Horst Seehofer ist selbst schuld daran, dass seine Ära als CSU-Chef ein schmerzliches Ende nimmt. Für seine Partei ist es eine Chance.
Die CSU schleppt sich dem Ende der Ära Seehofer entgegen und der Parteichef hat es sich selbst zuzuschreiben, wenn es für ihn persönlich ein Ende mit Schmerzen wird. Zu lange hat Seehofer die Partei hingehalten. Zu oft hat er seine Entscheidung hinausgezögert. Jetzt haben die CSU-Granden die Faxen dicke. Seehofers Ende als Nummer eins der CSU ist nicht mehr Seehofers Entscheidung.
Nach drei Wahlpleiten in Folge und mit der Europawahl vor Augen gibt es für die angeschlagene Partei keinen anderen Weg mehr, als den Chef auszutauschen. Damit ist die CSU zwar noch lange nicht wieder auf der Erfolgsspur, aber sie hat eine echte Chance auf einen Neuanfang.
Horst Seehofer verlässt die CSU als Sündenbock
Seehofers Kredit in der CSU ist aufgebraucht. Nach all den Scharmützeln der Vergangenheit brauchte er im Parteivorstand nicht länger auf Geduld oder gar auf Unterstützung hoffen. Er kam als einsamer Wolf und er wird als einsamer Wolf gehen müssen. Das ist die eine Geschichte. Dass er als weißer Ritter kam und als Sündenbock gehen muss, ist die andere. Beim Starkbieranstich am Nockherberg wurde es ihm schon vorhergesagt: „Es ist Zeit, alter Horst, ...“
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Einspruch!
Schon richtig: Jeder Neubeginn eröffnet Chancen.
Aber bei einer Würdigung von Seehofer sollten Anerkennung, Dankbarkeit und Respekt im Vordergrund stehen.
Er hat für Bayern verdammt viel erreicht.
Auch auch bei seinem bundespolitischen Einsatz hat er vieles richtig gemacht.
Gescheitert ist er wohl vor allem an Merkel und an einer Kampagne gegen ihn. Da hätte er vielleicht etwas mehr Unterstützung aus seiner Partei brauchen können.
Nochmal Einspruch!
Die Art und Weise wie Seehofer in letzter Zeit agiert und reagiert hat ist allein ihm zuzuschreiben. Er zerstört mit seinem Verhalten seinen Ruf und seine Verdienste in der Vergangenheit. Er hat die letzte Chance verpasst mit Ehre und Würde zurückzutreten. Sein jetziges Statement zu Beginn des Jahres als CSU-Vorsitzender zurückzutreten aber weiterhin als Innenminister zu bleiben zeigt doch, dass er die Zeichen der Zeit nicht verstanden hat.
Die Tragik von Horst Seehofer ist, dass er zu oft zu spät gekommen ist und bestraft das Leben.
Den Widerstand gegen Merkel in Sachen Flüchtlingspolitik hätte er vor zwei Jahren durchziehen müssen, damals wären Partei und Bayern hinter ihm gestanden. Das hätte bedeutet vor das BVerfG zu ziehen und Merkel unter Druck zu setzen. Aber Merkel führte ihn vor - trotz seiner Drohungen vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen. Umfaller, Drehhofer, das waren die Spitznamen. Hätte er damals reagiert, seine Position und die der CSU wäre heute unbestritten und die AfD hätte nicht die Bedeutung heute. Verpasste Chancen, das rächt sich im Politikzirkus.