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Freiburg
05.12.2016

Hasstiraden im einstigen Idyll: Der Mord verändert Freiburg

Der Ort, der Freiburg verändert hat: An dieser Stelle ist im Oktober eine 19-jährige Medizinstudentin ermordet worden.
Foto: Patrick Seeger/dpa-Archiv

Freiburg hat den Ruf eines Wohlfühlortes. Und dann begeht ein 17-jähriger Flüchtling wohl ein Sexualverbrechen. Eine Geschichte über das Wegsehen und alte neue Hasstiraden.

Nicht in Freiburg. Das, was sich in den vergangenen Monaten abgespielt hat, kann überall passieren. Aber nicht in Freiburg. Freiburg ist: Idyll, liberal und tolerant, sonnig und studentisch. Allen geht es gut, alle fühlen sich wohl. Und jetzt das: Mord, Flüchtlingsprobleme, Konflikte auf offener Straße, Hasstiraden. Was hat sich hier bloß verändert?

„Nichts hat sich verändert“, sagt eine junge Studentin, die gerade aus der Vorlesung kommt. „Freiburg hat die schönen Seiten, die viele Uni-Städte haben. Und hat die Probleme, die fast jede Großstadt hat.“ Ja, da ist die wunderbare Innenstadt mit ihrem studentischen Ambiente, Vorzeigeviertel wie das nach ökologischen Kriterien gebaute autofreie Viertel Vauban, eine grundsätzlich offene Bürgerschaft.

Aber wer außerhalb des Breisgaus weiß schon von der vergleichsweise hohen Kriminalität? Davon, dass bei der Landtagswahl zwar 43,2 Prozent der Wähler für die Grünen gestimmt haben, im Stadtteil Landwasser aber 22,2 Prozent für die AfD? Kurz: Dass es in dieser Stadt sehr wohl Probleme gibt. Die aber in der menschlichen Neigung zum Schubladendenken und Idyllisieren gerne verdrängt werden. Oder wie es Spiegel Online formuliert: „Schneller als anderswo herrscht hier Empörung über Rechts. Aber schneller als anderswo vergessen viele Menschen hier, dass es auch ein Leben abseits der Montessori-Schulen, veganen Frühstücksbüfetts und Yogazentren gibt.“

Zwei Sexualverbrechen binnen weniger Wochen verändern das Leben. Erst der Mord an einer Studentin gleich hinter dem Bundesliga-Stadion des SC. Dann wird eine Joggerin im nur 25 Kilometer entfernten Endingen vergewaltigt und getötet. Gibt es eine Verbindung? Einen Serienmörder gar? Die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ berichtet über die Fälle.

Jetzt scheint zumindest ein Fall gelöst. Die Polizei nimmt mithilfe von DNA-Spuren einen Verdächtigen fest: 17 Jahre alt, Flüchtling aus Afghanistan, seit 2015 in Deutschland, er wohnt bei einer Pflegefamilie. Mehr weiß man noch nicht. Er soll die 19-jährige Medizinstudentin Maria L. getötet haben.

Frauen kauften sich Pfeffersprays und Abwehrwaffen

Ist er auch für den Mord an der 27-jährigen Joggerin Carolin G. in Endingen verantwortlich? Der britische Sunday Express berichtet von einem Geständnis des Flüchtlings. Polizeisprecherin Laura Riske weist das „als absolute Ente“ zurück. Die Ermittler haben bislang keine Hinweise auf eine Verbindung, schließen es aber auch nicht aus. Das gilt auch für die Frage, ob sich Maria L. und der junge Mann gekannt haben. Die Möglichkeit besteht, weil die Studentin in der Flüchtlingshilfe engagiert war. Die Polizei bestätigt das auf Nachfrage. Auf Anraten seines Anwalts macht der Tatverdächtige nach wie vor keine Angaben.

Freiburg atmet erst mal auf. Das zeigt die Reaktion einer Mutter aus dem Stadtteil Littenweiler, in dem das Sexualverbrechen verübt wurde. Sie ist wie viele andere erleichtert, dass der Tatverdächtige ermittelt und in Haft genommen wurde. „Der ist hier schließlich sieben Wochen herumgelaufen und hätte ja noch weitere Frauen überfallen können. Nicht auszudenken, in welcher Gefahr wir gelebt haben.“ Seit dem Mord geht sie in der Dämmerung nicht mehr allein mit ihrem Hund an der Dreisam spazieren, wo Maria L. getötet wurde. Und viele andere meiden diesen Abschnitt am Abend auch, hat sie beobachtet. Das werde auch die Aufklärung des Falles nicht ändern, glaubt sie.

Die Frau erzählt von einer Studentin, die morgens um halb sieben zum Bahnhof radelt und jetzt immer ein aufgeklapptes Messer in der Handtasche dabei hat. Sie selbst nimmt ein Gerät mit, das lauten Krach macht. In den vergangenen Wochen haben sich viele Frauen mit Pfefferspray oder anderen Abwehrwaffen ausgerüstet, erzählen Einzelhändler in der Stadt.

Auch Freiburgs Polizeichef Bernhard Rotzinger glaubt nicht, dass der Fahndungserfolg sofort das ramponierte Sicherheitsgefühl reparieren wird. Dazu sei zu viel geschehen. Die Sexualmorde, weitere Tötungsdelikte, die von Männern anderer Nationalitäten verübt werden, Messerstechereien und Raubüberfälle. Erst am Freitag, am hellen Nachmittag im Colombipark mitten in der Stadt, der Überfall einer größeren Gruppe junger Männer und Frauen auf einen 19-Jährigen. Sie halten ihm ein Messer an den Hals und rauben Geldbörse und Smartphone. Die Polizei kann schnell drei Tatverdächtige ermitteln, darunter zwei Frauen.

Die Flüchtlingskrise verschärft die Probleme

Gerade für solche Fälle erhofft sich Rotzinger von den 25 Polizeibeamten, die jetzt im Winter zusätzlich in der Innenstadt Streife laufen, eine Stabilisierung der öffentlichen Ordnung. Das Innenministerium von Baden-Württemberg hat die Polizisten wegen der Sicherheitsprobleme in Freiburg entsandt. Sie sollen für einige Wochen den normalen Streifendienst unterstützen.

Ja, Freiburg hat ein Problem mit der Sicherheit. Es hat die höchste Kriminalitätsrate aller Großstädte in Baden-Württemberg. Nicht erst seit Beginn der Flüchtlingskrise. Aber diese verschärft die Probleme. Schon im Januar etwa verlangt der grüne Oberbürgermeister Dieter Salomon ein „hartes Durchgreifen“ der Polizei; mehrfach fordert er ein Aufstocken des Personals. Auslöser sind Taschendiebstähle und sexuelle Übergriffe, die mutmaßlich von Flüchtlingen in Diskotheken verübt werden. Der Musikklub „White Rabbit“ verschickt eine E-Mail mit dem Hinweis, keine Flüchtlinge mehr ohne Ausweis in die Disko zu lassen – wegen mehrerer Fälle sexueller Belästigung. Die Maßnahme wirbelt viel Staub in der Stadt auf.

Aber das ist nichts gegen die Stimmung in diesen Wochen. Erst die Angst vor einem frei herumlaufenden Sexualmörder, dann das Aufatmen nach der Verhaftung eines mutmaßlichen Täters. Und vielerorts keimt jetzt wieder pauschaler Hass gegenüber Flüchtlingen auf, gerade im Internet. Die Freiburger Flüchtlingshilfe schließt wegen rechter Hetze und Drohungen ihre Gruppe im sozialen Netzwerk Facebook. Die Familie der Getöteten hat in der Todesanzeige um Spenden für die Initiative gebeten; Maria L. hat sich dort engagiert. Am Sonntag kommt es in der Innenstadt zu Rangeleien zwischen rund 20 AfD-Mitgliedern und gut 300 Gegendemonstranten. Die Nerven liegen blank.

---Trennung _Begehen Flüchtlinge eher Sexualverbrechen?_ Trennung---

Oberbürgermeister Salomon versucht zu besänftigen. „Dass der Täter voraussichtlich ein junger Mann aus Afghanistan ist, ist natürlich Wasser auf die Mühlen derjenigen, die immer schon wussten, dass Flüchtlinge böse Menschen sind. Aber ich bitte einfach darum, zu differenzieren“, sagt er im SWR-Fernsehen. „Da hat einer eine furchtbare Straftat begangen. Aber das heißt nicht, dass das andere auch tun. Da muss man genau hinschauen.“ Auf der Straße bemüht sich mancher ebenfalls um Differenzierung. Ein Freiburger sagt: „Insgesamt fühlen sich manche schon in ihrem Bild bestätigt, dass bei den Flüchtlingen auch einige dabei sind, die vielleicht nicht gerade unsere Werte hier in Deutschland schätzen und achten.“

Auch mehrere Bundespolitiker bemühen sich um moderate Töne. „Solche Grausamkeiten werden leider von In- wie Ausländern begangen, das ist leider kein neues Phänomen“, sagt die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner. CSU-Innenexperte Stephan Mayer warnt ebenfalls davor, alle Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen. AfD-Bundeschef Jörg Meuthen hingegen meint: „Wir sind erschüttert über diese Tat und erleben gleichzeitig, dass unsere Warnungen vor der ungesteuerten Einreise hunderttausender junger Männer aus patriarchalisch-islamischen Kulturkreisen als populistisch abgewertet wurden.“

Ist sexualisierte Gewalt vor allem bei ausländischen Jugendlichen ein Problem?

Die Annahme, junge Flüchtlinge seien gewaltbereiter als Einheimische, lässt sich mit Zahlen des Bundeskriminalamtes nicht belegen. „Die Gewaltkriminalität insgesamt ist zurückgegangen, obwohl so viele Flüchtlinge gekommen sind“, sagt Professor Jörg Kinzig, Direktor des Tübinger Instituts für Kriminologie. Sexualmorde wie der in Freiburg seien selten. 13 Fälle gab es im vergangenen Jahr bundesweit. Statistisch gesehen, so Kinzig, werde dabei einer von einem Jugendlichen verübt – „egal, wo der herkommt“.

Ulrike Schwarz vom Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge fordert, das Problem sexualisierter Gewalt unter Jugendlichen insgesamt zu betrachten und nicht vorrangig als ein Problem von Migranten.

Ist das so? Nicht ganz, findet Trauma-Expertin Maggie Schauer, die an der Universität Konstanz forscht. Es liege sehr wohl eine Gefahr darin, wenn drastische eigene Gewalterlebnisse zusammenfallen mit dem Aufwachsen in gesellschaftlichen Systemen mit einem Werte-Kodex, der die Gleichwertigkeit von Frauen infrage stelle, aggressives Verhalten bestärke und die absolute Verwerflichkeit von Gewalt relativiere. „Gewalterfahrungen verändern die Psyche und das Gehirn“, sagt sie.

Und wie geht Freiburg jetzt grundsätzlich mit seinem Sicherheitsproblem um? Die Stadt stand schon einmal so im Fokus wie jetzt. Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre galt sie als Hauptstadt der Hausbesetzer. Längere Zeit wurde gegen die Szene nichts unternommen, es gab schwere Auseinandersetzungen zwischen Linksalternativen und der Polizei.

Bis ein Kurs gesteuert wurde, der den Dialog mit der Szene und Angebote zur Befriedung beinhaltete – aber auch die sofortige Räumung besetzter Häuser und null Toleranz bei Rechtsbrüchen. Die Sicherung der öffentlichen Ordnung wird im liberalen Freiburg wieder zu einem beherrschenden Thema. Wobei sich die grüne Stadt mit repressivem Eingreifen eher schwertut. Was Tourismuschef Bernd Dallmann nicht verstehen kann: „Wer die Liberalität der Stadt bewahren will, der muss für rechtsstaatliche Ordnung auch aktiv sorgen.“ mit dpa

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07.12.2016

„Nichts hat sich verändert“, sagt eine junge Studentin, die gerade aus der Vorlesung kommt. „Freiburg hat die schönen Seiten, die viele Uni-Städte haben. Und hat die Probleme, die fast jede Großstadt hat.“

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Das zu sagen und es dann noch bundesweit zu publizieren könnte man als "postfaktisch" bezeichnen.

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Es entspricht ja ganz offensichtlich nicht den Tatsachen, auch wenn die hinten angestellte Ansammlung von Allgemeinplätzen darüber hinwegtäuschen soll.