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Erinnerung
11.10.2013

Napoleon für ein Wochenende

Vor 200 Jahren wütete der Krieg zwischen den Truppen Napoleons und den verbündeten Armeen aus ganz Europa. Tausende Deutsche drehen die Zeit regelmäßig zurück – und stellen Leben und Sterben von damals nach

Wartenburg/Leipzig Es ist, als wäre das kleine Örtchen im Norden Sachsen-Anhalts aus der Zeit gefallen. Dicht an dicht sind weiße Stoffzelte auf Holzpfählen aufgespannt. Ausgelegt sind sie mit Stroh. Rauch zieht durch die Luft – vor mehreren Zelten brennen Lagerfeuer. Sie beheizen altmodische Kaffeekannen und dickbauchige, schwarz gerußte Töpfe. Noch wird hier friedlich das Leben alter Tage nachgestellt – doch die Völkerschlacht steht bevor.

Am Wegrand lagern Kanonen mit Holzrädern. Ein Spielmannszug mit Pauke und Dudelsack läuft zwischen den Zeltreihen hindurch und liefert den passenden Soundtrack zu diesem Bild aus vergangenen Zeiten. Große Banner vor den Zeltreihen verraten: Die Franzosen sind schon da. Und hier leben sie friedlich neben den Preußen, Russen und Sachsen.

Hunderte Menschen campieren Anfang Oktober mehrere Tage lang in Wartenburg. In dem Ort bei Wittenberg tobte vor 200 Jahren eine Schlacht zwischen Napoleons Armee und den gegnerischen Truppen um Preußen, Russland und Österreich. Die Hobby-Soldaten tragen originalgetreue Uniformen und Alltagskleidung der Zeit um 1815. Zahlreiche Wochenenden im Jahr versuchen sie, so zu leben wie einst Napoleon und seine Zeitgenossen.

Zum 200. Jubiläum der Völkerschlacht bei Leipzig ahmen sie das Leben und Sterben der Befreiungskriege nach und ziehen damit dieses Jahr besonders viele Schaulustige an. Zum Höhepunkt am 20. Oktober erwarten die Veranstalter 25000 bis 30000 Zuschauer am historischen Gefechtsfeld im Süden von Leipzig.

Nicht nur die Gefechte werden nachgestellt – auch der Alltag von einst. Die Lager sind frei zugänglich. Neben den kargen Schlafstätten der Biwak-Bewohner gibt es einige besondere Zelte. Ein Schaulazarett etwa zeigt die Instrumente, mit denen Ärzte die Wunden der Verletzten versorgten.

Strom, Armbanduhr und Handy sind verboten

Strom ist für die Hobby-Soldaten verboten – Armbanduhren, Handys und moderne Kleidung auch. Die Darsteller tragen maßgeschneiderte Uniformen. Die gibt es gar nicht von der Stange, sagen sie. Andere Ausrüstungsgegenstände hingegen schon. Die klobigen Holzpantoffeln, die Yvonne Forßbohm und Diane Lange aus Leipzig an diesem Wochenende tragen, zum Beispiel. Ihre weißen Schürzen seien hingegen selbst gemacht, berichten die Frauen. Während die Männer zu einem Gefechtsplatz marschieren, sitzen sie in Tierfelle gehüllt und bewachen das Lager. Forßbohm und Lange sind seit gut zehn Jahren dabei.

Damit sind sie nicht allein. Viele Vereine hätten um die 40 Prozent Frauenanteil, schätzt einer der Organisatoren der Völkerschlachtdarstellung, Michél Kothe. Frauen marschieren auch als Soldaten. Die meisten sind jedoch Händler oder als Helferinnen im Lazarett. Die beiden Frauen in den Holzpantoffeln sind als Marketenderinnen mitgereist. Sie kochen für ihre Vereinskollegen, eine Artillerieeinheit. Gekocht wird über dem offenen Feuer. Einfache Gerichte, oft Suppe, Gulasch. Was eben so geht ohne Strom.

Worin die Faszination liegt? „Es ist schön, den Kindern zu zeigen, wie das Leben früher war“, sagt Forßbohm. Und dass es auch ohne Fernseher geht. „Und für mich ist das hier einfach nur eine riesengroße, wunderschöne Familie“, sagt die 43-Jährige.

Rund 2000 Menschen in Deutschland leben hobbymäßig auf Zeit in der napoleonischen Kriegsepoche, schätzt Michél Kothe aus jahrelanger Erfahrung. Der 38-Jährige ist seit 22 Jahren regelmäßig bei historischen Biwaks dabei. Die Zeit der Koalitionskriege von 1792 bis 1815 sei die Geschichtsepoche, die hier die meisten Anhänger finde. Ebenfalls beliebt seien das Mittelalter sowie die Schlachten der Römer und Germanen, sagt Kothe. Eine Gesamtzahl der Biwak-Anhänger könne nicht genannt werden, weil der Szene ein großer gemeinsamer Dachverband fehle.

In Wartenburg sind hunderte Hobby-Soldaten wieder für ein Wochenende rückwärts in der Zeit gereist. Peter Mechler steht mit seiner rotblauen preußischen Uniform unter dem Zeltdach der „Preußischen Felddruckerei“. Er zeigt Repliken der originalen Feldzeitung „No. 5“, die im A5-Format auf wenigen bräunlichen Seiten von der Völkerschlacht berichtet. Diese Drucke der mitreisenden Felddruckerei seien damals die einzige Möglichkeit gewesen, die Bevölkerung in der Heimat über die Kriegsereignisse zu informieren.

Während Mechler erzählt, marschiert ein neunköpfiger napoleonischer Trupp mit geschulterten Gewehren laut singend am Zelt vorbei. „Ich glaube, um diese Zeit vor 200 Jahren haben die Franzosen schon nicht mehr so fröhlich gesungen. Die wussten, was auf sie zukommt“, sagt der 57-Jährige und näht dabei einen goldenen Knopf an seinen Uniformärmel. „Aber das hier sind ja keine echten Franzosen.“

6000 Teilnehmer aus 24 Nationen werden erwartet

Das Tolle an den Biwaks sei, dass man auf den Schauplätzen Europas aber auch richtige Franzosen treffe, sowie Russen und Polen. In Waterloo, Moskau oder eben Leipzig. Im belgischen Waterloo steckten sie einmal eine Woche lang auf einem schlammigen Acker fest. „Mit Kuhfladen und im Dauerregen.“ Marschiert seien sie trotzdem. „So richtige Jammerlappen gibt’s eigentlich nicht bei uns“, sagt Mechler.

Das Nachfechten der Schlacht bei Wartenburg rund um den 3. Oktober war das letzte Warmlaufen vor dem Höhepunkt des Jahres. Zum 200. Völkerschlachtjubiläum werden im historischen Biwak und auf dem Schlachtfeld 6000 Teilnehmer aus 24 Nationen erwartet. Bei der dreistündigen Darstellung am 20.Oktober mimen die meisten auf dem Feld Fußsoldaten. 300, unter ihnen Napoleon, reiten zu Pferde.

Für den Laien überraschend: „Der einzelne Darsteller weiß auch nicht, was genau im Gefecht passiert“, erzählt Organisator Kothe. Außer natürlich, dass die Franzosen am Ende verlieren müssen. Der Einzelne erhalte nur Befehle von den Gruppenkommandeuren – und diese Marschbefehle seien dann umzusetzen. Auch, wer bei der nächsten Salve aus dem gegnerischen Lager fällt, bestimmen die Kommandeure kurzfristig per Handzeichen. „Man muss die Schlacht nicht eins zu eins nachstellen, um einen Eindruck zu vermitteln“, sagt der Organisator.

Kritiker fragen, warum es eine Gedenkwoche für die Völkerschlacht überhaupt braucht – und dann noch ein Spektakel mit Kanonendonner und fallenden Soldaten. Taugt die Völkerschlacht, die bis zu 100000 Menschen das Leben kostete, wirklich als Wochenendunterhaltung? „Diesen Kritikern antworte ich, dass sie den Leuten ja gern ein Geschichtsbuch hinlegen können und merken werden, dass sie sich nicht dafür interessieren“, sagt Kothe. Es gehe nicht um Kriegsverherrlichung, sondern um Geschichtsdarstellung, um die Verdeutlichung der Gräuel zu Zeiten der napoleonischen Feldzüge. „Ich glaube, dass wir heute Geschichte nur über den Eventcharakter verbreiten können.“ Franziska Höhnl, dpa

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