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  3. Abtransport beginnt: Letztes Geleit für die Costa Concordia

Abtransport beginnt
22.07.2014

Letztes Geleit für die Costa Concordia

Ein Fremdkörper, der längst keiner mehr ist: Über 30 Monate lang lag die gekenterte Costa Concordia vor Giglio. Jetzt ist sie bereit für den Abtransport.
Foto: Protezione Civile Italiana, afp

Die Unglück der Costa Concordia ist auch eine Geschichte von Helden und Versagern. Jetzt nehmen die Menschen auf der Insel Giglio Abschied vom Wrack. Wird ihnen etwas fehlen?

Wenn es stimmt, dass die Alten der Wahrheit näher sind, dann könnte die Idee mit dem Phantomschmerz auch Unsinn sein. Nino, 83, der gerade ein Päuschen an der kniehohen Kaimauer des Hafens auf der Insel Giglio eingelegt hat, trägt einen Sonnenhut, ein weißes Hemd, dessen oberste Knöpfe offen sind, und blickt aufs Meer. Er hält in seiner Linken die Zeitung und rechts einen Stock. „Wenn sie sie endlich weggebracht haben“, sagt der Inselbewohner, als spräche er über seine uralte Nachbarin, „dann wird alles sein wie vorher.“

In Giglio kommt man nicht am Wrack der Costa Concordia vorbei

Giglio, die Lilien-Insel. In kristallinem Meer vor der Küste der Toskana gebettet. Einst ein Geheimtipp, aber wegen dieses überdimensionalen Fremdkörpers seit über 30 Monaten den gierigen Blicken der Weltöffentlichkeit preisgegeben.

Wenn man die nur ein paar hundert Meter lange und wegen der vielen Geschäfte, Restaurant-Terrassen, Touristen, Arbeiter und Journalisten sehr enge Hafenpromenade entlanggeht und einmal nicht den Blick hinaus auf das Wrack der Costa Concordia wendet, dann kommt man trotzdem nicht an ihr vorbei. Sie ist in aller Munde, immer. Und das ist der Grund, warum sich die Frage aufdrängt, ob der Insel Giglio von morgen an nicht irgendetwas fehlen könnte. Wie ein Körperteil, das plötzlich nicht mehr da ist.

Letztes Geleit für die Costa Concordia
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So sieht die Costa Concordia jetzt von innen aus
Foto: Grosseto Court

Ein Trauerzug mit vielen Schiffen soll nach Genua ziehen

Jetzt wird sie weggebracht, von ihrem Wirtstier abgenabelt. Oder war es die Insel, die sich in den letzten zweieinhalb Jahren zwangsläufig an das Schiff geklammert hat? Über ein Dutzend Schiffe werden wie Sargträger den verrosteten und ramponierten Schwimmkörper über 350 Kilometer bis in den Container-Hafen von Genua-Voltri begleiten.

Im würdigen Schritttempo von zwei Knoten, also knapp vier Stundenkilometern. In Genua soll die von einer gigantischen Krause aus 30 luftgefüllten Stahlcontainern ummantelte Costa Concordia schließlich verschrottet werden.

Der Trauerzug für den über 60 Meter breiten und 290 Meter langen Sarg: zwei Schlepper, die das Wrack an Titan-Seilen ziehen, ein Boot mit Meeresbiologen, die dafür sorgen sollen, dass sich Delfine dem Konvoi nicht zu sehr nähern. Dazu zwei Schiffe der Küstenwache, dahinter vier Boote, die eventuell aus dem Stahlkadaver austretende Objekte oder Flüssigkeiten einsammeln, zwei Ersatz-Schlepper, ein Laborschiff sowie ein Schiff mit einem Kran.

Juni 2014: Rettungskräfte transportieren den verletzten Höhlenforscher Johann Westhauser, durch die Riesending-Schachthöhle bei Berchtesgaden.  Mit einer vermessenen Tiefe von 1148 Metern und über 19,1 Kilometern Länge ist sie derzeit die tiefste und längste bekannte Höhle Deutschlands.
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Spektakuläre Rettungsaktionen
Foto: BRK, Bergwacht Bayern, dpa

In der Luft bilden ein Aufklärungsflugzeug sowie ein Helikopter das letzte Geleit der Costa Concordia. Der Luftraum wird gesperrt, auch zu Wasser darf sich auf sechs Kilometer niemand dem Wrack und seinen Begleitern nähern – sieht man einmal von ein paar Booten ab, von denen Kamerateams und Fotografen, handverlesen von den Organisatoren, die notwendigen Bilder in die Welt versenden.

Natürlich ist auch die letzte Reise der Costa Concordia ein öffentliches Ereignis, bei dem sich die Menschen in der ganzen Welt noch einmal ungläubig die Augen reiben können.

Kapitän Francesco Schettino wird zum Prototypen der Verantwortungslosigkeit

Es handelt sich ja nicht nur um ein in der Unglücksnacht des 13. Januar 2012 mit über 4200 Menschen besetztes Kreuzfahrtschiff, das wegen eines waghalsigen Manövers einen Granitfelsen vor Giglio rammte und dann halb unterging. 32 Menschen kamen ums Leben, darunter auch zwölf deutsche Passagiere. Von diesem Moment an war die Costa Concordia auch ein Objekt der Projektionen, welches das menschliche Bedürfnis nach Gefühlen wie Empörung, Unglauben, Neugier, aber auch nach Helden und Versagern stillte.

Kapitän Francesco Schettino zum Beispiel, der sich wegen fahrlässiger Tötung in Grosseto vor Gericht verantworten muss und als „Kapitän Feigling“ schnell zum Prototyp einer vermeintlich südländischen Verantwortungslosigkeit wurde. Anstatt als Letzter das sinkende Schiff zu verlassen, machte sich Schettino in der Unglücksnacht rasch davon.

Seine Verantwortung als Kapitän ist unbestritten. Ob er aber wirklich das Manöver verantwortete und auch die vielen Pannen bei der Evakuierung, muss vor Gericht erst noch festgestellt werden.

Auf dem Foto, das Helmut Buttkus in einem Kuvert mit sich trägt, sieht man Schettino in weißer Kapitänsuniform und mit halblangem, von Pomade getränkten Haar. Neben ihm auf dem Bild, am Abend des Kapitäns-Dinners, wenige Tage vor dem Unglück: Helmut Buttkus, 79, in Anzug und Krawatte, sowie seine Lebensgefährtin Ilse Kischlat, 78. Sie im eleganten Abendkleid, beide aus Berlin-Zehlendorf. „Man merkte“, sagt Buttkus, „dass er auf den Handschlag nicht besonders viel Lust hatte.“

Die Unglücksnacht hängt den Betroffenen noch nach

Das Paar steht nun in leichten Sommerkleidern vor der Kirche im Hafen von Giglio. Im Hintergrund bekommt die verrostete Costa Concordia ihre letzten Zentimeter Auftrieb. Während Helmut Buttkus beim Erzählen viel lacht, verrät vor allem Ilse Kischlats Blick, dass die Unglücksnacht noch immer in ihr herumspukt. Sie berichtet von den Schlägereien um die Plätze in den Rettungsbooten, als das Schiff zu sinken begann. Von der Todesangst. „Wenn man jetzt nach zweieinhalb Jahren wieder hier steht, dann ist das Gefühl, davongekommen zu sein, doch sehr stark.“

Blick auf das zerstörte Wrack der havarierten "Costa Concordia" nach der Bergung.
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Die Bergung der Costa Concordia
Foto: Claudio Giovannini, dpa

Das Paar wollte noch einmal nach Giglio kommen, bevor das Wrack abtransportiert wird. „Um das Trauma zu überwinden“, sagt Buttkus. „Um Abschied zu nehmen“, sagt Ilse Kischlat. Sie wollen sich auch bei Pfarrer Don Lorenzo bedanken für die Hilfe in der Unglücksnacht. Für die warmen Decken, das Brot, die Bonbons und das Kirchendach über dem Kopf.

Natürlich sei das alles aber auch „technisch unglaublich faszinierend“, sagt Helmut Buttkus. Er meint die Ingenieursleistung zu der 1,5 Milliarden Euro teuren und von den Versicherungen der Reederei bezahlten Bergung, deren Details auch die meisten Schaulustigen am Hafen auswendig kennen.

Nicholas Sloane ist der Held der Geschichte

Die wegen des harten Granitbodens beinahe gescheiterte Installation einer Unterwasserplattform unter dem Rumpf der schräg auf den Felsen liegenden Costa Concordia. Das „Parbuckling“, das Aufrichten des Wracks in einer beinahe 20 Stunden dauernden Aktion im vergangenen September. Dann das langsame Aufschwimmen mit den am Rumpf befestigten 30 Stahlcontainern, die in den vergangenen Tagen mit Pressluft gefüllt wurden und Millimeter für Millimeter das ganze Schiff wieder zum Vorschein gebracht haben.

Den Namen des Helden, der dieses scheinbar titanische Unterfangen, die Bergung des größten Schiffswracks der Welt, koordiniert, kennen alle auf Giglio: Nicholas Sloane, 53 Jahre alt. Sie nennen ihn „Nick“.

Obwohl etwa 500 Arbeiter, Taucher und Techniker im Auftrag der beiden für die Bergung engagierten Firmen Titan und Micoperi Tag und Nacht am Abtransport der Costa Concordia arbeiten, hat die Öffentlichkeit für Sloane die Heldenrolle im Drama vorgesehen. Wenn er von seinem Hotel morgens zum Frühstück in die Bar Fausto am Hafen geht, dann zieht er oft einen Rattenschwanz von Neugierigen hinter sich her. D

er Südafrikaner wirkt nahbar, unkompliziert, mit dem rauen Charme eines Seebären. Er tritt in Jeans und Polo-Shirt auf, am Wochenende auch mit Ehefrau und Dackel. Er kann das, was man von Menschen nicht erwartet: Einen von Piraten gekaperten, brennenden Öltanker auf hoher See in Sicherheit bringen, Schiffe im offenen Meer zersägen, Bohrinseln in Sicherheit bringen. Sloane ist der Anti-Schettino. Der Mann, der das Schiff wieder aufgerichtet hat und es sicher nach Genua bringen wird.

Angst hat der Held nur vor dem Wetter

Zusammen mit elf Ingenieuren in einem als „Control Room“ auf dem obersten Deck des Wracks installierten Container wird er der letzte Passagier der Costa Concordia sein und auf der Überfahrt die Daten der 4800 über das Wrack verteilten Sensoren per Computer überwachen. Sloane behauptet, die Operation sei die bislang schwierigste in seiner Karriere. „Das Einzige, wovor ich Angst habe, ist das Wetter“, sagt er. Vor allem, wenn es hinter Korsika die letzten 48 Stunden bis Genua ins offene Meer geht.

Viele Inselbewohner werden am Kai stehen, wenn die Costa Concordia auf ihre letzte Reise geht. Werden sie jubeln, winken, erleichtert sein? „Ich schaue mir das schon an, oben von der Straße“, sagt Angelo Milano, der Präsident des lokalen Tourismusverbands. „Giglio verdient es nicht, den Menschen nur wegen der Costa Concordia in Erinnerung zu bleiben. Es wird eine Befreiung. Wir werden die Concordia so schnell wie möglich vergessen.“ Gut möglich, dass die Geschichte so ausgeht. Über den Phantomschmerz heißt es allerdings auch, er trete zuweilen erst mit Verzögerung auf.

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