Uwe-Karsten Heye, der Kämpfer gegen Rechts
Uwe-Karsten Heye, einst Sprecher von Gerhard Schröder, warnt: Nicht die Flüchtlinge gefährden die Innere Sicherheit, sondern die Rechtsextremisten.
Wegsehen mag er nicht, schweigen erst recht nicht. Und auch wenn sein Haar mittlerweile schlohweiß geworden ist und er längst seinen wohlverdienten Ruhestand genießen könnte, ist er weder ruhiger noch gelassener geworden, erst recht nicht altersmilde. Im Gegenteil, Uwe-Karsten Heye, einst enger Vertrauter von Gerhard Schröder und somit deutlich mehr als „nur“ sein Sprecher, als er niedersächsischer Ministerpräsident in Hannover und Bundeskanzler in Berlin war, hat eine Berufung, die ihn nicht ruhen lässt. Mit Haut und Haaren hat sich der 75-Jährige dem Kampf gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit verschrieben.
Am Donnerstag präsentierte der frühere Journalist, Diplomat und Autor zusammen mit der Schauspielerin Iris Berben, dem Dresdener Chefdramaturgen Robert Koall, der TV-Moderatorin Wana Limar und dem Bürgermeister von Altena/Westfalen in der Berliner „Topographie des Terrors“ das von ihm herausgegebene Buch „Mein Kampf – gegen Rechts“. Das Buch folgt in der Gestaltung des Titels und in der Typografie exakt der Hetzschrift „Mein Kampf“ von Adolf Hitler, die nach dem Erlöschen des Urheberschutzes seit wenigen Wochen wieder veröffentlicht werden darf. Und doch setzt es dem Werk des Tyrannen die Porträts von elf starken Menschen entgegen, die sich im Deutschland dieser Tage auf unterschiedliche Weise gegen rechte Gedanken und Gewalt engagieren und für ein weltoffenes, menschenfreundliches Land werben.
Uwe-Karsten Heye war Redenschreiber für Willy Brandt
Für Uwe-Karsten Heye, der von 1974 bis 1979 Pressereferent und Redenschreiber des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD) war, danach als freier Autor für ARD und ZDF arbeitete und nach dem Wahlsieg Gerhard Schröders (SPD) in Niedersachsen dessen Sprecher wurde, sind es nicht die Flüchtlinge, die den inneren Frieden in Deutschland gefährden, sondern die Rechtsextremen. Seit dem Fall der Mauer habe die rechte Gewalt in Deutschland etwa 180 Todesopfer gefordert. „Dies ist tatsächlich die große innenpolitische Herausforderung, mit der wir es zu tun haben“, wird er nicht müde zu warnen. Nicht die Flüchtlinge seien das Problem, sondern der rechtsextremistische Bereich, der Fremdenfeindlichkeit und Rassismus schüre und dessen Gedankengut mittlerweile bis in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen sei. Angesichts von mehr als 500 Anschlägen auf Flüchtlinge und Flüchtlingsunterkünfte befürchte er, „dass wir bald die ersten Toten auf der Seite der Flüchtlinge zu beklagen haben“.
Gleichwohl ist Heye, der von 2003 bis 2005 als Generalkonsul in New York tätig war und heute mit seiner dritten Frau Sabine Haack in Potsdam lebt, „optimistisch genug“, dass sich die Geschichte nicht wiederholen werde und die Demokratie nicht noch einmal scheitere wie 1933.
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