Joblotsen für Hauptschüler
Hauptschüler sollen auf dem Weg in den Beruf künftig stärker unterstützt werden. Das Kabinett in Berlin billigte zusammen mit dem Berufsbildungsbericht 2010 ein entsprechendes Hilfsprojekt. In Schwaben hat sich die Situation bereits erheblich verbessert. Von Kathrin Feulner
Hauptschüler sollen auf dem Weg in den Beruf künftig stärker unterstützt werden. Das Kabinett in Berlin billigte zusammen mit dem Berufsbildungsbericht 2010 ein entsprechendes Hilfsprojekt. "Wir wollen für diese Jugendlichen betreuende Bildungsketten schaffen - startend mit einer individuellen Potenzialanalyse in der 7. Klasse über den Ausbau gezielter Berufsorientierung bis hinein in die Berufsausbildung", sagte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU).
Für das Programm werden in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit bundesweit 3200 haupt- und ehrenamtliche Berufseinstiegsbegleiter eingesetzt, die bis zu 60.000 Hauptschüler betreuen sollen. Die Lotsen könnten nach Angaben Schavans etwa Sozialpädagogen sein, "junge Senioren mit viel Berufserfahrung" oder "junge Frauen und Männer mit Migrationshintergrund, die Brücken bauen können". Ein Drittel von ihnen soll ehrenamtlich arbeiten, die restlichen hauptamtlich. Die Bundesregierung finanziert das auf acht Jahre ausgelegte Programm mit insgesamt 755 Millionen Euro.
Friedhelm Rennhak, Leiter des Geschäftsfelds Aus- und Weiterbildung der IHK Schwaben, begrüßt diese Maßnahme: "Es gab noch nie eine Zeit, in der bei allen Beteiligten im dualen System das Thema Bildung so präsent war." Grünen-Chef Cem Özdemir dagegen kritisierte, Schavans Pläne seien nur ein "Tropfen auf den heißen Stein". Die Regierung müsse "endlich die Ursachen der Bildungsmisere angehen, anstatt immer nur an den Symptomen herumzudoktern".
Nach dem Berufsbildungsbericht wurden 2009 rund 566 000 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, das sind 8,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Grund für den Rückgang war neben der Wirtschaftskrise vor allem die demografische Entwicklung. So schrumpfte die Zahl der Bewerber um 8,8 Prozent. Damit habe sich die Entspannung auf dem Ausbildungsmarkt fortgesetzt. In diesem Jahr werde die Zahl der Ausbildungsstellen weiter sinken, das Bundesbildungsministerium spricht von rund 20 200 Plätzen.
In Schwaben begannen laut IHK im vergangenen Jahr gut 8400 junge Menschen eine Lehre - unter anderem in 499 neuen Ausbildungsbetrieben. "Die Nachfrage ist deutlich stärker zurückgegangen als das Angebot", sagt Rennhak. Die Situation für den einzelnen Suchenden habe sich dadurch erheblich verbessert.
Betriebe klagen jedoch über die mangelnde Ausbildungsreife vieler junger Leute. Die Zahl der Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss ist in den vergangenen Jahren zwar von rund zehn auf sieben Prozent gesunken, liegt aber immer noch bei 60.000 pro Jahr. Zu hoch, findet Schavan. Aus Mangel an geeigneten Bewerbern blieben im vergangenen Jahr in einigen Ausbildungsberufen 10 bis 15 Prozent der Lehrstellen unbesetzt. "In bestimmten Berufsgruppen, etwa der IT-Branche, sind die Erwartungen an die Azubis auch extrem hoch", sagt Josefine Steiger, Bereichsleiterin Ausbildungsservice der IHK.
Deutschland droht ein Fachkräftemangel
Laut Schavan gibt es schon heute Regionen, in denen zu wenige Fachkräfte zur Verfügung stehen. Betriebe, die jetzt nicht ausbildeten, würden es in einigen Jahren schwer haben. Die Regierung müsse verhindern, dass der Fachkräftemangel hierzulande einmal die größte Wachstumsbremse werde. Steiger bestätigt, dass ab 2013 auch schwäbische Unternehmen Probleme bekommen werden, Lehrstellen zu besetzen. "Dann wird eine natürliche Auslese unter den Ausbildungsbetrieben stattfinden", vermutet sie.
Gleichzeitig haben deutschlandweit noch immer rund 15 Prozent der jungen Leute zwischen 20 und 29 Jahren keine Berufsausbildung. Schavan forderte die Betriebe auf, auch den Jugendlichen eine Chance zu geben, die sich als "Altbewerber" seit langem um eine Lehrstelle bemühen. Kathrin Feulner mit afp, ddp, dpa
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