Gedenken: Sieben Städte erinnern an Opfer der Neonazi-Mordserie
Sieben deutsche Kommunen, die Schauplätze der rechtsextremen Terrorserie waren, wollen gemeinsam an die Opfer erinnern - mit Gedenkorten von Hamburg über Kassel bis München.
Nach der Neonazi-Mordserie setzen die sieben betroffenen Städte ein gemeinsames Zeichen gegen rechtsextremen Terror in Deutschland. Als Mahnung und zur Erinnerung an die Opfer sollen jeweils Gedenkorte eingerichtet werden, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Städte Kassel, Nürnberg, Hamburg, München, Rostock, Dortmund und Heilbronn vom Dienstag. "Wir sind bestürzt und beschämt, dass diese terroristischen Gewalttaten über Jahre nicht als das erkannt wurden, was sie waren: Morde aus Menschenverachtung. Wir sagen: Nie wieder!"
Sieben Städte setzen Zeichen gegen Rechts
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), begrüßte die Initiative der sieben Städte. Die Mordserie sei ein "menschenverachtendes Verbrechen von beispielloser Dimension" gewesen. "Umso wichtiger ist das Zeichen, das von der heutigen Entscheidung ausgeht: Die Opfer und ihre Familien dürfen nicht aus dem Blick geraten." Die rechtsextreme Zwickauer Gruppe soll zwischen 2000 und 2007 neun Kleinunternehmer türkischer und griechischer Herkunft sowie eine deutsche Polizistin ermordet haben.
In Kassel wird ein Platz nach dem Opfer Halit Yozgat benannt. In unmittelbarer Nähe zum Tatort soll am künftigen "Halit-Platz" auch eine Inschrift zur Erinnerung und Mahnung aufgestellt werden. Der junge Mann war 2006 in seinem Internetcafé erschossen worden. Sein Vater Ismail Yozgat hatte in einer bewegenden Rede auf der zentralen Gedenkfeier für die Opfer im Februar in Berlin den Wunsch geäußert, die Straße nach seinem Sohn zu benennen.
Rostock benennt Straße nach NSU-Opfer
In Rostock soll eine Straße im Stadtteil Toitenwinkel nach dem Opfer Mehmet Turgut benannt werden. Der damals 25-Jährige Imbiss- Verkäufer war 2004 dort erschossen worden. In Heilbronn soll am Ort des Mordes an der Polizistin Michele Kiesewetter eine vorhandene Gedenktafel durch eine neue mit erweitertem Text ersetzt werden. In Dortmund, wo am 4. April 2006 der Kioskbesitzer Mehmet Kubasik erschossen wurde, soll unter anderem eine Bodenplatte in der Nähe des Kiosks angebracht werden.
Wo in München mit Gedenktafeln an die Opfer erinnert wird, ist nach Angaben der Stadt noch unklar. Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) sagte: "Wir sind erschüttert, dass die menschenverachtende Ideologie der Rechtsextremisten zu einer Mordserie führte, und wir sind beschämt, dass dies ein Jahrzehnt lang unerkannt bleiben konnte." In Nürnberg soll es an drei Tatorten Gedenktafeln geben.
Gedenktafeln für Neonazi-Opfer: Barbara John kritisiert
In Hamburg war der Gemüsehändler Süleyman Tasköprü 2001 erschossen worden. Wie seiner gedacht werden soll, ist noch nicht abschließend entschieden. Der Erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) erklärte, die Stadt nehme ihre moralische Verpflichtung wahr. "Die gemeinsame Initiative ist ein gutes Zeichen."
Die Ombudsfrau für die Angehörigen der Opfer, Barbara John, kritisierte, dass die Familien nicht an der Entscheidung über die Gedenktafeln beteiligt worden seien. "Von den Angehörigen wusste wieder niemand Bescheid", sagte John dem Tagesspiegel. "Wir wissen ja nicht einmal, ob das alle überhaupt so wollen", sagte sie der Berliner Tageszeitung. Die Angehörigen bitten laut John nun darum, zumindest in weitere Schritte einbezogen zu werden. "Sie würden gerne einen Entwurf der geplanten Gedenktafel sehen und bei der Frage mitreden, wo diese angebracht werden." dpa
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