Verband: Bundeswehr steht "kurz vor der Implosion"
Die Bundeswehr stehe "kurz vor der Implosion", verkündete Verbands-Chef Ulrich Kirsch am Montag in Berlin. Bis 2017 fordert er 10.000 neue Stellen.
Der Bundeswehrverband hat für die Jahre bis 2017 zusätzlich 10.000 Stellen bei den Streitkräften gefordert, um Umbrüche und Mehrbelastungen wegen der Bundeswehrreform bewältigen zu können. Wenn jetzt nicht schnell gehandelt werde, drohe das innere Gefüge der Bundeswehr nachhaltig Schaden zu nehmen, warnte Verbands-Chef Ulrich Kirsch am Montag in Berlin. "Die Bundeswehr steht kurz vor der Implosion", sagte Kirsch bei der Vorstellung einer Zielgruppenbefragung seines Verbandes. Es müsse zeitlich befristet zusätzliches Personal eingestellt werden, "um die größten Herausforderungen der Neuausrichtung zu meistern".
Truppen und Familien werden kaputt gespart
Derzeit verlaufe der mit der Reform verbundene Personalabbau zu schnell, kritisierte Kirsch. Er verwies dabei auf zusätzliche Belastungen durch die neuen Auslandseinsätze in der Türkei und in Mali sowie auf zeitweilige Doppelstrukturen, die mit der Reform verbunden seien. "In der Folge werden die Stehzeiten im Ausland immer länger, Regenerationsphasen in der Heimat immer kürzer", sagte der Verbandsvorsitzende. Das alles belaste die Soldaten: "Hier spart man Truppe und Familien kaputt." Die Soldaten leisteten Außerordentliches, aber "auch diese Menschen stoßen an ihre Grenzen".
Die Bundeswehrreform insgesamt erhielt laut Bundeswehrverband bei der Zielgruppenbefragung erneut schlechte Noten. Nicht einmal acht Prozent bewerteten die Neuausrichtung demnach als "gut" oder "sehr gut". 74 Prozent der Befragten gaben an, sie würden ihren Kindern den Dienst in den Streitkräften nicht empfehlen.
Bundeswehrreform insgesamt sehr kritisch bewertet
Für die Untersuchung befragte die Universität Chemnitz im Auftrag des Bundeswehrverbandes 3991 militärische und zivile Führungskräfte der Bundeswehr. Insgesamt seien 2.200 Fragebögen ausgewertet worden. Dies entspreche einer Beteiligungsquote von rund 60 Prozent. Auch eine frühere Befragung hatte eine sehr kritische Bewertung der Bundeswehrreform ergeben.
Das Bundesverteidigungsministerium wies die Forderung nach neuen Stellen bei der Bundeswehr zurück. Zwar seien "Ärger und Frustration" in der Truppe verständlich, sagte ein Ministeriumssprecher in Berlin. "Das war auch nicht anders zu erwarten", fügte er mit Blick auf die umfangreiche Bundeswehrreform hinzu. Für die Forderung nach 10.000 neuen Stellen sehe er aber keine Grundlage. AFP
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