Pressestimmen zur Wahl in Thüringen: "FDP im politischen Wachkoma"
Die SPD stürzt ab, die FDP fliegt raus und die AfD triumphiert - die Landtagswahl hat die politische Landschaft in Thüringen komplett verändert. Das sagt die deutsche Presse dazu.
"Die Sozialdemokraten zahlen den Preis dafür, dass sie im Wahlkampf offengelassen haben, mit wem sie koalieren wollen: Mit den Linken oder weiter mit den Schwarzen? Diesem Gefühl, mitbestimmen zu können, gab sich die SPD gerne hin. Es war eine Schein-Macht, denn die SPD gab damit den Anspruch auf, bestimmende Kraft zu werden. Auf Rot-Rot zu setzen unter Führung der Linken, ist für die SPD brandgefährlich." Badisches Tagblatt
"Viele Anhänger dürfte abgestoßen haben, dass die SPD sich offenhielt, ob sie nach der Wahl das Bündnis mit der CDU fortsetzen oder mit Bodo Ramelow den ersten linken Ministerpräsidenten in Deutschland an die Macht bringen würde. Das Ergebnis: Wer zu Schwarz-Rot tendierte, gab seine Stimme der CDU, wer Rot-Rot bevorzugte, wählte zur Sicherheit die Linken." Zeit Online
"In Thüringen scheint sich jedenfalls zu zeigen, dass eine Große Koalition für die SPD als kleiner Partner nicht einzahlt. 1999, nach dem ersten Bündnis, stürzten die Genossen von 29,6 auf 18,5 Prozent - und jetzt ein noch viel tieferer Fall." Spiegel Online
Linker Ministerpräsident nicht verlockend
"Das schlechte Ergebnis kam vermutlich zustande, nicht obwohl, sondern weil die Linke trommelte wie nie zuvor. Die Aussicht auf einen linken Ministerpräsidenten wirkte auf die Wähler von SPD und Grünen offenbar alles andere als verlockend." FAZ
"Über Monate deuteten die Prognosen deutlich auf ein rot-rot-grünes Bündnis in Thüringen hin, an dessen Spitze erstmals in der Bundesrepublik ein linker Ministerpräsident gestanden hätte. Diesem haben die Wähler in Thüringen allerdings gestern eine klare Mehrheit verweigert. Selbst wenn es rechnerisch reichen würde, wäre eine Einigung höchst unwahrscheinlich. Vermasselt hat das in erster Linie die SPD." Freie Presse
"Deutschland droht damit, zu einem zweiten Fall Österreich zu werden: einem Staat, in dem nur noch Große Koalitionen möglich sind. Von einem Land ohne Regierungswechsel profitiert aber der rechte Rand am meisten." taz
AfD stiehlt die Wählerstimmen der FDP
"Die NPD - eine wahrlich gute Nachricht - scheitert an der Fünf-Prozent-Hürde, die FDP versinkt im politischen Niemandsland." Lausitzer Rundschau
"Schon jetzt hat die AfD erreicht, dass die FDP im politischen Wachkoma bleibt. Auch wenn es die Liberalen nicht wahrhaben wollen: Viele, die eine stabile Währung und Sicherheit ihres Eigentums wollen und dazu noch eine Aversion gegen rot-grüne Umerziehungsversuche haben, sind für die AfD zumindest ansprechbar - und dieses Milieu ist Fleisch vom Fleische der FDP." stern
"Die seit der Wende regierende CDU dürfte trotz ihres Sieges fortan wohl nicht mehr den Ministerpräsidenten stellen, stattdessen scheint der Weg für den ersten Regierungschef der Linkspartei in Deutschland geebnet: Bodo Ramelow hat mit seinem durch und durch bürgerlich angestrichenen Wahlkampf die Linke buchstäblich salonfähig gemacht und dürfte nun alles daran setzen, sich in der Sänfte eines rot-rot-grünen Bündnisses in die Erfurter Staatskanzlei tragen zu lassen." Westfälische Nachrichten AZ
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