VW soll auch beim Sprit-Verbrauch betrogen haben
Automobilkonzern VW gab zu, bei 800.000 Fahrzeugen falsche Angaben zu Spritverbrauch und Kohlendioxid-Ausstoß gemacht zu haben. Nicht nur Diesel-Fahrzeuge sind betroffen.
Nach neuen Enthüllungen im VW-Skandal wächst auch für die anderen deutschen Automobilhersteller das Risiko, in die Affäre hineingezogen zu werden. Der Volkswagen-Konzern hatte zuvor überraschend eingeräumt, gegenüber den Zulassungsbehörden und damit auch den Autokäufern bei mindestens 800.000 Fahrzeugen zu niedrige Angaben für den Spritverbrauch und den klimaschädlichen Kohlendioxid-Ausstoß gemacht zu haben. Dies betreffe auch 98.000 Benzinfahrzeuge, sagte Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU).
Dabei handelt es sich ausgerechnet um als besonders benzinsparend beworbene Modelle mit sogenannter Zylinderabschaltung, die bei langsamem Tempo die Motorleistung und den Verbrauch reduzieren soll. Bei den meisten betroffenen Fahrzeugen handelt es sich laut VW auch beim neuen Skandal um Dieselfahrzeuge: Laut Informationen der Frankfurter Allgemeinen soll es sich auch hier überwiegend um Modelle mit der Bezeichnung „Blue Motion“ handeln, die Volkswagen als sparsam und umweltschonend anpreist.
Konzerntöchter Audi, Skoda und Seat ebenfalls betroffen
Wie die Zeitung unter Berufung auf einen konzerninternen Ermittlungsbericht schreibt, soll es sich nicht wie im ersten Diesel-Skandal um Software-Manipulationen handeln, „sondern schlicht um betrügerische Angaben“. In den internen Untersuchungsprotokollen werde als Beispiel ein „Golf Blue Motion“ genannt, der mit 90 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer zugelassen sei und tatsächlich mehr als 100 Gramm ausstoße.
Laut Volkswagen sind nicht nur Fahrzeuge der Marke VW, sondern auch der Konzerntöchter Audi, Skoda und Seat betroffen. Offen ist, ob auf die Fahrzeugbesitzer höhere Kfz-Steuerzahlungen zukommen, da die Abgabe seit 2009 an den CO2-Ausstoß gekoppelt ist. Dobrindt sieht bei möglichen Steuernachzahlungen jedoch VW „in der Pflicht“.
Experten fordern strengere Prüfverfahren
Experten und Umweltverbände fordern nun für alle Autohersteller strengere Prüfauflagen: „Wir brauchen ein völlig neues einheitliches Verfahren, um Verbrauch und Schadstoffe zu messen“, sagte der Umweltexperte Axel Friedrich unserer Zeitung. Friedrich arbeitete lange Jahre beim Bundesumweltamt und deckte den VW-Dieselskandal in den USA mit auf. „Wir brauchen Prüfverfahren, die ausschließlich auf der Straße unter realistischen Bedingungen erfolgen“, betont der Experte. „Die heutige Methode macht nur die Luft im Labor sauber und nicht in der Umwelt.“
Besonders bedenklich sei, dass die Differenz zwischen den auf dem Prüfstand gemessenen Verbrauchs- und Abgaswerten und dem tatsächlichen Spritverbrauch auf der Straße seit Jahren immer größer werde. „Hier werden die Werte ganz klar zulasten der Verbraucher und der Umwelt geschönt“, betont Friedrich. „Jeder, der heute ein neues Auto kauft, weiß, dass die Angaben der Hersteller mit dem realen Mindestverbrauch nicht übereinstimmen.“ (mit dpa)
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