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Energiewende
18.02.2015

Trasse Süd-Ost: Die Strom-Rebellen geben nicht auf

Die Bürger wehren sich gegen die Trasse Süd-Ost: „Ja zur Energiewende – Nein zur Kohlestrom-Autobahn durch Bayern“
Foto: Felix Kästle (dpa)

Wie wird sie nun verlaufen, die „Monstertrasse“? Nach dem Energiedialog wissen die Bürger in der Region so wenig wie zuvor. Entsprechend ist das Misstrauen geblieben.

Der Feind von Alois Schiegg existiert nicht. Noch nicht. Und trotzdem geht er ihm nicht aus dem Kopf. Wenn Schiegg in seinen Kombi steigt und durch die Gemeinde Marxheim im Landkreis Donau-Ries fährt, erinnern ihn jeden Tag weiße Plakate mit großen schwarzen Buchstaben daran. Darauf stehen Sätze wie „Schützt unsere Kinder“ oder „Zählt nur der Profit der Konzerne?“. Auf einem Plakat am Ortseingang sind zusätzlich drei schwarze, dicke Kreuze aufgemalt. Tod, Tod, Tod.

Trasse: Die Bürger haben Angst um ihre Gesundheit

In Marxheim leben etwa 2600 Menschen, und Alois Schiegg ist ihr Bürgermeister. Der große Mann sorgt sich um die Gesundheit seiner Bürger, wenn spätestens 2022 eine Stromtrasse an Marxheim vorbeiführt. Wenn.

So jedenfalls steht es im Bedarfsplan der Bundesnetzagentur. Netzbetreiber Amprion sagt zwar, es sei nicht klar, wo die Trasse letztendlich entlangläuft. Eine große Ellipse grenzt das Gebiet irgendwo zwischen Schweinfurt und Hof, zwischen Wolmirstedt bei Magdeburg und Gundremmingen bei Günzburg ein. Doch Schiegg rechnet damit, dass die Trasse am Ende durch seine Gemeinde führt.

Das war vor einem Jahr so, als ein Reporter unserer Zeitung für eine Geschichte auf dieser Seite den Bürgermeister erlebte, wie er wegen der Trassenpläne am liebsten „aus der Haut gefahren“ wäre. Und das ist noch immer so, wenngleich sich die Wut nach den Monaten des Widerstands hinter besonnen vorgetragenen Argumenten versteckt. Die hat der Bürgermeister erst beim bayerischen Energiedialog vorgetragen. Sein Eindruck: ohne Erfolg.

Monstertrasse: Kein gesetzlicher Mindestabstand zur Wohnbebauung

Schiegg steigt am Rathaus in sein Auto und fährt drei Minuten in Richtung Osten, biegt in einen Feldweg ein und hält vor einem Strommast, der etwa 25 Meter hoch ist. Hier könnte ein Teil der Trasse Süd-Ost entstehen, sagt er. Geplante Höhe: etwa 40 bis 60 Meter. Bis zum Ortsrand sind es Schiegg zufolge 190 Meter, einen gesetzlichen Mindestabstand zur Wohnbebauung gebe es nicht. „Die Trasse kann über Ihren Vorgarten drübergehen“, sagt Schiegg. Er spricht von schädlicher Strahlung, Krebs, psychischer Belastung. Einige hundert Meter entfernt gehen 73 Schüler in die Grundschule, daneben 60 Kinder in den Kindergarten. „Und manche ältere Menschen tragen einen Herzschrittmacher.“

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In Marxheim haben sie eine Bürgerinitiative gegründet, nachdem Amprion seine Trassenpläne vor einem Jahr im Donauwörther Tanzhaus vorgestellt hatte. „Eine der ersten in der Region“, sagt der Bürgermeister. Sie radelten, um auf ihre Ängste aufmerksam zu machen, zündeten Mahnfeuer an, gingen mit Protestplakaten auf die Straße. Sie sprechen von „Raumwiderstand“, sie fordern: Keine Trasse in unserem Lebensraum. Und sie wollen weitermachen – auch nach dem Energiedialog. Auch nach dem Ergebnis „Zwei minus x“.

Der Informations-Abend zur umstrittenen Stromtrasse Süd-Ost in Donauwörth ist von lautem Protest begleitet worden.
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Lauter Protest bei Info-Abend für Stromtrasse
Foto: Fred Schöllhorn

Deutschland: 2022 sollen alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ist auf diese Formel gekommen. Darin steckt der Wunsch der Staatsregierung, mindestens eine Trasse zu verhindern. Das nach außen zu tragen, ist nun Chefsache. Ministerpräsident Horst Seehofer hat das übernommen, nachdem Aigner das Ergebnis des Dialogs offenkundig etwas vorschnell kommuniziert und sich dafür in der CSU einigen Ärger eingehandelt hatte.

Nach Gesprächen mit 170 Experten aus Wirtschaft, Politik und Interessensverbänden steht nun ein Ergebnis fest, das für viele keines ist: Zwei Trassen, eine oder keine sollen aus Norddeutschland nach Bayern führen, wenn spätestens 2022 alle Atomkraftwerke abgeschaltet sind. Das sind die Optionen, mit denen Bayern in die entscheidenden Gespräche mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel geht. Ein Ergebnis, auf das die Menschen in der Region zwei Monate lang gespannt gewartet haben – das aber niemanden wirklich zufriedenstellt.

Trasse Süd-Ost: Die Bürger wehren sich

Auch Schiegg saß in Arbeitskreisen. Er sagt, es sei gut, dass über die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland gesprochen wurde. Aber: Er wisse nun so viel wie zuvor. Betreffen die Trassenpläne nun seine Gemeinde oder nicht? Alle müssen weiterhin mit allem rechnen. Der Konjunktiv bestimmt die Debatte, nicht nur in Marxheim.

Überall entlang der einst geplanten Trasse Süd-Ost zwischen Hof und Meitingen nördlich von Augsburg organisieren sich Menschen in Bürgerinitiativen. Ende Januar protestierten 1500 Menschen auf dem Marktplatz in Oettingen (Kreis Donau-Ries) und 2000 in Pegnitz im Kreis Bayreuth. Auch in Kulmbach und Nürnberg gibt es seit einem Jahr immer wieder Proteste. Die Ängste sind überall dieselben: Krankheit, Kohlestrom, Umweltzerstörung, Enteignung.

Das beklagen auch Anne Hecht und ihr Mann Robert. Der sagte vor einem Jahr unserer Zeitung, er wolle „mit allen erdenklichen Mitteln“ gegen die Trasse kämpfen, „im gesetzlichen Rahmen“. Seitdem ist vieles anders. Etwa, dass die Planer inzwischen Gundremmingen als Endpunkt der Trasse bevorzugen und nicht mehr Meitingen. Nur eines ist gleich geblieben: Die Hechts sind nach wie vor dagegen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Trasse trotzdem Meitingen streift.

Energiewende: Braucht es die neue Stromtrasse wirklich?

Das Ehepaar aus der Marktgemeinde mit den 11000 Einwohnern wehrt sich gegen eine Stromtrasse, egal wo sie entlangläuft, wo sie beginnt und wo sie endet. Zumindest so lange, bis jemand ihre dringendste Frage beantwortet: Braucht es die Leitung wirklich für die Energiewende? Für Bundesregierung und Netzbetreiber ist das unumstritten. Große Windparks im Norden sollen in Zukunft auch den Süden mit sauberer Energie versorgen. Es ist ein Projekt, mit dem Deutschland Vorreiter sein will. Für Anne Hecht ist nur klar: „Die, die sagen, man braucht sie, verdienen auch daran.“

Sie verschwindet in einem Büroraum und kommt mit einem Plan zurück, der halb so groß ist wie eine Tür. Darauf sind bunte Kreise eingezeichnet. Schwarz steht für Steinkohle, rot für Braunkohle. Dann fährt sie mit dem Zeigefinger über die Trassen, die auf der Karte eingezeichnet sind. Die Hechts befürchten, dass in Zukunft vor allem Kohlestrom durch die Leitungen nach Bayern fließen könnte. Ist die Stromtrasse eine Mogelpackung? Eine Verpackung mit schönem Etikett, aber schmutzigem Inhalt?

Trasse Süd-Ost: Die Strom-Rebellen geben nicht auf
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BR-Bürgerforum zur Stromtrasse in Niederschönenfeld
Foto: Simon Bauer

„Ja zur Energiewende – Nein zur Kohlestrom-Autobahn durch Bayern“

Die Hechts dokumentieren ihren Kampf gegen die Stromtrasse, seitdem es hieß, sie solle in Meitingen enden. Skizzen, Dokumente, Flugblätter. Sie sagen, die Petition „Ja zur Energiewende – Nein zur Kohlestrom-Autobahn durch Bayern“ an Bundes- und Landtag habe nichts bewirkt – trotz 21853 Unterschriften. Das ist die Chronologie eines Widerstands, der noch nicht beendet ist. Denn das letzte Wort in dieser Debatte spricht der Bund. Wann, ist unklar. Wie so vieles.

30 Kilometer weiter in Marxheim will Bürgermeister Schiegg weiter Druck aufbauen. Weil die Forderungen der Gegner sonst verhallen könnten. Etwa 200 bayerische Kommunen befürchten, von den Planungen der Netzbetreiber betroffen zu sein. Insgesamt gibt es in Bayern 2056 Kommunen. „Die haben einfach einen geraden Strich durch die Landschaft gezogen“, klagt Schiegg.

Amprion: Bürger wollen mehr Informationen zur Trasse

Er legt einen dicken Ordner auf den Tisch und sagt: „Das ist der dünne.“ Vor einem Jahr standen seine Informationen über die Stromtrasse noch auf sieben Infoblättern von Amprion. Inzwischen haben sich drei Aktenordner angesammelt. Die Menschen in Marxheim seien misstrauisch geworden, auch weil sie das Gefühl haben, der Konzern aus Dortmund informiere sie nicht ausreichend. Also tun sie es selber, zum Beispiel über das Internet.

Schiegg blättert durch seine Unterlagen und fordert: Wenn eine Trasse kommen sollte, dann bitte unterirdisch. Damit könnte er leben. Er rechnet vor, dass eine Erdverkabelung nicht viel teurer sei als Leitungen über Land. Amprion dagegen geht davon aus, dass unterirdische Kabel bis zu acht Mal mehr kosten, und die Wartung sei schwierig. Überlandleitungen sind deswegen realistischer. Schiegg fragt sich: Warum dann nicht entlang von Autobahnen, Bundesstraßen, Bahnlinien – sondern durch sein Marxheim?

Energiewende: Führt die Stromtrasse durch Marxheim?

Bleibt noch Gundremmingen, dem möglichen neuen Endpunkt der Trasse. Ein Ort der Aufruhr? Nein. Ruhe. Gelassenheit. Viele der Menschen hier schauen seit Jahrzehnten auf den Dampf, der über den Kühltürmen des Atomkraftwerks aufsteigt, und die Stromleitungen, die die Gemeinde mit ihren gut 1500 Einwohnern umgarnen. Es ist ein gewohntes Bild, das sich durch die Trassenpläne nicht stark verändern würde. Die Infrastruktur für den Endpunkt einer Stromtrasse sei sowieso schon vor Ort, sagen manche Bürger. Und der Standort Gundremmingen bliebe als wichtiger Punkt der Stromversorgung erhalten. Auch deswegen ist die Akzeptanz wohl so groß – und die Stimmung in der Gemeinde so ruhig.

Ein Problem sehen die Gundremminger eher dort, wo die Trasse eine unberührte Umwelt durchschneiden könnte, etwa im nahe gelegenen Donautal. Auch eine dreiviertel Autostunde entfernt dürfte man diese Sorge verstehen. Die Plakate mit den schwarzen Buchstaben, sie hängen noch in Marxheim.

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