Merkel zur Beschneidungs-Debatte: "Machen uns zur Komiker-Nation"
Juden und Muslime in Deutschland fürchten um ihr religiöses Ritual der Beschneidung. Nun meldet sich auch Kanzlerin Angela Merkel zu Wort - mit einer klaren Position.
Nach dem Proteststurm von Juden und Muslimen machen sich immer mehr führende Politiker für eine Legalisierung religiöser Beschneidungen stark. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) warb am Montag für ein entsprechendes Gesetz, und CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe stellte bereits für Donnerstag eine Resolution des Bundestags in Aussicht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fand Zeitungsberichten zufolge ebenfalls klare Worte für das umstrittene Kölner Urteil.
Merkel will offenbar kein Beschneidungs-Verbot
"Bild"-Zeitung und "Financial Times Deutschland" (Dienstag) zitierten die Kanzlerin unter Berufung auf CDU-Mitglieder mit den Worten: "Ich will nicht, dass Deutschland das einzige Land auf der Welt ist, in dem Juden nicht ihre Riten ausüben können. Wir machen uns ja sonst zur Komiker-Nation." Das Kölner Landgericht hatte Beschneidungen kürzlich als Körperverletzung gewertet und damit über Deutschlands Grenzen hinaus für Empörung gesorgt. Sowohl im Judentum als auch im Islam ist die Beschneidung von Jungen ein wichtiges Ritual mit langer Tradition.
Sondersitzung zum Thema Beschneidung
Eine entsprechende Resolution soll der Bundestag nach dem Willen der CDU bereits bei seiner Sondersitzung am kommenden Donnerstag beschließen. "Wir wollen jüdisches, wir wollen muslimisches Leben in der Bundesrepublik Deutschland und respektieren Jahrhunderte alte religiöse Traditionen", sagte Gröhe nach einer Sitzung des CDU-Vorstands. Angesichts der tiefgreifenden Verunsicherung wäre eine solche Resolution nach Gröhes Worten ein gutes Signal.
Schon in der vergangenen Woche hatte die Bundesregierung eine rechtliche Klarstellung angekündigt. Auch die für Familie und Jugend zuständige Ministerin Schröder betonte jetzt, eine verantwortungsvoll durchgeführte Beschneidung von Jungen müsse weiter erlaubt sein. "Jüdisches und muslimisches Leben in Deutschland darf nicht unmöglich gemacht werden", erklärte ein Ministeriumssprecher. dpa/AZ
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