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Interview
19.08.2017

Terror-Experte: „Anschläge können überall passieren“

Schwerbewaffneter Polizist im Badeort Cambrils: Die Attentäter trugen Sprengstoffwesten-Attrappen. Laut Neumann wollten sie mutige Augenzeugen vom Gegenangriff abschrecken.
Foto: Morenatti, dpa

Terrorforscher Peter Neumann sagt: Es war kein Zufall, dass Terroristen in Barcelona zuschlugen. Der Politik wirft er Fehler vor. Steigt die Gefahr auch in Deutschland?

Spanien schien lange von islamistischer Gewalt verschont zu sein. Gibt es eine Erklärung, warum nun ausgerechnet die Region Barcelona von Anschlägen erschüttert wurde?

Peter Neumann: Wenn man die islamistische Radikalisierung innerhalb Spaniens betrachtet, ist Barcelona eindeutig der Brennpunkt. In Spanien nahm die Polizei in den vergangenen drei Jahren fast 200 islamistische Terrorverdächtige fest, mehr als ein Drittel davon wohnte im Großraum Barcelona. Diese Entwicklung hatte ihren Ursprung vor Jahren darin, dass sich in Barcelona ein, zwei salafistische Prediger niedergelassen hatten, die dann immer mehr Anhänger um sich scharten. Wie in anderen Städten, etwa in Bonn oder London, entstand daraus Schritt für Schritt eine radikale salafistische Szene. Zudem ist die Hafenstadt Barcelona ein Drehpunkt zwischen Europa und Nordafrika.

Wurde die islamistische Bedrohung in Spanien unterschätzt?

Neumann: Nein, nicht in Spanien. Ich war 2011 zu Gast bei der katalanischen Polizei. Schon damals konzentrierten sich die Behörden sehr auf dieses Problem, schon 2008 konnte ein Anschlagsplan europäischen Ausmaßes verhindert werden. Trotz des jetzigen Anschlags muss man anerkennen, dass die spanischen Sicherheitsbehörden eine sehr gute Arbeit machen. Das ist ein Hauptgrund, warum es in Spanien seit 2004 bis zum Donnerstag keinen islamistischen Anschlag gab und viele Pläne verhindert wurden. Dass jetzt offensichtlich etwas schief gelaufen ist, sollte unseren Blick auf die bisherigen Erfolge nicht trüben. Dass in Cambrils die fünf Attentäter von der Polizei neutralisiert werden konnten, werte ich als Erfolg.

Die fünf erschossenen Terroristen trugen Sprengstoffwesten-Attrappen. Welche Erklärung gibt es dafür?

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Neumann: So etwas hat man auch schon in Frankreich und Großbritannien gesehen. Die Absicht der Attentäter ist es, mit den Attrappen mutige Augenzeugen abzuschrecken, mit einem Gegenangriff zurück zu kämpfen. Die Attrappen deuten aber auch daraufhin, dass die spanische Terrorzelle nicht aus ausgebildeten Kämpfern bestand. Erfahrene IS-Kämpfer mit Auslandserfahrung hätten wohl keine Attrappen benutzt.

Peter Neumann ist der Direktor des Internationalen Zentrums für Studien zur Radikalisierung am Londoner King's College. Er wirft der Politik Versäumnisse im Kampf gegen Terror vor.
Foto: Peter Neumann

Steigt die islamistische Terrorgefahr in Europa und in Deutschland?

Neumann: Die Terrorgefahr ist unverändert gleich, und sie ist sehr hoch. Solche Anschläge können überall in Europa passieren. Für den IS sind all die Staaten Feinde, die bei der Koalition gegen den Islamischen Staat mitwirken, inklusive Deutschland, Frankreich oder Spanien. Das bedeutet allerdings nicht, dass der IS das leicht steuern kann, in welchem Land er zuschlagen möchte. Das richtet sich vor allem danach, in welcher Region mögliche Attentäter vor Ort und in der Lage sind, Anschläge zu planen und durchzuführen.

Was weiß man darüber wie der IS vom Ausland aus Attentäter steuert?

Neumann: Diese Drahtzieher gehören zum Kern des IS. Seit 2015 gehört das zu den Methoden, wie der IS in Europa Anschläge zu steuern versucht: Es werden Sympathisanten gesucht, die über mobile Internet-Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Telegramm als Attentäter „ferngesteuert“ werden können. Das hat man auch bei dem Terroranschlag in einem Regionalzug bei Würzburg gesehen, wo bis wenige Minuten vor dem Anschlag entsprechende Kommunikation stattfand. Anis Amri wurden bei seinem Lkw-Attentat in Berlin nicht von IS-Leuten aus Syrien sondern aus Libyen gesteuert, wo der IS ebenfalls eine ziemlich starke Präsenz hat. Die Sicherheitsbehörden können diese Kommunikation nicht mitverfolgen, weil die Messenger-Dienste inzwischen so stark verschlüsselt sind.

Welche Rolle spielt der Islam für diese Attentate?

Neumann: Ich bin weder der Meinung, dass solche Anschläge nichts mit Religion zu haben, noch der Meinung, dass sich darin der „wahre Islam“ zeigt. Die korrekte Bezeichnung für die Strömung, der die Terroristen folgen, lautet dschihadistischer Salafismus. Diese Strömung ist ganz am Rande des islamischen Spektrums verortet. Man kann sagen, was hier passiert, ist islamisch, aber nicht, dass diese Gewalt den Islam repräsentiert. Ein Beispiel: Ich lebe und arbeite in England. Wenn in Deutschland Neonazis etwas Schlimmes verbrechen, werde ich hier immer darauf angesprochen: „Was ist denn mit euch Deutschen wieder los?“ Dann sage ich: Das sind zwar Deutsche, die sich auf Deutschland berufen, aber sie repräsentieren nicht das Deutschland von heute. Ähnlich ist es mit den Dschihadisten und dem Islam.

Welche Gemeinsamkeiten haben die islamistischen Täter?

Neumann: Wir haben während der großen IS-Welle gesehen, dass die meisten Rekruten aus gescheiterten Milieus kommen und dass vermehrt Leute mit kriminellem Hintergrund angesprochen wurden. Zwei Drittel der Leute, die aus Deutschland zum Islamischen Staat nach Syrien zogen, hatten bereits Vorstrafen – im Durchschnitt sieben Straftaten. Ein weiterer Anteil sind Konvertiten, die zum Islam konvertierten und in die salafistische Szene gerieten. Auch das sind meist Leute aus gescheiterten Verhältnissen. Sie suchen in der salafistischen Ideologie Gemeinschaft und Auswege. Bis hin zum Gedanken, eine Erlösung darin zu finden, für ihren neuen Glauben töten zu müssen.

Was ist die wichtigste Konsequenz, die Politik und Behörden aus den Anschlägen von Spanien ziehen müssen?

Neumann: Es zeigt sich, dass es ein großer Fehler ist, wenn sich der Staat gegenüber der dschihadistischen Szene zu tolerant zeigt. Wenn sich salafistische Prediger niederlassen und Anhänger um sich scharen können, hat das fast immer Ausreisen ins IS-Gebiet oder terroristische Aktivtäten nach sich gezogen. In fast allen europäischen Staaten ist man sich im Rückblick einig, dass man gegen dschihadistische Moscheen und Prediger früher und aggressiver hätte vorgehen müssen. Auch mit den Verboten in Deutschland hätte man schon früher anfangen sollen. Als eine von vielen Maßnahmen wird seit den Anschlägen von Nizza und Berlin auch mehr auf Sicherheitsmaßnahmen für Feste und gefährdete Straßen geachtet. Nicht nur mit Betonpollern, quergestellten Fahrzeugen, sondern auch architektonisch mit Bäumen oder Bänken. Das gab es auch auf der Flaniermeile Las Ramblas in Barcelona, sonst hätte es dort noch viel mehr Tote und Verletzte gegeben. Interview: Michael Pohl

Peter Neumann gilt als einer der renommiertesten Terrorismusexperten der Welt. Der 42-jährige Würzburger ist Professor am Londoner King’s College und leitet dort das „Internationale Zentrum zum Studium von Radikalisierung“.

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