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Nachruf
10.11.2015

Helmut Schmidt ist tot: Er prägte Deutschland nicht nur als Kanzler

Helmut Schmidt ist tot. Er prägte Deutschland nicht nur als Bundeskanzler.
Foto: Christian Charisius (dpa)

Helmut Schmidt blieb bis zuletzt eine politische Instanz. Nun ist der beliebte Altkanzler gestorben, der sich in seinem Leben vielen Herausforderungen stellte.

So vorlaut er auch damals schon ist - vorgedrängt hat er sich nicht. „Wegen dieser Lappalien kann ein Bundeskanzler sein Amt nicht aufgeben“, brüllt Helmut Schmidt seinen Parteifreund Willy Brandt im Mai 1974 an. Der allerdings hat sich nach dem Enttarnen eines DDR-Spions in seinem Vorzimmer und den wilden Gerüchten über Frauengeschichten und Alkoholprobleme schon aufgegeben, gegen seine Depressionen und seine Selbstzweifel kommt auch Schmidt nicht mehr an, der wenige Tage später als sein Nachfolger vereidigt wird. Warum er zuvor auf Brandt eingeredet hat wie auf einen lahmen Gaul, verrät er allerdings erst Jahrzehnte später: „Ich wollte dieses Amt nicht, ich hatte Angst davor.“

Helmut Schmidt ein Zauderer? In den turbulenten Wochen vor Brandts Rücktritt fragt er sich gelegentlich, ob er nicht auf einen gut bezahlten Posten in die Wirtschaft wechseln soll, wie so oft in der Politik allerdings entwickeln die Dinge auch diesmal eine gewisse Eigendynamik. Als Brandt alles hinwirft, hat Schmidt gar keine Wahl mehr. Er war Fraktionschef und Verteidigungsminister, er ist amtierender Minister für Wirtschaft und Finanzen, der Nachfolger des legendären Karl Schiller. Wer, wenn nicht er?

„Er war reif für die Kanzlerschaft“, hat sein langjähriger Weggefährte, der Journalist Theo Sommer, später einmal über Schmidt geschrieben. „Auf der Weltbühne bewegte er sich mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie auf der Bonner Bühne. Er kannte die entscheidenden Akteure, dazu kamen eiserner Wille, strenge Selbstdisziplin und ein tiefes Pflichtgefühl.“ Wer also, wenn nicht er?

Helmut Schmidt hatte keine Angst vor dem Tod

Am heutigen Dienstag ist Helmut Schmidt im Alter von 96 Jahren in seiner Heimatstadt Hamburg gestorben. Angst vor dem Tod hatte er nicht. „Das Normale ist ja, dass man in diesem Alter längst auf den Friedhof gehört“, hat er wenige Wochen nach der Beerdigung seiner Frau Loki im Oktober 2010 in der ihm eigenen Art gesagt, so hanseatisch-nüchtern und lakonisch wie er später auch die Beziehung zu seiner neuen Lebensgefährtin Ruth Loah als „selbstverständliche Entwicklung“ beschrieb, eine Freundin der Familie: „Wir waren aneinander gewöhnt seit Jahrzehnten.“ Auch eine Affäre, die seine Ehe vor Jahrzehnten fast ruiniert hätte, gestand er im März eher beiläufig in einem Buch ein: „Ich hatte eine Beziehung zu einer anderen Frau.“

Bloß keine Gefühle zeigen! Da ist der private Schmidt zeitlebens nicht anders als der politische Schmidt mit seinem legendären Bonmot, wer Visionen habe, solle zum Arzt gehen. In der Politik, findet er, „hat keine Emotion und keine Leidenschaft Platz außer der Leidenschaft zur Vernunft.“ Auch deshalb ist Helmut Schmidt, der Vernunftmensch, schnörkellos, pragmatisch und immer ein wenig unnahbar dabei, zur lebenden Legende geworden: Weltökonom, Welterklärer, Weltendeuter. Einer, dessen Horizont nicht am Tellerrand der Tagespolitik endet, gebildet und belesen, nahezu taub zwar seit Jahren, aber deswegen nicht minder neugierig. Markenzeichen: Schnupftabak, Mentholzigarette, Prinz-Heinrich-Mütze.

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Foto: Egon Steiner (dpa)

Andere Kanzler haben mehr hinterlassen: Konrad Adenauer die Westbindung und das beginnende Wirtschaftswunder, Helmut Kohl die Einheit und den Euro, Gerhard Schröder die größte Sozialreform in der Geschichte der Republik. Schmidts Bilanz als Regierungschef ist im Vergleich dazu eher durchwachsen. Seine Popularität speist sich aus anderen Quellen. Eine von ihnen ist das seltene Talent, auch komplizierteste ökonomische Zusammenhänge noch für jeden verständlich zu erklären, ohne dabei oberlehrerhaft oder gar missionarisch zu wirken.

So wächst seine Fangemeinde mit jedem Jahr, das er älter wird, sie macht seine Bücher zu Bestsellern und ihn selbst zu einem nationalen Idol. In kaum einem lebenden Deutschen bündelt sich so viel an deutscher Geschichte wie im Leben von Helmut Schmidt.

Helmut Schmidt zeigt sich früh als unerschrockener Macher

Als der Sohn eines Hamburger Handelslehrers 1945 aus britischer Gefangenschaft in seine Heimatstadt zurückgekehrt, liegt Deutschland in Trümmern. Während seiner Schulzeit an der liberalen Hamburger Lichtwark-Schule hat der junge Helmut sich vor allem für Kunst, Malerei und Musik interessiert, er spielt Orgel und will eigentlich Architekt werden. Gleichzeitig allerdings spürt er auch, dass nach der Schreckensherrschaft Hitlers, den er meist „Adolf Nazi“ nennt, jetzt andere Talente gefragt sind - und andere Haltungen.

Noch in der Gefangenschaft ist Schmidt den Sozialdemokraten beigetreten, nun studiert er Volkswirtschaft und Staatswissenschaft, unter anderem bei Karl Schiller, der irgendwann Wirtschaftssenator in Hamburg wird und seinen ehemaligen Studenten 1949 als Verkehrsdezernenten in seine Behörde holt. Vier Jahre später sitzt der schon im Bundestag, ein glänzender Redner, der keinem Streit ausweicht und bald seinen Spitznamen weg hat: „Schmidt-Schnauze.“

Hamburgs damaliger Innensenator Helmut Schmidt bei einer Dankeszeremonie nach der schweren Sturmflut von 1962.
Foto:  Blumenberg/Archiv (dpa)

Ins kollektive Bewusstsein der Deutschen gräbt er sich zum ersten Mal bei der Flutkatastrophe in Hamburg 1962 ein. Schmidt, gerade erst als Innensenator in seine Heimatstadt zurückgekehrt, hält sich nicht an Dienstwege und Marschbefehle. Obwohl gar nicht dazu befugt, schickt er 8000 Soldaten der Bundeswehr in den Einsatz und bestellt in Brüssel Hubschrauber aus anderen Nato-Ländern. „Überall waren Menschen auf den Dächern“, erinnert er sich einmal. „Und im Wasser schwammen tote Kühe.“

Von diesem Tag an hat Schmidt seinen Ruf weg: Der unerschrockene Macher. Jahrzehnte später, als er längst Herausgeber der angesehenen Wochenzeitung Die Zeit ist, schreibt ihm eine junge Leserin: „Mein Großvater sagt, ich hätte meine Existenz Ihnen zu verdanken, da einer der Hubschrauber meiner Mutter das Leben rettete. Wenn es Sie nicht gegeben hätte, würde es mich heute auch nicht geben.“

---Trennung _Bundeskanzler Schmidt regiert in schweren Zeiten_ Trennung---

RAF, Wirtschaftsflaute, Ölkrise - Helmut Schmidt regiert in schweren Zeiten

Seine zweite große Bewährungsprobe besteht Schmidt, schon Kanzler, im Terrorjahr 1977. Nachdem ein Kommando der Roten Armee Fraktion den damaligen Arbeitgeberpräsident Hanns-Martin Schleyer entführt hat, befindet sich das Land im Ausnahmezustand. Zuvor hat die selbsternannte Stadtguerilla bereits Generalbundesanwalt Siegfried Buback und den Bankier Jürgen Ponto ermordet, als ein Kommando einer befreundeten Palästinensergruppe auch noch eine Maschine der Lufthansa auf dem Flug von Mallorca nach Franfurt kapert, um die Freilassung inhaftierter RAF-Mitglieder zu erzwingen. Am Ende einer Odyssee, die ganz Deutschland in Atem hält, steht sie auf dem Flughafen im somalischen Mogadischu - und Schmidt gibt den Befehl, sie zu stürmen.

Als sein Vertrauter Hans-Jürgen Wischnewski am 18. Oktober um 0.12 Uhr meldet, dass alle Geiseln befreit sind, hat der sonst so kühle Kanzler Tränen in den Augen. Wäre die Aktion misslungen - er wäre sofort zurückgetreten. Schleyers Tod allerdings kann auch Schmidt nicht verhindern. Seine Leiche wird tags darauf in einem Kofferraum in Mühlhausen im Elsass gefunden. In der Nacht zuvor haben im Gefängnis in Stuttgart-Stammheim bereits die Terroristen Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe, die von der Erstürmung des Flugzeugs erfahren haben, in ihren Zellen Selbstmord begangen.

Es sind schwere Jahre, in denen Schmidt regiert: Wirtschaftsflaute und Ölkrise, der Kampf gegen die RAF und natürlich der Kalte Krieg. Gleichzeitig verändert sich die innenpolitische Lage in Deutschland dramatisch. Eine ganze Generation beginnt mit den Umwelt- und der Friedensbewegung zu flirten, viele junge Linke begeistern sich nicht mehr für die Sozialdemokratie wie einst unter Willy Brandt, sondern für die gerade entstehenden Grünen.

Auch in der SPD rumort es. Junge Abgeordnete wie er hätten damals gedacht, Schmidt sei zwar der richtige Kanzler, aber in der falschen Partei, erinnert sich der spätere SPD-Vorsitzende Franz Müntefering. Muss die Logik des permanenten Wettrüstens nicht irgendwann durchbrochen werden? Mündet das Wachstumsdenken der Wirtschaft nicht irgendwann in die ökologische Katastrophe? Während Hunderttausende in Deutschland für eine neue, grünere Politik demonstrieren, bleibt Schmidt sich treu: Sicherheit hat ihren Preis - und sei es in Form neuer Nuklearwaffen auf deutschem Boden.

1982 ist seine sozialliberale Koalition am Ende. In der SPD schwindet der Rückhalt für Schmidt, während in der FDP Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf Lambsdorff diskret die Wende vorbereiten. Am 1. Oktober stürzen Union und FDP Schmidt durch ein konstruktives Misstrauensvotum, Helmut Kohl wird Bundeskanzler. Er selbst, sagt der Geschasste später, habe das „mit großer Gelassenheit“ erlebt und insgeheim schon Anfang des Jahres damit gerechnet. Für seine Partei jedoch ist die Wende der Beginn einer langen Leidenszeit, die erst nach 16 Jahren Opposition mit Gerhard Schröders Wahlsieg 1998 endet.

Abschied vom Amt: Der gestürzte Bundeskanzler Helmut Schmidt beglückwünscht am 1. Oktober 1982 seinen Nachfolger Helmut Kohl zu dessen Wahl.
Foto:  Jörg Schmitt/Archiv (dpa)

Helmut Schmidt ist tot: Bis zuletzt war seine Meinung gefragt

Andere hätten danach ihre Memoiren geschrieben - Schmidt nimmt das Angebot der Zeit an und wechselt 1983 zu den „Wegelagerern“, wie er die Journalisten während seiner Amtszeit gerne genannt hat. Er schreibt über den Aufstieg Chinas und die Europapolitik, über die amerikanische Immobilienblase und wie im Jahr 2003 über die deutsche Sozialpolitik: „Unsere Löhne sind die höchsten, unsere Ferien die längsten. Wollen wir auch Weltmeister im Jammern werden?“

Es sind die Jahre, in denen aus einem Kanzler, den die Deutschen stets geachtet, aber nie geliebt haben, der Ehrenbürger des neuen Deutschland wird, altersweise und jeder Kritik entrückt. Der Mann, der ein Leben lang seine Frisur nicht geändert hat, der beim Lachen die Zähne nicht auseinander bringt, mit einem seiner kurzen, oft etwas abschätzigen Lacher aber jeden noch so gut vorbereiteten Diskutanten ins Leere laufen lassen kann. „Es gibt kein Thema“, hat der Stern vor Jahren schon geschrieben, „das der Besserwisser aus Hamburg-Barmbek nicht durch seine Meinung werten oder adeln könnte.“

Im Dezember 2011 redet der Altkanzler zum ersten Mal seit 13 Jahren wieder vor einem Parteitag der SPD, der Partei, mit der er so oft gehadert hat, der er am Ende aber noch sein Vermächtnis mit auf den Weg gibt, ein Plädoyer für mehr Solidarität in Europa. „Nach meiner Überzeugung“, sagt Schmidt, „liegt es im kardinalen Interesse Deutschlands, sich nicht zu isolieren und sich nicht isolieren zu lassen. Unsere große Wiederaufbauleistung wäre nicht möglich gewesen ohne die westlichen Siegermächte, ohne die Einbettung in die europäische Gemeinschaft, den Marshallplan oder das atlantische Bündnis.“ Offenbar treibt ihn die Sorge um, Deutschland könnte es mit der nationalen Kraftmeierei wieder übertreiben.

Die minutenlangen Ovationen, mit denen Delegierte und Gäste ihn anschließend feiern, nimmt Schmidt kaum zur Kenntnis. Kurz nur winkt er in den Saal, ehe er sich in seinem Rollstuhl von der Bühne schieben lässt. Unten angekommen schaut er noch einmal kurz in den Saal, kramt in seinem Sakko - und zündet sich eine Zigarette an.

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