Maximale Erwärmung um 1,5 Grad: Weltklimarat drängt zum Handeln
Lange wollten Experten die Erderwärmung bei etwa 2 Grad stoppen. Doch damit verbundene Risiken sind bereits groß. Forscher streben nun das 1,5-Grad-Ziel an.
Die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad wird zu einem Wettlauf mit der Zeit. Der Weltklimarat IPCC mahnte am Montag rasches Handel in allen Feldern und eine Nachbesserung der nationalen Klimaschutzziele an, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens doch noch zu erreichen. In einem IPCC-Spezialbericht warnen die Autoren zugleich davor, was schon bei einer Erwärmung um 1,5 Grad Celsius passieren kann - und erst recht bei 2 Grad. Beobachter beschrieben den Sonderbericht als politischen Weckruf.
"Die globale Erwärmung 1,5-Grad zu begrenzen, erfordert rasche, weitreichende und beispiellose Veränderungen in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft", erklärte der IPCC im Anschluss an eine mehrtägige Sitzung in der südkoreanischen Küstenstadt Incheon. Es gehe um Veränderungen in den Bereichen Energie, Industrie, Gebäude, Transport, bei der Landnutzung und in den Städten.
Der globale Ausstoß von CO2 müsste 2050 Null erreichen
Der globale Ausstoß etwa von Kohlendioxid (CO2) müsste nach dem IPCC-Bericht für das 1,5-Grad-Ziel von 2010 bis 2030 um 45 Prozent fallen und im Jahr 2050 Null erreichen. Der Klimawandel wirke sich bereits auf Menschen, Ökosysteme und Lebensgrundlagen auf der ganzen Welt aus.
"Eine der Kernaussagen des Berichts ist: Wir sehen derzeit bereits die Konsequenzen von einem Grad Erderwärmung wie mehr Extremwetter, steigende Meeresspiegel, schwindendes arktisches Meereis und andere Veränderungen", sagte der Co-Vorsitzende einer IPCC-Arbeitsgruppe, Panmao Zhai.
Einig sind sich die meisten Forscher, dass die Welt ohne zusätzliche Anstrengungen auf 3 bis 4 Grad Erwärmung zusteuert. Im Klimaabkommen von Paris hatten die Länder Ende 2015 eine Obergrenze von deutlich unter zwei Grad Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau beschlossen. Es sollte auf Drängen kleiner Inselstaaten zudem versucht werden, sie bei 1,5 Grad zu stoppen.
Klimabericht zeigt klare Utnerschiede zwischen Erwärmung von 1,5 und von 2 Grad
Der IPCC-Bericht, der auch eine Grundlage für die nächste UN-Klimakonferenz im Dezember in Polen sein wird, zeigt einige klare Unterschiede zwischen einer Erwärmung von 1,5 und einer von 2 Grad:
- Die Begrenzung auf 1,5 Grad könnte die Zahl der Menschen, "die klimabedingten Risiken ausgesetzt und anfällig für Armut sind, bis 2050 um mehrere Hundert Millionen" verringern
- Bei 1,5 Grad werden Ernteeinbußen bei Mais, Reis, Weizen und womöglich weiteren Getreidearten geringer ausfallen
- Der Meeresspiegel wird bei 1,5 Grad bis zum Jahr 2100 um 10 Zentimeter weniger klettern als bei 2 Grad.
- Einen eisfreien Arktischen Ozean im Sommer gibt es wahrscheinlich einmal pro Jahrhundert, bei 2 Grad vermutlich "mindestens einmal pro Jahrzehnt"
- Etwa 70 bis 90 Prozent der Korallenriffe würden bei 1,5 Grad verschwinden. "Mit 2 Grad wären praktisch alle verloren."
- Bei 2 Grad könnten deutlich weniger Fische gefangen werden.
Der IPCC betont, dass die Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad mit anderen globalen Zielen zur nachhaltigen Entwicklung und Armutsbeseitigung sehr gut in Einklang gebracht werden könne.
Erwärmung um 2 Grad bedeutet für Deutschland mehr Starkregen und Dürreperioden
Mit Blick auf Deutschland bedeute 1,5 Grad genau wie für andere Regionen, dass "weniger Wetterextreme zu erwarten sind", sagte IPCC-Mitautorin Daniela Jacob. Bei 2 Grad gebe es mehr Starkregen und Dürreperioden. Die Begrenzung des Meeresspiegelanstiegs um 10 Zentimeter bei 1,5 Grad höre sich wenig an. "Das bedeutet aber, dass nicht so viel Salzwasser eindringt und dann weniger Land versalzt ist." Das sei besonders für die Küstenregionen wichtig.
Mit Blick auf Deutschland forderte Jacob, noch mehr auf erneuerbare Energien zu setzen. "Wir müssen die Emissionen verringern und überall versuchen, CO2 einzusparen." Deutschland tue nicht genug dafür.
"Der Sonderbericht sendet ein klares Signal an die Politik: jetzt handeln, es ist fast schon zu spät," kommentierte Niklas Höhne von der niederländischen Universität Wageningen.
Klimaforscher: "Keinen Grund zum Fatalismus, aber einen gewaltigen Handlungsdruck."
Nach dem neuen IPCC-Bericht kann der Mensch im Vergleich zu älteren Berichten möglicherweise etwas mehr CO2 ausstoßen, um dennoch dass 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Für den Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Ottmar Edenhofer, ist das kein Grund zur Entspannung. "Gegenüber früheren Abschätzungen des IPCC haben wir höchstens einen Zeitgewinn von sieben Jahren." Der sei aber "schon längst verfrühstückt" angesichts der geplanten und existierenden Kohlekraftwerke, die oft noch Jahrzehnte CO2 ausstießen. "Es gibt zwar keinen Grund zum Fatalismus, aber es gibt einen gewaltigen Handlungsdruck. Wenn wir global nicht bald aus der Kohle aussteigen, schlagen wir die Tür zum 1,5-Grad-Ziel ein für alle Mal zu."
Der Bericht zeigt vor allem Szenarien auf, die nicht zu einem sogenannten Overshoot führen, einer kurzzeitigen Überschreitung des 1,5-Grad-Ziels. Beim Overshoot müssten der Mensch später mehr CO2 aus der Atmosphäre ziehen als er produziert. Das kann zum einen durch erprobte Methoden wie Wiederaufforstung, aber auch durch sogenanntes Geoengineering geschehen. Die Techniken dazu sind im großen Maßstab jedoch noch ungeprüft. Einige könnten zudem große Risiken bergen, warnen die IPCC-Autoren.
Zu diesen Techniken gehört etwa das Solar Radiation Management (SRM). Dabei gehe es darum, Partikel in die Stratosphäre zu schießen, die Sonnenlicht reflektieren oder darum, Wolken aufzuhellen, um den gleichen Effekt zu haben, erläuterte Klimaexpertin Linda Schneider von der Heinrich-Böll-Stiftung. Dem Thema Geoengineering werde im IPCC-Report zum Glück eine deutliche Absage erteilt. (Dirk Godder, dpa)
Verfehlen wir die globalen Klimaziele? Dieser Countdown zeigt, wie viel Zeit und CO2-Budget für die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels bleibt.
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Lesenswert:
https://www.welt.de/wirtschaft/article181799776/Bericht-Weltklimarat-IPCC-1-5-Grad-Ziel-erscheint-utopisch.html
>> Doch im aktuellen Klimabericht sind plötzlich 300 Gigatonnen mehr da. Der Welt-Klimarat hatte sich 2015 offenbar verrechnet. Das schamvolle Eingeständnis findet sich zwar nur versteckt in Kapitel C1.4, Fußnote 14. <<
>> ...es müssen auch enorme Summen aufgebracht werden. Denn auch das steht im aktuellen UN-Report: Weltweit müssen von 2015 bis 2050 im Schnitt 900 Milliarden US-Dollar pro Jahr in die CO2-Minderung des Energiesystems investiert werden.<<
>> Eins zu eins auf Deutschland übertragen erscheint allerdings unwahrscheinlich, dass sich die hiesigen Energiewendekosten von derzeit 34 Milliarden Euro pro Jahr noch verdoppeln, geschweige denn verfünffachen ließen: Der Widerstand der Industrie und des mittelständischen Gewerbes gegen die europaweit höchsten Strompreise ist bereits jetzt so stark, dass sich die Bundespolitik zuletzt eher auf Kosten-Stabilisierung konzentriert hat. <<
Deutschland ist inzwischen einfach nicht wohlhabend genug für ein radikales Umsteuern, dass global so auch nicht im Ansatz viele Nachahmer finden wird.
@ Ulrich K.
Schade, dass Sie nicht mit Ihrem vollen Namen und somit Ansehen zu ihrer Aussage stehen!
Lesen Sie mal hier nach: https://wiki.bildungsserver.de/klimawandel/index.php/Kohlendioxid_in_der_Erdgeschichte
Danach schwankte der CO2-Gehalt unserer Atmosphäre in den letzten 400.000 Jahren zwischen etwa 180 ppm (parts per million) und 280 ppm. Seit etwa Mitte des vergangenen Jahrhunderts stieg dieser CO2-Gehalt von etwa 320 auf heute rund 410 ppm.
Für Methan (CH4) lässt sich eine ähnliche Zunahme der Konzentration in der Atmosphäre aufzeigen.
Raimund Kamm
Der Mensch ist zu klein, um das Klima beeinflussen zu können.
Die sogenannten Killergase wie CO2, Methan etc. sind alle schwerer als Luft und versickern im Erdreich.
Schon im Mittelalter gab es Warmzeiten auch ohne Diesel Autos etc.
Hinter der ganzen Klimahysterie steht eine riesige Indusrie, Parteien können existieren und mit den Ängsten der Bürger lassen sich flockig extra Steuern eintreiben