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Leben
10.03.2017

Ständige Informationsflut hat massive Auswirkungen auf die Gesellschaft

Für die neue Atemlosigkeit im industrialisierten 20. Jahrhundert fand Harold Lloyd in „Safety Last“. Eine Neuauflage davon erleben wir heute.
Foto: dpa

Die globalisierte Wirtschaft ruht nie, Eilnachrichten gibt es jederzeit live – und wir sind immer erreichbar. Das hat Folgen. Für den Einzelnen, die Gesellschaft und die Politik.

Auf dem umsatzreichsten Medienmarkt der Welt, dem für Computerspiele, gibt es neben dem heiß erwarteten, neue Spektakel-Maßstäbe setzenden Game zu „Der Herr der Ringe“ namens „Mittelerde“ aktuell auch eine ganz andere Offenbarung. Sie heißt „Walden“, nach dem Selbsterlebnisbericht von Henry David Thoreau aus dem Jahr 1854. Dessen viele Monate langer Auszug in den Wald, das Leben in der Berghütte, die Betrachtung des Lebens – das ist hier hochauflösend nachzuspielen. Spieldauer: sechs Stunden. Spielziel: Entschleunigung.

Ständige Aktivität führt immer öfter zu Burn-Out und Depressionen

Vom Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer stammt ein schönes Bild, das den Menschen im 21. Jahrhundert beschreibt. Er sagt, wir seien alle wie Haie. Die nämlich haben keine Schwimmblasen, können also nicht stillstehen im Wasser, müssen ständig in Bewegung bleiben, um nicht unterzugehen.

Bei den Haien ist das Natur, sie können nicht anders. Die Menschen dagegen versetzen sich selbst in diesen Zwang: Das Wasser ist die Zeit; die Schwimmblase wäre das, was man Eigenzeit nennt, eine innere Ruhe, die unabhängig macht vom äußeren Element; ohne die Fähigkeit aber sind wir Getriebene in der Zeit. Nichts zu tun, scheint nicht möglich. Umso mehr, weil die Verdichtung immer mehr zunimmt. Die Welt kennt keine Pausen mehr. So, wie im globalen Maßstab die Börsen niemals schließen, können auch wir 24 Stunden am Tag einkaufen. So, wie rund um die Uhr Nachrichten aus aller Welt eintreffen und die sofortige Bereitschaft zur Positionierung von den Politikern bedeuten, so sind auch wir im Grunde nie vom Netz, sind jederzeit mobil erreichbar. Globalisiert, digitalisiert – Tendenz steigend. Und die Folgen?

Es gibt zwei Trendbefunde. Der eine beschreibt die persönliche Ebene und zeugt von einer Rückkehr. „Neurasthenie“ hieß ein Krankheitsbild, das mit der Industrialisierung immer häufiger diagnostiziert wurde, beschreibend: einen Erschöpfungszustand, der bei gleichzeitig häufiger Schlaflosigkeit aufgrund innerer Unruhe zu Depressionen führen konnte. Zumindest verwandt damit gilt das heutige Burn-Out-Syndrom.

Der zweite Trend ist ein politischer. Der Philosoph Peter Sloterdijk beschreibt den Zeitgeist als ein haltloses Vorwärtsstürzen in die Zukunft, getrieben von den Umständen, lediglich fähig zu Reparaturen und der Hoffnung, dass alles möglichst lange noch stabil bleiben solle. Auch hier droht Erschöpfung im Daueralarm, auch hier treiben unter der Oberfläche die Angstblüten aus. Die Flucht ins Flüchtige, das Gehetztsein ist der Aggregatszustand der zweiten Moderne.

Nachrichtenflut hat sich in den vergangenen vierzig Jahren verdreißigfacht

Aber Moment! Ist gerade im Vergleich zur ersten Moderne nicht zum Beispiel die Wochenarbeitszeit eigentlich signifikant gesunken? Und gleichzeitig die Lebenserwartung gestiegen, sodass den Menschen doch wortwörtlich immer mehr Ruhestand bleibt? Und verfügen sie in Wohlstandsländern wie dem unseren nicht durchschnittlich über so viel Freizeit wie noch nie? Und müsste die Daueraufgeregtheit mit fortwährend beschworenen Krisen nicht eigentlich in Gesellschaft, Medien und Politik für das sorgen, was man heute so schön Resilienz nennt? Eine Abgeklärtheit, die sich gerade am Dauerfeuer bildet?

Wer dieses scheinbare Paradox verstehen will, ist mit den Gedanken des wunderbar widerständigen Zeitforschers Karlheinz Geißler bestens bedient. Denn der 72-Jährige aus der Nähe von München beschreibt die Mechanismen, durch die sich unsere Lebenszeit zusehends immer weiter verdichtet. Nur ein Beispiel: In den Siebzigern hätten leitende Angestellte jährlich etwa eintausend Nachrichten bearbeitet – heute, mit Erfindung der E-Mails, seien es 30.000. Im selben Zeitraum ist die durchschnittliche Schlafzeit der Menschen um eine halbe Stunde gesunken – weil wir alles immer mehr auf Effizienz trimmen und, so wie das Geld jetzt nie mehr schläft, auch selbst keine Ruhe mehr fänden. Selbst die in Mode gekommene Bewegung der Entschleunigung ist eine Form des Konsums und wird mitunter sehr teuer bezahlt. Und das Sabbatical als vermeintliches Pausenjahr von der Effizienz der Arbeit muss, wie die Freizeit oft auch, mit möglichst vielen Erlebnissen und Abenteuern gefüllt sein, mit Programm, um erfüllt zu wirken.

Menschen leider unter der "Diktatur der Uhr"

So hätten wir den Rhythmus unseres eigenen Lebens verloren, lebten wir immer mehr unter der „Diktatur der Uhr“. Ein Funktionieren im Maschinenzeitalter. Und das setzt sich fort bis in die Optimierung der Familienabläufe in Doppelverdiener-Haushalten (aus wirtschaftlichen oder persönlichen Gründen).

Es gab eine Ära, noch nicht lange her, da zog sich ein neues Kabinett einige Tage komplett zu Beratungen aus der Öffentlichkeit zurück. Heute werden bereits aus Sitzungen Stichworte über Twitter verbreitet, dann als Eilmeldungen verbreitet und gleich in Foren diskutiert. Denn gerade Politiker dürfen nicht stillstehen, müssen wie Haie sein, Lieferanten für die immer kurzatmigere Aufmerksamkeit, die sie umgibt, eher einer Aufgeregtheit, an der Schwelle zur Hysterie. Dazu passt dann auch, dass es statt einer Haltung oft nur Positionen gibt.

In einer sich verdichtenden Zeit ist das nur das Abbild einer ausgreifenden Vergangenheits- und Zukunftslosigkeit der Gesellschaft. Der Fokus ist auf ein möglichst aufregendes Jetzt gerichtet, auf ständige Bewegung, die ja auch Umsatz generiert. Es ist bekannt, in welche Krise die erste Moderne führte. Für die heutige zweite Moderne, global und digital, ist dem Mensch zu wünschen, dass er sich an seine Natur erinnert. Er hat so etwas wie eine Schwimmblase: Er kann seine Zeit gestalten.

Und dann ist da noch diese kleine Geschichte des US-Autors David Foster Wallace, die man nicht oft genug erzählen kann. Da schwimmen zwei junge Fische aufgeregt plaudernd durchs Meer. Als sie an einem älteren Fisch vorbeischwimmen, grüßen sie freundlich, der Ältere grüßt zurück – und fragt dann noch: „Und, wie ist das Wasser heute?“ Die beiden antworten möglichst beiläufig „gut, gut“, blicken sich aber verwirrt an, sobald sie außer Hörweite des Älteren sind. Und fragen einander ratlos: „Was ist Wasser?“

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