Mehr Geld allein macht auch die Bundeswehr nicht glücklich
Ursula von der Leyen will ein Milliardenprogramm für die Bundeswehr auflegen. Warum das nicht reichen wird, um die tiefe Krise der Truppe zu überwinden.
Im Wehrbericht steht: Die Bundeswehr ist unterfinanziert, unterbesetzt und schlecht ausgerüstet – bekommt aber immer mehr Aufgaben zugeschanzt. Kurz: Ein Laden, in dem „der Mangel verwaltet“ wird, wie der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hans-Peter Bartels (SPD), bei der Vorstellung dieser ernüchternden Bestandsaufnahme formuliert hat. Parallel dazu machte die clevere Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Eckpunkte ihrer milliardenschweren Investitionsoffensive öffentlich. Wer die ehrgeizige CDU-Politikerin kennt, weiß, dass sie diesen zeitlichen Ablauf minutiös geplant hat.
Und tatsächlich: Der Punkt geht an sie. Ihre Vorgänger im Amt, Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und Thomas de Maizière (CDU), hatten ihre finanziellen Forderungen nicht ansatzweise so forsch gestellt. Von der Leyen wird jetzt als Frau gefeiert, die das Steuer endlich herumreißt.
Doch das sind bisher nichts anderes als Vorschusslorbeeren. Denn mehr Geld alleine macht auch die Bundeswehr nicht glücklich. Zu viele Milliarden – einst Mark, später Euro – sind in den Streitkräften verbrannt worden.
Ursula von der Leyen muss Bundeswehr effektiver machen
Dass Soldaten, aber auch zivile Angestellte und Beamte, auf das Wort Strukturreform inzwischen mit einer wegwerfenden Handbewegung reagieren, ist nur zu verständlich. Es ist bei Streitkräften nicht anders als bei Unternehmen in der freien Wirtschaft: Wer sich als Mitarbeiter einer immerwährenden, also fast schon institutionalisierten Strukturreform ausgesetzt sieht, wird in die innere Immigration getrieben.
Bei jeder weiteren Umstellung, die das persönliche Arbeitsumfeld betrifft und oft als Bedrohung wahrgenommen wird, wächst die Distanz zum Arbeitgeber – mit katastrophalen Folgen für die Motivation in der Truppe. Die diversen, oft mit viel Tamtam angekündigten Kehrtwenden haben über die Jahre eine lähmende Vertrauenskrise ausgelöst.
Dennoch muss Ursula von der Leyen erneut ineffektive Strukturen antasten, wenn die von ihr geforderten zusätzlichen Finanzmittel die Attraktivität und Leistungsfähigkeit der Bundeswehr deutlich erhöhen sollen.
Deshalb ist eines ganz entscheidend: Die Truppenteile und die Verwaltung müssen sich sicher sein können, dass auf die unvermeidlichen Veränderungen endlich auch eine Phase der Stabilität folgt.
Wie kann die Reform der Bundeswehr gelingen?
Die Reformen werden nur dann zünden, wenn sich Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten spürbar verbessern. Das allerdings wird teuer, denn die Konkurrenz aus der Privatwirtschaft um fähige Köpfe ist sehr groß. Was aber nützt eine moderne Ausrüstung ohne gut ausgebildeten Nachwuchs für den Arbeitgeber Bundeswehr?
Die Kette von Pannen bei Rüstungsprojekten hat die Reputation der Truppe schwer beschädigt. Die Einsätze im Ausland haben die Missstände schonungslos offengelegt. Weil von der Leyen das weiß, hat sie die Top-Unternehmensberaterin Katrin Suder engagiert. Es macht Hoffnung, dass die 44-Jährige bei der Beschaffung von Waffen und Ausrüstung auf klare Vorgaben und Distanz zur Rüstungsindustrie setzt. Mehr Abstand, mehr Transparenz – davon werden am Ende beide Seiten profitieren.
Keiner sollte glauben, dass 130 Milliarden Euro bis 2030 ausreichen würden, um die Bundeswehr zu einer multifunktionalen Armee hochzurüsten, die autark handeln kann. Die Streitkräfte der EU- und Nato-Länder müssen weit enger aufeinander abgestimmt werden. Nicht jeder muss alles können. Die Aufgaben, die die Bundeswehr dann erhält, muss sie mit dem besten Equipment effektiv und zuverlässig erledigen können. Dafür lohnt es sich, mehr Geld auszugeben.
Soldaten und Angestellte brauchen Stabilität
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