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Günzburg
05.07.2015

Hirn-OP: Bei Martin Strobel geht es um jeden Millimeter

„Es gibt keine andere Wahl“: Martin Strobel zwei Tage vor seiner Operation am Bezirkskrankenhaus in Günzburg. Siebeneinhalb Stunden wird der Eingriff dauern.
2 Bilder
„Es gibt keine andere Wahl“: Martin Strobel zwei Tage vor seiner Operation am Bezirkskrankenhaus in Günzburg. Siebeneinhalb Stunden wird der Eingriff dauern.
Foto: Bernhard Weizenegger

Martin Strobel bricht zusammen. Einfach so. Er kommt ins Günzburger Bezirkskrankenhaus. Strobel ist der 1000. Patient, der dort in einer Spezialabteilung am Gehirn operiert wird.

Es ist der Dienstag vor zwei Wochen. Der Tag, an dem sich das Leben für Martin Strobel von einer Sekunde auf die andere ändert. Der Fachmann für computergesteuerte Drehmaschinen weiß noch, wie er sich auf seinem Grundstück mit dem Maler unterhalten hat, weil er sein Haus renovieren will. Dann weiß er nichts mehr. Erst im Stauferklinikum von Mutlangen nimmt er sich und seine Umwelt wieder wahr. Was davor passiert ist, wird ihm später erzählt.

Der Krampfanfall trifft Strobel völlig unvorbereitet. So etwas hatte er noch nie. Der 52-Jährige ist sportlich, in der Hundeausbildung tätig und daher viel an der frischen Luft. Sein Blut lässt er alle sechs Monate untersuchen. Bislang war immer alles in Ordnung. Und jetzt liegt er am Boden, verliert das Bewusstsein, sein Körper zuckt unkontrolliert. Er wird intubiert, vom Notarzt ins Krankenhaus gebracht. In der rechten hinteren Gehirnhälfte, das ergeben die Untersuchungen, ist ein Schatten zu sehen. Für eine genauere Diagnose reichen die Möglichkeiten dort nicht. Martin Strobel, der bis dahin ein unbeschwertes Leben in Kapf, einem Weiler in der Nähe von Schwäbisch Gmünd, geführt hat, kommt in die Neurochirurgie nach Günzburg.

Die Kernspintomographie bringt Gewissheit. Ein Tumor hat sich vermutlich über Jahre gebildet, ohne dass es Strobel bemerkt hat. Eine Woche zuvor muss die pflaumengroße Geschwulst das Hirngewebe so gereizt haben, dass dies die Epilepsie auslöste.

Wann kommt der nächste Krampfanfall?

Was nun? Wann kommt der nächste Krampfanfall? Was sind die Folgen? Martin Strobel will es nicht darauf ankommen lassen. „Das muss operiert werden. Dazu gibt es keine andere Wahl“, sagt er zwei Tage vor dem schwerwiegenden Eingriff am Telefon. Seine Operation wird die tausendste in der „Brain Suite“ sein, einer 2008 in Betrieb genommenen Spezialabteilung am Günzburger Bezirkskrankenhaus (BKH).

Strobel liegt viel, döst, schläft. Medikamente tragen ihren Teil dazu bei, dass er – wie er meint – langsamer denkt als normal. Es ist so, als ob der ganze Körper mit einer Bleiweste beschwert wäre. Täglich kommt seine Frau. Auch die Geschwister sind zu Besuch – und die Eltern. Sie nehmen die zweistündige Anfahrt auf sich, weil sie für ihren Mann, ihren Bruder, ihren Sohn in dieser Zeit da sein wollen. „Für mich ist das alles schlimm“, sagt der Mann, der sich so gerne in der Natur aufhält. Ihm ist es ein Gräuel, dass er nun „auf fremde Leute und deren Hilfe“ angewiesen ist. Jetzt bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich in die Hände von Ärzten und Pflegern zu begeben.

Und in die Hand des Operationsteams um Professor Rainer Wirtz. Es ist der vergangene Donnerstag. Strobel liegt bäuchlings auf dem Operationstisch. Der OP-Saal ist großzügig. Er bietet genügend Platz für all die technischen Geräte, die notwendig sind, um sich dieser diffizilen Herausforderung zu stellen. In einer Behandlungspause, als nach der Tumorentnahme neue Bilder vom Gehirn gemacht werden, gerät der Arzt regelrecht ins Schwärmen: „Das ist der beste OP-Saal, den ich kenne. Ich möchte mit keinem anderen tauschen“, sagt der gebürtige Stuttgarter, der seit fast sieben Jahren in Günzburg operiert.

Es ist eine gespannte Ruhe in dem Raum. Die eingespielte Mannschaft weiß, was zu tun ist. Acht Personen gehören zum Team: der Operateur und sein Assistent, eine OP-Schwester, ein „Springer“, der Narkosearzt und eine Pflegekraft, eine Fachkraft für den Kernspintomographen und eine, die kontrolliert, dass Beweglichkeit und Gesichtsfeld nicht beeinträchtigt werden.

---Trennung _So läuft die Hirn-Operation ab_ Trennung---

11 Uhr: Der Arzt öffnet die Schädeldecke

Drei große Bildschirme hängen an der Stirnseite. Auf dem ersten ist das Bild zu erkennen, das auch der Operateur sieht, wenn er an der Kopfseite des Patienten sitzt und durch das Mikroskop vor seinen Augen blickt, um mithilfe der Vergrößerung an den richtigen Stellen den Tumor herauszuschneiden. Das OP-Mikroskop gehört zu den wichtigsten Instrumenten für den Operateur. Der zweite Schirm ist geviertelt. Auf dem dritten Flachbildschirm sind insgesamt neun Aufnahmen des Schädels zu sehen.

Kurz nach 11 Uhr ist die Schädeldecke geöffnet. Der Ärztliche Direktor der Klinik für Neurochirurgie tastet mit einem Finger vorsichtig auf der Oberfläche des Gehirngewebes, wo auch die Navigation die Geschwulst lokalisiert. „Direkt hier darunter beginnt der Tumor. Das kann ich fühlen“, sagt der erfahrene Arzt. Dort sei es etwas härter. Sachte führt er eine stromführende Spezialpinzette an die Stelle, verödet kleine Blutgefäße und schneidet das Gewebe ein. Ein Sauger, eine Mikroschere, die an den verödeten Gefäßen zum Einsatz kommt, und ein Instrument, das Gewebeschichten voneinander trennt, wechseln sich immer wieder ab. Hirnwatte stillt Blutungen.

Zwei Proben werden an die Pathologie geschickt, die innerhalb von rund 30 Minuten bestimmt, ob es sich um einen gut- oder bösartigen Tumor handelt. Der Pathologe am Telefon bestätigt Wirtz’ Einschätzung: gutartig. Noch vor diesem Ergebnis schneidet der Neurochirurg das Gliom aus – so wird die in den Stützzellen des Gehirngewebes entstehende Geschwulst genannt. Er darf nicht zu tief schneiden und nicht zu weit, sonst werden Hirnareale in Mitleidenschaft gezogen, die beispielsweise für die Bewegung verantwortlich sind – oder für das Gefühl in den Gliedmaßen.

In Strobels Fall legt der Neurochirurg besonderes Augenmerk auf das Sehzentrum und die faserartigen Verbindungen im Hirn des Patienten, die zur Sehrinde führen. Ein Streifen mit vier Elektroden, der direkt auf der Sehrinde liegt, dient zur Kontrolle. Gleichzeitig werden über LEDs – direkt auf den geschlossenen Augenlidern angebracht – Lichtblitze produziert. Das provoziert Reaktionen. Kommen sie zu spät auf der Sehrinde an oder nur in vermindertem Umfang, ist höchste Vorsicht geboten. „Dann operiert man zu nah an diesem Areal oder den Fasern“, sagt Wirtz. Bevor hier irreparable Schäden entstehen, wird darauf verzichtet, den Tumor komplett zu entfernen. Strobels Bewegungsareal im Gehirn liegt glücklicherweise weit entfernt von dem Tumor. „Weit entfernt“ bedeutet etwa einen Zentimeter.

Die „Brain Suite“ im BKH Günzburg bietet noch eine Besonderheit: Der Patient wird mit offenem Schädel übers Eck vom OP-Tisch in den Kernspintomographen gefahren. Der liefert neueste Bilder und zeigt, wie sich durch den entnommenen Tumor die Hirnmasse insgesamt verschoben hat. So können in einer „zweiten Runde“ die Ränder zwischen geschädigtem und gesundem Gewebe passgenau erreicht und die Reste des Tumors mittels Ultraschall schichtweise beseitigt werden.

„Brain Suite“ in Günzburg: Führend in Europa

An diesem Tag wird noch ein dritter Durchgang notwendig, um das gesamte Tumorgewebe zu erwischen. Siebeneinhalb Stunden dauert die reine Operationszeit. Die Einleitung der Narkose ist da noch gar nicht eingerechnet. Wirtz ist nach getaner Arbeit mit dem Ergebnis zufrieden. „Es ist gut verlaufen“, sagt der 54-Jährige, der im September 2008 von Heidelberg an die Neurochirurgie der Uniklinik Ulm mit den zwei Standorten Ulm und Günzburg gewechselt ist.

Die Günzburger „Brain Suite“, erklärt Wirtz, sei in Deutschland nur mit einer Handvoll weiterer Einrichtungen vergleichbar. „Als wir damit angefangen haben, war sie europaweit die einzige.“ Die Kombination macht es in Günzburg aus: Instrumente liefern während der Operation exakte und aktuelle Bilder. Auch ein sogenannter Pointer hilft bei der „Neuronavigation“ und zeigt die aktuelle Lage der Region im Hirn, die operiert wird. Dazu kommen die sehr gute Ultraschallausstattung, die Kernspintomographie während der Operation und eine Untersuchung der Hirngefäße (am zweiten Standort der Neurochirurgie in Ulm), die dreidimensional dargestellt werden können. Komplettiert wird alles durch zwei verschiedene Fluoreszenzverfahren, die bei bösartigen Tumoren angewendet werden. Dann leuchtet der Tumor pink und ist bestens sichtbar. So etwas gibt es Wirtz zufolge „auf der Welt gerade viermal“.

Gliome, Tumore an der Hirnanhangdrüse, Gefäßanomalien, Metastasen, die ins Gehirn gestreut sind, und bestimmte Hirntumore bei Kindern können dank medizinischer Technik und ärztlicher Kunst in der „Brain Suite“ beseitigt werden. Auch „funktionelle Eingriffe“ sind möglich – die Entfernung von Hirnarealen, die Epilepsie auslösen. Früher wurden die Erkrankungen achselzuckend zur Kenntnis genommen oder noch nicht einmal diagnostiziert. Damit geben sich die Ärzte längst nicht mehr zufrieden.

Es ist der Tag nach der Operation. Martin Strobel liegt auf der Intensivstation. „Meine Stimme ist noch ein wenig schwach“, sagt er am Telefon. Den tiefen Einschnitt in sein Leben hat er insgesamt gut überstanden, so der erste Eindruck. Bis auf eine Ausnahme: Er sieht nicht so, wie es sein soll. Das Gesichtsfeld ist eingeschränkt. Für den Operateur ist diese Beeinträchtigung nicht einmal 24 Stunden nach dem Eingriff nicht verwunderlich. „Wir waren relativ nah an den Faserverbindungen zum Sehnerv dran. Außerdem ist das Hirngewebe auch noch geschwollen. Ich denke schon, dass sich das wieder gibt“, sagt Neurochirurg Wirtz.

Auch sechs Tage nach der Hirnoperation fehlt Martin Strobel auf der linken Seite noch ein Stück von seinem gewohnten Gesamtüberblick. Sonst ist er guter Dinge. Bis zum Wochenende soll er entlassen werden. Nach dem bisherigen Stand der feingeweblichen Untersuchungen wird der Tumor nach wie vor als gutartig eingestuft. Das Ergebnis ist gestern Nachmittag im BKH eingetroffen. Bleibt es so, sind „nur“ noch Kontrollen notwendig – und es wird keine Chemotherapie geben.

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