Termin war", sagt Gauck und steuert auf die Limousine zu, ohne nochmals Hände zu schütteln.
Denn die Zeit drängt. Am Donnerstag nimmt Gauck in Berlin an einer Preisverleihung für Bürgerstiftungen teil. Für Freitag ist die nächste Ansprache des neuen Bundespräsidenten geplant, wenn er nach seinem Amtseid vor Bundestag und Bundesrat das Wort ergreifen will. Das wird dann keine "Light-Version" mehr. Auf Gauck ruht die Hoffnung, dass er dem Amt nach dem Abtritt von Wulff neue Würde verleiht.
Gaucks erste Auslandsreise geht wahrscheinlich nach Polen
Die erste Auslandsreise geht voraussichtlich nach Polen. Und der erste Staatsgast, den Gauck empfängt, ist am Donnerstag nächster Woche der Präsident der Mongolei, Tsakhia Elbegdorj. Die Einladung war schon vor Monaten ausgesprochen worden.afp/dpa/AZ
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