So schreibt der Papst Geschichte
Papst Franziskus schreibt in diesen Tagen wieder einmal Geschichte. Warum die Wörter "Franziskus" und "historisch" zurzeit in einem Atemzug genannt werden müssen.
In diesen Tagen schreibt der Papst wieder einmal Geschichte. Auch wenn seine Kritiker wohl eher abwertend vom Papst und seinen Geschichten sprechen. Ob Franziskus nun Historisches tut oder nicht, ist in zwei Fällen recht klar, in einem dritten vielleicht bald schon. Aber der Reihe nach: Buddhisten, Waldenser, Familiensynode.
Am Mittwoch also traf sich der Papst in der Nähe von Rom mit Buddhisten aus den USA – und nannte das einen Beitrag zu einer besseren Welt. Und: „historisch“. Zuvor, am Montag, hatte er in Turin die Waldenserkirche besucht. Und nicht nur Waldenser-Pastor Eugenio Bernardini fand: „Indem Sie in diesen Tempel eingetreten sind, haben Sie eine historische Schwelle überschritten.“ Die protestantischen Waldenser, muss man wissen, sind eine Glaubensgemeinschaft, die mehr als 800 Jahre lang von der katholischen Kirche verfolgt wurde: Sie sollte ausgelöscht werden, weil sie gegen Ablasshandel und Heiligenverehrung eintrat.
Franziskus bat nun „um Vergebung für all jene unchristlichen, ja unmenschlichen Handlungen und Einstellungen, die wir in der Geschichte gegen euch gerichtet haben“. Es war der bisherige ökumenische Höhepunkt seiner Amtszeit.
Rüttelt Papst Franziskus an den Grundfesten des Glaubens?
Schließlich sprach er noch zum Thema Ehe. Bei seiner Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom sagte der Papst: Eine Trennung von Eheleuten könne manchmal „unvermeidlich“ werden, wenn ein Ehepartner oder die Kinder vor Gewalt, Demütigung, Ausbeutung oder Gleichgültigkeit in Sicherheit gebracht werden müssten.
Ob er damit tatsächlich an den Grundfesten des Glaubens rüttelt, dem Ehesakrament, das als unauflöslich gilt? So las es sich in manchen Medienberichten. Wäre es so, wäre es für den Papst als Hüter des Glaubens einigermaßen spektakulär. Noch allerdings handelt es sich bei seiner Einlassung um eine von vielen zu Ehe und Familie. Maßgeblich wird sein, was er nach der Weltbischofssynode im Oktober entscheidet. Öffnet er die Kirche für wiederverheiratete Geschiedene, die von der Kommunion ausgeschlossen sind? Geht er auf Homosexuelle zu? Beides wäre: historisch.
Je näher die Synode rückt, desto aufgeregter wird jedenfalls diskutiert. Progressive Katholiken wollen eine Öffnung, Traditionalisten fürchten um die Reinheit der Lehre. In den innerkirchlichen Kampf hat sich jetzt erneut Kardinal Walter Kasper eingeschaltet. In der Zeitschrift Stimmen der Zeit plädiert er für eine Zulassung von Wiederverheirateten zur Kommunion. In Einzelfällen.
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