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Europawahl 2014
17.05.2014

Spurensuche vor der eigenen Haustür: Wo liegt eigentlich Europa?

Der Europaplatz im Augsburger Univiertel: Von hier aus führen Fußwege in alle Himmelsrichtungen. Dem Straßennamen schenken die meisten Passanten keine Beachtung.
Foto: Ulrich Wagner

In einer Woche sollen wir unsere Stimme abgeben. Aber wofür genau? Vielen erscheint die EU fremd, gerade für junge Menschen ist sie überall und nirgends. Eine Spurensuche.

Der Europaplatz in Augsburg liegt etwas versteckt im Univiertel, ein gepflastertes Rondell vor der Stephanskirche, umschlossen von einer kleinen Ladenzeile und einem Studentenwohnheim. Hüfthohe Hecken und Bäume flankieren das Rund, zwischen den Pflasterfugen sprießen Grashalme.

Europa sehen

An sonnigen Tagen verbringen Studenten auf den Bänken am Rande des Platzes ihre Mittagspause. Vormittags überqueren ihn nur wenige Fußgänger. „Mir war schon bewusst, dass ich hier am Europaplatz wohne“, sagt ein Student aus dem benachbarten Wohnheim. „Aber warum er diesen Namen trägt? Keine Ahnung.“ Das klingt irgendwie symptomatisch. Denn, wenn wir einmal ehrlich sind: Vielen, gerade jüngeren Menschen, scheint die EU ziemlich egal zu sein. Zu weit weg, zu undurchsichtig, zu langweilig. Gerade einmal jeder Dritte unter 30-Jährige hat bei der vergangenen Europawahl 2009 in Deutschland seine Stimme abgegeben. Die EU, diese Union von 28 europäischen Staaten, ist zwar irgendwie da. Aber sie zu sehen, ist gar nicht so einfach.

In Europa arbeiten

Wenige Meter Luftlinie entfernt, in der Universität, sitzt Professor Theo Ungerer in seinem Büro im Institut für Informatik. Auf der Rückseite seines Laptops prangen drei Aufkleber mit dem blauen Sternenbanner der EU. Ungerer koordiniert zurzeit ein EU-Forschungsprojekt mit dem komplizierten Namen „Parmerasa“: Acht Partner aus Universitäten und Industrie in Tschechien, Deutschland, Spanien, Frankreich und Großbritannien suchen nach Wegen, industrielle Software-Anwendungen leistungsfähiger zu machen. Bis vor etwa zehn Jahren, sagt Ungerer, richteten deutsche Forscher ihren Blick bei der Partnersuche vor allem in Richtung USA. Heute hat sich das geändert: Allein an der Uni Augsburg gab es in den vergangenen fünf Jahren mehr als 40 EU-Projekte.

Ralf Jahr und Martin Frieb sind zwei von Ungerers wissenschaftlichen Mitarbeitern. Durch das grenzüberschreitende Projekt haben die jungen Informatiker nicht nur Vorteile für ihre Forschungsarbeit. Sie bekommen auch die Möglichkeit, Europa zu erleben, sagt Frieb. Schließlich bringt jeder europäische Partner einen anderen beruflichen Hintergrund, ein anderes Temperament mit: „Man lernt, seinen Horizont zu erweitern.“ Regelmäßig tauschen sich die Augsburger mit den anderen Wissenschaftlern via Internet-Telefondienst Skype aus, besuchen einander, treffen sich zu Workshops. Nach mehreren Jahren der praktischen Arbeit hat sich bei manchem auch die Sicht auf die EU geändert. „Ich habe den Eindruck, dass die EU nicht irgendeine große Organisation ist, die über allem steht, sondern wirklich den europäischen Gedanken verfolgt“, sagt Jahr.

Europa spüren

Um diesen europäischen Gedanken geht es auch Philip Sendrowski und Julia Vollweiler von den Jungen Europäern Augsburg. Die überparteiliche Organisation hat sich auf die Fahnen geschrieben, gerade junge Menschen für Europa zu begeistern. Wie zum Beweis legt Sendrowski gleich nach der Begrüßung einen Flyer auf den Tisch des Cafés in der Innenstadt. „Wecke den Europaretter in dir“ steht darauf in goldenen Lettern. „Wir wollen wieder bewusst machen, was für uns heute selbstverständlich ist“, sagt Sendrowski mit Nachdruck, „nämlich, wie viel Wertvolles Europa für uns bedeutet.“ Mit dieser Botschaft sind die beiden in den Wochen vor der Wahl in ganz Bayern unterwegs, als „Europaretter“ im blau-gelben Superheldenkostüm. So viel Einsatz für ein Bürokratiemonster?

Sendrowski, 25, und Vollweiler, 23, haben Europa selbst sehr positiv erfahren, gerade bei Aufenthalten im Ausland. Problemloses Reisen, bezahlen in Euro, einfach in anderen europäischen Ländern arbeiten – ohne EU nicht vorstellbar. Noch zentraler aber ist für die Jungen Europäer die „Idee Europa“: Das Gefühl der Zusammengehörigkeit, auf gemeinsame kulturelle Wurzeln zu blicken und von Menschen aus anderen Kontinenten als Europäer wahrgenommen zu werden. „Für mich ist Europa etwas sehr Wichtiges“, sagt Vollweiler. „Das möchte ich auch anderen Menschen nahe bringen.“

Doch je abstrakter eine Idee, desto schwieriger ist sie zu vermitteln. Außerdem mangelt es der EU an guten Themen. „Natürlich ist Verbraucherschutz nicht gerade sexy“, gibt Sendrowski zu. Wichtig ist er allerdings. Auch wenn die Fortschritte nicht so leicht sichtbar sind, das Europagefühl der Menschen nimmt zu, meint Sendrowski: „Ich glaube, die europäischen Grundlagen sind da, wir müssen nur ein stärkeres Bewusstsein dafür schaffen.“ Wenn es sein muss, auch im Superheldenkostüm.

Europa gestalten

Einen wehenden Umhang trägt Armin Bergmann nicht, er bevorzugt Sakko und Krawatte. Doch auch Bergmann geht für Europa auf die Straße. Der 24-Jährige aus dem Kreis Augsburg tritt am 25. Mai als SPD-Kandidat für das Europaparlament an, er ist einer der jüngsten Bewerber. Warum ausgerechnet für die EU, dieses politische Massenphänomen, das kein Gesicht hat? „Mir ist wichtig, den europäischen Gedanken zu vermitteln“, sagt Bergmann. „Es muss verhindert werden, dass diese Idee des Friedens und des gemeinsamen Miteinanders vor dem Hintergrund der Banken- und Schuldenkrise untergeht.“ Gar nicht so einfach, wenn der eigenen Überzeugung vielerorts das Unverständnis der Mitmenschen entgegenschlägt. „Brüssel ist nicht weit weg, sondern schlägt sich ganz konkret vor Ort nieder“, sagt Bergmann. „Schade, dass das bei vielen Bürgern nicht so ankommt.“ Für ihn ist Brüssel kein Schreckenswort, eher ein Sehnsuchtsort. Auch wenn es bei dieser Wahl nicht klappen sollte, ist die Europapolitik für ihn ein Fernziel. „Du machst einfach etwas Sinnvolles“, sagt Bergmann. Er klingt sehr überzeugt.

Europa leben

Bei Tetyana Kloubert haben sich in den vergangenen Monaten Zweifel in diese Überzeugung gemischt. Dabei kann die 32-Jährige als Musterbeispiel für eine europäische Biografie gelten: Geboren im westukrainischen Czernowitz, einem historisch interkulturellen europäischen Zentrum, kam sie schon als Schülerin über Austauschprogramme nach Deutschland und Österreich, studierte später in Jena. Seit zwei Jahren arbeitet Kloubert am Lehrstuhl für Erwachsenen- und Weiterbildung an der Uni Augsburg. „Als ich 2001 nach Deutschland kam, war ich überzeugte Europäerin“, sagt Kloubert. „Ich fühlte mich an erster Stelle als Europäerin, dann als Ukrainerin, dann als Deutsche.“ Dieses Ideal hat nun Kratzer bekommen. Das zögerliche Auftreten der EU in der Ukraine, hinter den eigenen Grenzen, hat Kloubert stark enttäuscht. Weder die Politik noch die deutschen und anderen europäischen Freunde schienen sich dem Europagedanken noch verpflichtet zu fühlen. „Die EU war nicht bereit, in der Ukraine ihr eigenes Ideal zu verteidigen“, sagt Kloubert. „In Kiew haben Menschen bei minus 20 Grad ausgehalten, um für diese Idee zu kämpfen – und Europa hat das nicht interessiert.“ Kloubert lächelt gequält. Das Kulturen verbindende Europa stehe im Widerspruch zum außenpolitischen Akteur EU – uneins, undurchsichtig, von Länderinteressen gesteuert. Trotzdem sagt sie: „Ich sehe die Lage nicht katastrophal – aber kritisch.“

Europa lernen

Dass die EU noch Verbesserungsbedarf hat, darin sind sich auch Befürworter einig. Doch für die europäische Idee lohne es sich zu werben. Ein Bewusstsein dafür können Schüler etwa in länderübergreifenden Projektarbeiten, wie dem EU-Comenius-Programm, sammeln. „Das Programm zeigt die europäische Dimension auf und weckt Interesse für andere Länder“, sagt Monika Uhlemair, Comenius-Koordinatorin an der Fachoberschule in Friedberg. Aus einigen Projekten sind auch grenzüberschreitende Freundschaften entstanden. Vielleicht liegt hier Europa.

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