Nach Fahnenstreit: Proteste in Belfast setzte sich fort
Nach dem Streit um das Hissen der britischen Fahne auf dem Belfaster Rathaus sind in der nordirischen Hauptstadt wieder Menschen für Proteste auf die Straßen gegangen.
Im Streit um die britische Fahne auf dem Belfaster Rathaus haben sich pro-britische Demonstranten erneut Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. In den Städten Carrickfergus und Newtownabbey rund 15 Kilometer nördlich der Hauptstadt bewarfen sie am Freitag die Beamten mit Steinen und Molotowcocktails und setzten einen Doppeldeckerbus in Brand. Im Rest der Provinz verliefen die Proteste weitgehend friedlich. Die Protestierenden hätten die Sicherheitskräfte mit insgesamt 33 Brandbomben sowie mit Feuerwerkskörpern und Ziegelsteinen angegriffen, teilte die Polizei in der Nacht zum Samstag mit. Die Beamten setzten demnach Wasserwerfer ein und feuerten fünf Gummigeschosse auf die Randalierer.
Belfast: Vier Polizisten bei Protesten verletzt
Vier Polizisten wurden verletzt, einer von ihnen musste im Krankenhaus behandelt werden. Zwei Menschen wurden festgenommen. Auslöser der seit Wochen anhaltenden Proteste war Anfang Dezember ein Beschluss des Stadtrats von Belfast, die britische Flagge nicht mehr jeden Tag über dem Rathaus wehen zu lassen, sondern nur noch zu besonderen Anlässen. Dagegen wehren sich pro-britische Protestanten, die darin ein zu großes Zugeständnis an die nach einem vereinten Irland strebenden Katholiken sehen. Sie wollen ihre Kampagne bis zur Rücknahme des Beschlusses fortsetzen. Am Donnerstag vergangener Woche begannen dann die Krawalle; seither wurden laut Polizei rund 70 Beamte verletzt und mehr als hundert Demonstranten festgenommen. Besonders heftig waren die Krawalle am Freitag in der Küstenstadt Carrickfergus, wo rund hundert Demonstranten Ziegelsteine, Flasche und Feuerwerkskörper warfen und Mülleimer in Brand setzten. Die Polizei fuhr mit Dutzenden gepanzerten Fahrzeugen vor. Ein Einwohner, der seinen Namen nicht nennen wollte, machte Jugendliche aus Belfast für die Randale verantwortlich. Er habe von seinem Haus gesehen, wie ganze Gruppen von 15- bis 16-Jährigen den Bahnhof verlassen hätten. Anlässlich seiner Hochzeit im April 2011 hatte die Queen ihren Enkel William unter anderem zum Baron Carrickfergus ernannt. Im benachbarten Newtownabbey setzten Randalierer einen Bus in Brand, wie ein AFP-Reporter berichtete. Die Polizei trieb die Protestierenden mit Wasserwerfern auseinander.
Demonstranten hüllen sich in britische Fahnen
In mehreren Vierteln von Belfast blockierten in britische Fahnen gehüllte Demonstranten erneut den Verkehr. Ein Autobahnzubringer war drei Stunden lang gesperrt, nachdem die Polizei einen kleinen Sprengsatz entdeckt hatte. Es sind die heftigsten Krawalle seit Abschluss des Karfreitags-Friedensabkommens vor 15 Jahren, das den drei Jahrzehnte andauernden blutigen Konflikt zwischen London-treuen Protestanten und pro-irischen Katholiken beendete. Das Abkommen sieht eine Machtteilung zwischen den rivalisierenden Lagern vor. AFP/AZ
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