Nick Nolte - der Lebenskampf spiegelt sich in seinem Gesicht
Nick Nolte stammt aus einer Zeit, in der das US-Kino noch auf Charaktere setzte und nicht auf Technik. Aber der Mann hatte auch andere Probleme. Ein Porträt zum 75. Geburtstag.
Vielleicht sind es genau die Zutaten, die aus einem Mann einen Schauspieler machen. Zumindest in Amerika. Nick Nolte, der am Montag 75 Jahre alt wird, stammt aus Nebraska, wo Kreuzungen von Fernstraßen mit dem dazugehörigen Motel genügen, um die Optik des Mittleren Westens aufzuwerten. Eine vielversprechende Karriere als Football-Spieler scheiterte an zu schlechten Leistungen im College, der Wiege der Sportart.
Also Wanderbühnen, Fernsehrollen und das Glück, 1976 in der erfolgreichen Serie „Rich Man, Poor Man“ eine Emmy-Nominierung zu erhalten. So landete Nolte doch bei den Großproduktionen Hollywoods. Den Durchbruch schaffte er 1977 im Tiefsee-Film „The Deep“, bei dem weniger seine schauspielerischen Leistungen im Vordergrund standen als vielmehr die Großaufnahmen des nassen T-Shirts der Kollegin Jacqueline Bisset.
Dass Nolte oft auf das Action-Genre festgelegt wurde, verstellt den Blick auf die Filme, in denen er als Opfer und gebrochener Zeuge der Veränderung Amerikas herhalten durfte. Wie in dem großartigen Drama „Affliction – Der Gejagte“ in der Rolle eines defätistischen Provinzpolizisten.
Mit 75 ist Nick Nolte immer noch aktiv
Nolte allein rettet mit seinem Seelenstriptease den melodramatischen Film „Herr der Gezeiten“, in dem ein angeblich abgezockter Typ aus South Carolina schließlich der von Barbra Streisand verkörperten Psychotherapeutin aus New York ein schreckliches Kindheitstrauma ausschüttet. Und der den Stadt-Land-Konflikt selbstbewusst und plastisch beschreibt: „Wenn ich nicht gerade in Kuhfladen herum marschiere, bin ich ein sehr intelligenter Mann.“
Nur ein Mann von schauspielerischer Intelligenz kann einen innerlich verletzten Vietnam-Heimkehrer so überzeugend spielen wie Nolte in „Warrior“. Noch heute wäre dieser Schauspieler, in dessen Gesicht sich die Falten eines unentwegten Lebenskampfs spiegeln, gut für eine Art amerikanisches Autorenkino.
Der immer noch aktive 75-Jährige ist ein Mann für die kleinen Filmtheater geworden. Die großen Häuser mit den Popcorn-Kids würden sich bei Nick Nolte langweilen. Kein Fantasy-Spektakel, keine Fortsetzungsgeschichte, schon gar kein 3-D.
Nick Nolte hat drei gescheiterte Ehen hinter sich
Aber dass Nick Nolte nicht den Status eines Robert De Niro oder Al Pacino hat, liegt auch an seinem Lebenswandel: Der Flasche nicht abhold, wurde er 2002 bei einer Autofahrt in betrunkenem Zustand verhaftet. Mittlerweile zieht der Schauspieler nach eigenen Angaben Vitaminspritzen dem Alkohol vor. Nach drei gescheiterten Ehen fand er neues Glück bei seiner 26 Jahre jüngeren Freundin Clytie Lane, ein Töchterchen inklusive.
Wie viel Selbstironie in Nick Nolte steckt, bewies er 2015 in „Picknick mit Bären“ als zottelbärtiger, alkoholgetränkter Wanderer, der in den Appalachen einem ebenso faltigen Robert Redford hinterherstolpert. Es geht doch.
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