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  3. Boris Nemzow ermordet: Mein Freund, der Putin-Kritiker

Boris Nemzow ermordet
01.03.2015

Mein Freund, der Putin-Kritiker

ARCHIV - Opposition leader Boris Nemtsov arrives at the Investigative Committee building in Moscow, Russia, 05 February 2013. EPA/SERGEI ILNITSKY +++(c) dpa - Bildfunk+++
Foto: Sergei Ilnitsky

Boris Nemzow brach Tabus. Er griff den Kreml an. „Damit habe ich mein Urteil selbst unterzeichnet“, sagt er noch im Sommer zu unserem Autor Boris Reitschuster. Jetzt ist er tot.

Mit einem Lächeln, hinter dem auch Angst zu sehen war, zeigte Boris Nemzow im Juli in Moskau auf seinem Notebook ein Video. „Putin ist gefickt“, entfuhr es ihm vor laufender Kamera. Das Schimpfwort steht in Russland für „verrückt“. Es auszusprechen, ist ein Tabubruch. „Was meinst Du, war das zu viel? Werden sie mich dafür umbringen?“, fragte er mich. „Dich? Nein, du bist zu bekannt, an dich trauen sie sich nicht ran!“, versicherte ich ihm. Er sah mich skeptisch an: „Ich fürchte, Du irrst Dich! Damit habe ich mein Urteil selbst unterzeichnet.“

Am Freitag wurde Boris Nemzow erschossen.

Nach einem Abendessen am Roten Platzgeht der 55-jährige mit seiner Freundin nach Hause, über die Bolschoj-Moskworezkij-Brücke. Ein Unbekannter schießt sieben Mal auf den Oppositionsführer, der unter Boris Jelzin Vize-Premier gewesen war. Es ist mehr eine Hinrichtung als ein Mord. Direkt gegenüber vom Kreml, einem der bestbewachten Orte der Welt. Wo jede Bewegung aufgezeichnet wird. Wo überall Sicherheitskräfte unterwegs sind.

Die Tat geschieht möglicherweise unter den Augen des Geheimdienstes, die Nemzow auf Schritt und Tritt observierten. Anna D., seine ukrainische Freundin, lassen die Mörder am Leben – obwohl sie sie später identifizieren könnte. Das ist ihnen offenbar egal.

So handelt kein Killerkommando, das sich vor der Polizei fürchtet. Die Kreml-Propaganda stellt die Tat als „kriminelle Abrechnung“ oder „Liebesdrama“ hin. Der Mord schade doch Putin, sagen die Beschwichtiger im Westen. Doch die „Putin-Versteher“ verstehen Russland nicht. „Putin spuckt auf sein Ansehen im Westen“, sagte mir schon vor einigen Jahren einer seiner Vertrauten. Putin geht es um den Machterhalt im Inland.

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Putin ist ein Mann der Symbole. Ob als Tigerbändiger, als halbnackter Reiter oder Kampfflieger: Er liebt die inszenierte Dominanzgesten. Alles dreht sich um Stärke, Macht, Gewalt. Nemzow hat Tabus gebrochen. Er bezeichnete Putin als Dieb. Er dokumentierte, wie der Präsident und sein Clan das Land ausbeuten. Er wollte einen Enthüllungsbericht über Moskaus Krieg in der Ukraine veröffentlichen.

Nemzow war ein Draufgänger, ein russischer Bill Clinton. Ob vor der Kamera oder im direkten Gespräch: Mit seinem Charme, seiner vitalen Lebenskraft, seiner Offenheit wirkte er wie ein Gegenentwurf zum Apparatschik Putin. „Manchmal habe ich den Eindruck, Putin beneidet mich, ja ist sogar eifersüchtig“, sagte er mir bei einer gemeinsamen Bergwanderung in den bayerischen Alpen im Herbst.

Der Vater von vier Kindern war stolz auf seine jüdischen Wurzeln, obwohl er als „Saujude“ beschimpft wurde. Nemzow schreckte vor nichts zurück. Selbst das Tabu-Thema Privatleben sprach er an: „Die Kinder von denen, die sich hier als Patrioten inszenieren, leben im Westen, etwa die von Putin oder Lawrow. Mich dagegen beschimpfen sie als Verräter, als ausländischen Agenten – und alle meine Kinder leben hier in Russland“, empörte er sich bei unserem vorletzten Treffen: „Eine Mafia-Bande hat den Kreml besetzt und lässt unter dem Deckmantel des Patriotismus das Land ausbluten.“ Das Systems Putin definierte er brutal: „Ein riesiger, mit einer hauchdünnen Schicht Blattgold überzogener Haufen Scheiße.“ So etwas sagt man nicht ungestraft.

Boris Nemzow überschritt eine Grenze

Er war keine Gefahr für Putin, aber er überschritt eine Grenze

Boris Nemzow, der Hüne, hat den allmächtigen, aber kleingewachsenen Herrscher erniedrigt. Die Opposition ist zwar viel zu schwach, als dass Nemzow für Putin eine akute Gefahr dargestellt hätte. Aber mit seinen Attacken überschritt er die Grenze. Die Tat ist ein Signal. Eine Zäsur. Wie der Mord am Stalin-Rivalen Sergej Kirow 1934 – für den Stalin seine Gegner verantwortlich machte, hinter dem er aber selbst steckte.

Er war damals der Startschuss für den „Großen Terror.“ Für die große Angst. Die kehrt jetzt zurück. „Die Furcht ist das Lebenselexier von Putin und seinem System“, sagte Nemzow bei unserem letzten Treffen: „Die Leute schweigen, weil sie sich fürchten“.

Jetzt ist die Angst noch größer. Putin kündigt an, die Ermittlungen unter „persönliche Kontrolle“ zu nehmen. Für diejenigen, die ihn kennen, klingt das wie eine Drohung. Im Kreml heißt es, Nemzows Ermordung sei wohl eine „Provokation“.

Es sind solche feinen Signale, die in Russland entscheidend sind – und im Ausland gar nicht wahrgenommen werden. Die Angst wirkt bereits: Die Demutsgesten laufen, die Ängstlichen vermeiden gezielt das Unaussprechliche, reden von einem normalen Mord. Die Chancen, dass die Tat wirklich aufgeklärt wird, sind minimal.

Ganz egal, wer den Auftrag geben hat: Es ist Wladimir Putin, der in 14 Jahren an der Macht ein Klima der Angst und der Gewalt geschafft hat. Der Kritiker als Kriminelle darstellen lässt, als Faschisten, als Vaterlandsverräter. Ein Klima des Hasses, in dem sich die Täter beim Mord an einem Putin-Kritiker offenbar völlig sicher fühlen.

Unser Autor Boris Reitschuster ist in Augsburg geboren und hat bei unserer Zeitung seine Ausbildung zum Redakteur gemacht. Er arbeitete viele Jahre in Moskau als Korrespondent. Sein Buch „Putins Demokratur“ ist ein Bestseller.

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