Gericht klagt Polizisten nicht an: Schwere Ausschreitungen in Ferguson
Ein weißer Polizist muss sich nicht für die tödlichen Schüsse auf einen jungen Schwarzen in der US-Kleinstadt Ferguson verantworten. Nach dem Urteil kommt es zu Ausschreitungen.
In der US-Kleinstadt Ferguson ist es bei Protestkundgebungen gegen die Jury-Entscheidung nach den tödlichen Schüssen auf einen schwarzen Jugendlichen zu schweren Gewaltausbrüchen gekommen. Demonstranten warfen mit Flaschen und Ziegelsteinen auf Polizeifahrzeuge, wie die Sender CNN und MSNBC berichteten.
Mehrere Autos, darunter auch Streifenwagen, gingen in Flammen auf oder wurden umgestoßen. Zahlreiche Gebäude wurden angezündet, Geschäfte geplündert. In der Stadt waren schwere Rauchwolken zu sehen. In Ferguson stünden mindestens 15 Läden in Flammen, berichtete CNN.
Ferguson: Ein Polizist soll angeschossen worden sein
Nach CNN-Angaben hatte die Polizei zuvor Tränengas eingesetzt. MSNBC sprach von Rauchbomben. Im US-Fernsehen waren auch Bilder von Feuern zu sehen. Mehrere Schüsse seien zu hören gewesen, hieß es weiter. Nach einem Bericht der Zeitung St. Louis Post-Dispatch wurde ein Polizist angeschossen. Die Polizei war in Kampfanzügen im Einsatz.
Feuerwehrmänner, die zum Löschen ausgerückt seien, mussten der Zeitung zufolge von einem brennenden Gebäude wieder abrücken, nachdem Schüsse fielen. Das Luftfahrtamt FAA schloss wegen Schüssen in Flughafennähe den Luftraum über der Stadt. Hunderte Demonstranten besetzten eine Schnellstraße, die dann von Polizisten abgeriegelt wurde.
Unruhen greifen auf andere Städte über
Die Unruhen griffen auch auf andere Städte über. Proteste seien auch aus New York, Chicago und der Bundeshauptstadt Washington sowie aus Oakland in Kalifornien und Philadelphia gemeldet worden, berichtete der Sender NBC.
Die Proteste richteten sich gegen die Entscheidung einer Geschworenenjury, den weißen Polizisten Darren Wilson nach seinen tödlichen Schüssen auf den schwarzen Jugendlichen Michael Brown nicht anzuklagen. Eine Grand Jury sehe keine hinreichenden Beweise für eine Straftat, gab Staatsanwalt Robert McCulloch am Montag in Clayton bekannt.
Staatsanwalt zu Ferguson: "Kein hinreichender Verdacht"
Die drei schwarzen und neun weißen Geschworenen hätten sich in 25 Sitzungen mit dem Fall beschäftigt und 60 Zeugen vernommen. "Es ist keine Frage, dass Darren Wilson den Tod von Michael Brown verursacht hat, indem er ihn erschoss", erläuterte McCulloch. "Aber die Pflicht der Grand Jury ist, die Fakten von Erfundenem zu trennen. Es existiert kein hinreichender Verdacht für irgendwelche Anklagepunkte."
US-Präsident Obama wandte sich umgehend an die Presse, um das Urteil einer Geschworenenkammer zu verteidigen. "Wir sind eine Nation, die auf dem Rechtsstaatsprinzip gründet", sagte er in Washington. "Wir müssen diese Entscheidung akzeptieren, die von der Jury zu treffen war."
Obama nach Ferguson-Urteil: "Keine Entschuldigung für Gewalt"
Zugleich rief Obama auf, nicht mit gewaltsamen Protesten zu reagieren. "Es gibt keine Entschuldigung für Gewalt", sagte er. Die Polizei forderte er auf, friedliche Proteste mit Vorsicht und Zurückhaltung zu begleiten. Die Situation sei aber auch exemplarisch für gesellschaftliche Herausforderungen in den USA, sagte der Präsident. Es bestünden immer noch tiefes Misstrauen zwischen farbigen Menschen und der Polizei. "Es gibt immer noch Probleme und die schwarzen Gemeinden erfinden die nicht einfach nur."
Wilson hatte Brown am 9. August nach einer Auseinandersetzung erschossen. Der Tod des 18-Jährigen hatte in der 20.000-Einwohner-Stadt Ferguson schwere Unruhen ausgelöst. Die Demonstranten forderten eine umfassende juristische Aufklärung. Der Polizist beruft sich auf Notwehr.
Ferguson: Familie von Brown kritisiert Urteil
Die Familie des Jugendlichen kritisierte die Entscheidung. "Wir sind zutiefst enttäuscht, dass sich der Killer unseres Kindes nicht den Konsequenzen seiner Taten stellen wird", ließen seine Eltern über ihren Anwalt mitteilen. Gleichzeitig riefen sie Demonstranten gegen das Urteil auf, friedlich zu bleiben. "Auf Gewalt mit Gewalt zu antworten, ist keine angemessene Reaktion." Der Bürgermeister von Ferguson sowie der Gouverneur von Missouri, Jay Nixon, riefen die Bewohner ebenso zur Besonnenheit auf.
Für Polizist Wilson könnte der Fall weiterhin ein juristisches Nachspiel haben, denn die Bundesbehörden ermitteln weiter gegen den Beamten. Dabei geht es um die Frage, ob Wilson aus rassistischen Motiven geschossen und damit die Bürgerrechte des Teenagers verletzt hat. Auch könnte die Familie des Jugendlichen den Polizisten zivilrechtlich verklagen. dpa/AZ
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