Tausende fliehen aus Gaza - Viele Leichen in den Straßen
Viele Menschen rannten zu Fuß, um zu fliehen. Viele Leichen lagen in den Straßen. Reporter berichten, wie Tausende aus Gaza vor Israels Angriffen fliehen.
Am Sonntagmorgen sind nach massiven Angriffen der israelischen Armee sind aus Schedschaija im Osten der Stadt Gaza tausende Menschen geflohen. Wie AFP-Reporter berichteten, rannten viele Menschen zu Fuß davon, während die Angriffe andauerten. Auf den Straßen lagen zahlreiche Leichen. Krankenwagen konnten zunächst nicht in das Gebiet vordringen.
Viele Verletzte in Gaza wegen Angriffen offenbar eingekesselt
Rettungskräfte sagten AFP, offenbar seien viele Verletzte wegen der Angriffe eingekesselt. Demnach wurden bereits mindestens 20 Tote in Schedschaija geborgen, es soll hunderte Verletzte geben. Die Opferzahl könne aber noch deutlich steigen.
Die israelische Armee hatte bereits am Samstagabend ihre Bodenoffensive gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen ausgeweitet. Wie das Militär am Sonntagmorgen mitteilte, beteiligten sich zusätzliche Kräfte daran, den "Terror im Gazastreifen zu bekämpfen". Nach israelischen Medienangaben setzten die Streitkräfte eine große Zahl von Bodentruppen im Gazastreifen ein. Die Korrespondentin des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira berichtete am Sonntagmorgen aus dem Gazastreifen, Israel habe den Beschuss aus Panzerkanonen verstärkt.
Nach Angaben des israelischen Militärs vom Sonntagmorgen starben zwei weitere israelische Soldaten. Damit stieg die Zahl der toten israelischen Soldaten seit Beginn der Bodenoffensive in der Nacht zum Freitag auf insgesamt fünf.
Israelischer Luftangriff auf Haus eines Hamas-Mitglieds
Bei einem israelischen Luftangriff auf das Haus eines führenden Hamas-Mitglieds kamen nach palästinensischen Angaben in Gaza-Stadt vier Menschen ums Leben. Die Opfer seien der Sohn des Hamas-Führers, die Ehefrau des Sohnes, ihre Tochter und ein Nachbar gewesen. Der Hamas-Aktivist sei zur Zeit des Angriffs nicht zu Hause gewesen.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon beginnt am Sonntag seine Vermittlungsbemühungen im Konflikt zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas in der katarischen Hauptstadt Doha. Wie die Vereinten Nationen am Samstagabend in New York weiter mitteilten, werde Ban danach nach Kuwait, Kairo, Jerusalem, Ramallah im Westjordanland und in die jordanische Hauptstadt Amman fahren. Ziel der Reise sei es, Israelis und Palästinensern zu helfen, die Gewalt zu beenden. Ban werde am Ende der Woche nach New York zurückkehren.
Ebenfalls in Katar trifft Palästinenserpräsident Mahmud Abbas am Sonntag Hamas-Exil-Chef Chaled Meschaal zu Beratungen über eine Feuerpause im Konflikt mit Israel. Dies berichteten der Hamas im Gazastreifen nahe stehende Quellen und palästinensische Internetseiten. Meschaal lebt in Katar.
Der Sprecher der palästinensischen Rettungsdienste, Aschraf al-Kidra, sagte, seit Beginn der israelischen Bodenoffensive seien mehr als 100 Palästinenser getötet worden.
Israel mit über 1770 Raketen aus Gazastreifen beschossen
Israel wurde seit dem 8. Juli nach einer Mitteilung seiner Streitkräfte von Sonntag mit mehr als 1770 Raketen aus dem Gazastreifen beschossen. Davon seien 360 von Raketenabwehrsystem abgefangen worden. Seit Beginn der Bodenoffensive in der Nacht zum Freitag seien mindestens 70 "Terroristen" getötet worden.
Die in der Nacht zum Freitag begonnene Bodenoffensive wird von den israelischen Streitkräften mit schwerem Raketenbeschuss unterstützt. In Israel starb bei einem Raketenangriff militanter Palästinenser ein zweiter Zivilist an den Folgen seiner Verletzungen.
Israel hatte am 8. Juli erstmals wieder Stellungen der Hamas im Gazastreifen angegriffen. Ziel der nachfolgenden Bodenoffensive sei es vor allem, das verzweigte Tunnelsystem der Hamas inner- und außerhalb des Gazastreifens zu zerstören, hieß es. Auch der Beschuss Israels durch Raketen der Militanten soll gestoppt werden. Zu Beginn der Bodenoperationen war ein israelischer Soldat getötet worden, der irrtümlich aus den eigenen Reihen beschossen wurde.
Humanitäre Lage in Gaza wird immer unerträglicher
Für die Zivilbevölkerung in Gaza wird die humanitäre Lage immer unerträglicher. Zur permanenten Todes- und Verletzungsgefahr gesellen sich langanhaltende Stromausfälle und der Zusammenbruch der Wasserversorgung. Immer mehr Menschen fliehen vor den israelischen Angriffen. 61 500 Palästinenser hätten in den Schulen des Flüchtlingshilfswerks UNRWA Schutz gesucht, teilte UNRWA-Sprecher Chris Gunness am Samstag mit. Das seien mehr als beim letzten großen bewaffneten Konflikt in Gaza um die Jahreswende 2008/09, fügte Gunness hinzu.
Auslöser der jüngsten Eskalation der Gewalt waren die Entführung und Ermordung von drei israelischen Teenagern und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jungen. Eine 2012 vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas, die seit 2007 im Gazastreifen herrscht, wurde daraufhin endgültig Makulatur. afp/dpa/AZ
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