Sonntagstrend: Union stabilisiert sich - AfD weiter bei 12 Prozent
Der Sonntagstrend bringt kaum Veränderungen: Union und SPD konnten ihre Umfragewerte aus der Vorwoche stabilisieren. Die AfD ist weiter drittstärkste Partei.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat nach Einschätzung des Demoskopen Matthias Jung realistische Chancen, aus ihrem derzeitigen Umfragetief in absehbarer Zeit wieder herauszukommen. "Es gibt keinen Grund, wieso sich Merkel nicht erholen können sollte", sagte der Chef der Forschungsgruppe Wahlen, die für das ZDF Umfragen liefert und Wahlen analysiert, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Wichtig für einen neuen Aufschwung in der Wählergunst sei die Entwicklung in der Flüchtlingskrise. Hier habe die Kanzlerin sich "von einer präsidentiellen Position zu einer polarisierenden" bewegt, sagte Jung, "mit Positionen, die nicht einmal mehr von der Hälfte der Bevölkerung getragen werden". Merkel sei im Ansehen der Wähler nicht etwa abgestürzt, "das war ein kontinuierlicher Prozess".
Allerdings habe die CDU-Chefin in der Legislaturperiode 2009 bis 2013 zeitweise noch weniger Zuspruch gehabt. "Da hatte sie zwei Jahre vor ihrer triumphalen Wiederwahl viel schlechtere Werte als selbst heute", erinnerte Jung. Die Frage sei für Merkel nun: "Komme ich mit einer erfolgreichen Politik irgendwann rüber, bin ich eine überzeugende Alternative zum Angebot, das sonst noch existiert."
Der Wahlforscher verwies auf die Beispiele von Merkels Vorgängern Gerhard Schröder (SPD) 2002 und Helmut Kohl (CDU) 1994 - beide seien nach einem fast aussichtslosen Verfall ihrer Popularität wieder erfolgreich gewesen. "Da sind Bewegungen - abwärts und aufwärts - drin, die gigantisch sein können", sagte Jung.
Sonntagstrend: Union stabilisiert sich
Nach dem jüngsten Sonntagstrend hat sich die Union in der Wählergunst bereits stabilisiert. In der Umfrage, die Emnid wöchentlich für die "Bild am Sonntag" erhebt, kommen CDU/CSU erneut auf 35 Prozent. Die SPD liegt unverändert bei 24 Prozent, die AfD bei 12 Prozent. Die Linke gewinnt wie die Grünen einen Prozentpunkt hinzu, beide kommen auf 10 Prozent. Die FDP verliert einen Prozentpunkt und erreicht 4 Prozent. Ende Januar war die Union in der Umfrage noch auf 34 Prozent und damit den schlechtesten Wert seit Juli 2012 abgesackt.
Auch mit ihrer umstrittenen Flüchtlingspolitik findet Merkel laut Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF bereits wachsende Zustimmung: 47 Prozent finden demnach, dass die Kanzlerin ihre Arbeit in diesem Bereich eher gut macht, 50 Prozent sind unzufrieden. Im Januar äußerten noch deutlich mehr Bürger Kritik an der großzügigen Aufnahme von Flüchtlingen. In der Politiker-Rangliste verbesserte sich Merkels Zustimmungswert zuletzt leicht auf 1,1 (Mitte Januar: 1,0).
Forschungsgruppe-Experte Jung sieht die SPD derweil weiterhin in einem Dilemma. Denn die Partei habe "ihr strategisches Problem nicht ansatzweise gelöst. Sie befindet sich in einem Drei-Fronten-Krieg." Mit der Union konkurrierten die Sozialdemokraten um Wähler in der politischen Mitte, mit der Linken "im klassischen linksideologischen Lager", mit den Grünen "in den moderneren Lebenswelten". Nun komme noch die AfD hinzu, die der SPD - wie allen anderen Parteien auch - im kleinbürgerlichen Sektor Konkurrenz mache.
Die SPD hat sich Jung zufolge nach der Ära Schröder "nie getraut, sich zu entscheiden, wen sie gewinnen und wen sie verlieren will. Das kostet auf Dauer Glaubwürdigkeit, das hebt sich auf in der Wirkung." Bisher habe die SPD die Ausrede gehabt, "dass sie erstmal Merkel überleben muss". Nun, da die Kanzlerin selber nicht mehr unangreifbar wirke, sei ein schwaches Abschneiden der SPD weniger zu kaschieren. dpa
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